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Als das Wasser von oben und unten kam

In diesen Juni-Tagen vor fünf Jahren war Flut – was in Radebeul und Coswig seitdem repariert und sicherer ist.

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© Norbert Millauer

Von Ines Scholze-Luft & Peter Redlich

Radebeul/Coswig. So friedlich, so trocken haben wir es derzeit vor unserer Haustür in Radebeul und Coswig. Vor fünf Jahren lief Anfang Juni alles über – das Elbehochwasser von unten, der Starkregen mit den Bächen aus dem Moritzburger Hochland von oben. Was seitdem zum Flutschutz getan wurde?

Deichbau Fürstenhain: 360 Meter lang, 4,5 Meter hoch, 4,5 Millionen Euro teuer.
Deichbau Fürstenhain: 360 Meter lang, 4,5 Meter hoch, 4,5 Millionen Euro teuer. © Norbert Millauer
Schieber Seegraben: An der Grenze zu Dresden Flutwasser schnell ablassen.
Schieber Seegraben: An der Grenze zu Dresden Flutwasser schnell ablassen. © Norbert Millauer
Friedhofsmauer Am Gottesacker: Steht fest und sicher, über eine Million Euro.
Friedhofsmauer Am Gottesacker: Steht fest und sicher, über eine Million Euro. © Norbert Millauer
Bauwerk Lockwitzbach Coswig. Hier geht es in zwei Richtungen.
Bauwerk Lockwitzbach Coswig. Hier geht es in zwei Richtungen. © Norbert Millauer

Viel Geld vom Land für den Flutschutz, aber weniger Schaden als 2002

Insgesamt hat der Freistaat Sachsen 2,6 Milliarden Euro in die Schadensbeseitigung und den präventiven Hochwasserschutz an den Gewässern investiert. Davon fielen reichlich 1,8 Milliarden Euro auf Projekte der Landestalsperrenverwaltung. Bis 2023 sollen nochmals rund 630 Millionen Euro dazu kommen, wovon 520 Millionen Euro durch die Landestalsperrenverwaltung in Bauten umgesetzt werden.

Etwa zwei Drittel der Maßnahmen des sächsischen Hochwasserschutzprogramms sind bereits abgeschlossen. Grundlage des Programms waren die Hochwasserschutzkonzepte für alle sächsischen Gewässer I. Ordnung, die nach dem Hochwasser 2002 aufgestellt wurden. Viele dieser Maßnahmen waren beim Hochwasser 2013 bereits abgeschlossen, sodass in diesen Städten und Gemeinden schlimme Überschwemmungen verhindert werden konnten.

Die Schadenssumme lag beim Hochwasser 2013 in Sachsen bei rund zwei Milliarden Euro. Im Vergleich zum Augusthochwasser 2002 fielen die Schäden deutlich geringer aus. Damals lag die Schadenssumme bei rund neun Milliarden Euro.

Was bisher an Schutz- und Wiederaufbau in Radebeul passiert ist

Der Wiederaufbauplan der öffentlichen Infrastruktur der Stadt Radebeul umfasst 38 bestätigte Einzelmaßnahmen mit einem im Februar 2015 bestätigten Budget von etwa 16 Millionen Euro.

Mancher Radebeuler, der nahe dem Elbufer wohnt oder hier sein Gewerbe hat, schaut neidisch und auch besorgt auf die andere Elbseite. Dort wurde 2017 vor Cossebaude an der Elbe eine fünf Kilometer lange Hochwasserschutzlinie fertiggestellt, mit Deich und Pumpwerken.

Auf Radebeuler Seite ist der Deichbau vor Fürstenhain begonnen worden. Die Arbeiten laufen derzeit zum Aufbau des Deichkörpers. Der Betonteil mit dem Übergang ist bereits im vorigen Jahr fertiggestellt worden. Ziel ist es, den Deich bis zum Spätsommer dieses Jahres fertig zu haben.

Selbst in Ordnung gebracht hat die Stadt Radebeul Flutschäden an der evangelischen Grundschule, Wilhelm-Eichler-Straße, am Weißen Haus in Serkowitz, Teile des Seegrabens an der Stadtgrenze zu Dresden, Weinbergmauern am Spitzhaus, Eggersweg und Talkenbergweg. Gewässer im Lößnitzgrund (Lindenaubach, Schlamm- und Meiereiteich) wurden saniert. Straßen- bzw. Wegabschnitte an der Kötzschenbrodaer Straße, An der Jägermühle, Barkengasse, Finsteren Gasse, Kroatengrund sowie am Elberadweg sind repariert worden.

