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Ärztedichte in Ordnung, aber teils lange Wartezeiten

Die SZ befragte Bewohner des Landkreises zur medizinischen Versorgung vor der Haustür. Einige Ergebnisse überraschen.

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© dpa

Von Domokos Szabó

Freital/Pirna. Schule weg, Laden weg, Arzt weg… Wenn es um den demografischen Wandel und dessen Folgen auf dem Land geht, ist das Bild von der geschlossenen Praxis nie weit. Doch die Situation ist im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge zumindest derzeit alles andere als kritisch. Das geht aus einer SZ-Umfrage hervor, an der sich knapp 1 000 Einwohner des Landkreises beteiligt haben. Dieses Ergebnis wird auch von der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen bestätigt.

© Grafik: SZ

So sagten 90 Prozent der Umfrageteilnehmer, sie erreichen die nächste Hausarztpraxis in 15 Minuten. Auch die nächste Apotheke ist für 84 Prozent in einer Viertelstunde erreichbar. Zudem haben die Patienten mehrheitlich nicht das Gefühl, dass die Ärztedichte abgenommen hätte. Nur 20 Prozent meinten, dass es früher mal eine Arztpraxis gegeben hat, zu der die Wege kürzer waren.

Katharina Bachmann-Bux, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen, bestätigt: „Grundsätzlich stellt sich die Versorgungssituation für den gesamten Landkreis als positiv dar. Es gibt keine unterversorgten Gebiete.“

Dennoch könnten sich noch einige Ärzte im Landkreis ansiedeln – vorausgesetzt, es finden sich dafür Interessenten. Platz ist für zusätzlich 23,5 Hausarztstellen und für einen Kinder- und Jugendpsychiater. Eine Zulassungsmöglichkeit besteht immer dann, wenn der Versorgungsgrad in einem Planungsbereich in der fraglichen Disziplin unter 110 Prozent liegt.

Der Landkreis ist in vier Planungsbereiche aufgeteilt, die sich im