In Arbeit sind noch sieben kommunale Bauvorhaben, die bis spätestens Juni 2019 abgeschlossen sein sollen. Der Straßenabschnitt Kottenleite/Obere Johannisbergstraße, einschließlich Regenrückhaltebecken, befindet sich im Bau, Fertigstellung voraussichtlich Ende 2018. Im Rietzschkegrund soll die Straße bis 2019 saniert sein. Auch am Lößnitzbach und seiner Mündung in die Elbe soll noch gearbeitet werden. Seitens der Wasserwirtschaft WSR GmbH sind Erneuerungen in Serkowitz abgeschlossen; in Kötzschenbroda und Naundorf müssen noch Rohre gewechselt werden.

Hochwasserschutz und Wiederaufbau läuft in Radebeul auch am Bootshaus an der Uferstraße. Fertig ist die Sanierung der Kötzschenbrodaer Straße zwischen Fürstenhain und dem Anschluss an den Ortsteil Serkowitz. Die Kirchgemeinde der Friedenskirche hat ihre unterschwemmte Friedhofsmauer am Friedhof Gottesacker abgerissen und neu – jetzt hochwassersicher – wieder aufgebaut.

Vor dem Gewerbegebiet an der Fabrikstraße, im Westen der Stadt, wurden entlang vom Vierruthenweg Spundwände in die Erde getrieben. Sie sollen verhindern, dass in der Tiefe Grundwasser die Betriebsanlagen der Firmen unterspült. Oberhalb sind die Metallwände so angelegt, dass sie Hochwasser wie 2002 und 2013 abhalten.

Wie Coswig nach 2013 die Stadt flutsicherer gemacht hat

Nicht nur am Elbufer in Kötitz, Brockwitz und Sörnewitz hat die Flut 2013 erneut großen Schaden hinterlassen. Auch am Lockwitzbach – vom Spitzgrund bis zur Brockwitzer Straße – hat das Hochwasser vor fünf Jahren richtig zugeschlagen. Allein dort entstand ein Schaden in Höhe von drei Millionen Euro. Mit unterspülten Straßen, ausgewaschenen Böschungen, verwüsteten Grundstücken. Großes Ziel der Stadt: Die Lockwitz flutsicher zu machen. Dazu musste der Bachlauf neu befestigt werden, ein Pflege- und Schutzweg entstand. Rund 2,4 Millionen Euro wurden investiert. Die Sanierung des Spitzgrundteichs wurde im Frühjahr 2017 abgeschlossen. Der Damm ist stabilisiert. Kosten: rund 275 000 Euro.

Insgesamt war der Schaden in Coswig allerdings allein an der öffentlichen Infrastruktur wie an kommunalen Straßen und Wegen noch deutlich höher. Im Rahmen der Richtlinie Hochwasserschäden 2013 hatte die Stadt Verluste in Höhe von 7,95 Millionen Euro mit 35 Einzelmaßnahmen – einschließlich Projektsteuerungsmaßnahme – an den Freistaat gemeldet. Alle Maßnahmen wurden anerkannt und in einem Wiederaufbauplan mit einem Gesamtvolumen von 7,93 Millionen Euro bestätigt, informiert Bürgermeister Thomas Schubert (parteilos). Mittlerweile ist ein Großteil, 30 Maßnahmen, mit insgesamt 3,36 Millionen Euro endabgerechnet, fördertechnisch ausgezahlt und geprüft. Für zwei Aufgaben im Volumen von 852 000 Euro wird der Verwendungsnachweis derzeit vorbereitet.

Zwei weitere Aufgaben mit einem Volumen von reichlich drei Millionen sind baulich noch nicht vollständig abgeschlossen – das betrifft den letzten Abschnitt des Lockwitzbachs oberhalb vom Spitzgrundteich und das Hochwasserpumpwerk Kötitz. Insgesamt wird das Budget von 7,93 Millionen Euro eingehalten, so der Bürgermeister. Derzeit sind etwa 7,3 Millionen Euro Ausgaben angefallen und rund 6,6 Millionen Euro Fördermittel ausgezahlt.

Zudem läuft ein Haushebe-Vorhaben mit wissenschaftlicher Unterstützung. Im Mai 2017 startete das zweijährige Forschungsprojekt HUeBro: Haushebung in Überschwemmungsgebieten am Beispiel des Elbedorfs Brockwitz. Näheres dazu ist zu erfahren am Freitag in Dresden bei der Langen Wissenschaftsnacht: ab 18.30 Uhr, Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung, Weberplatz 1.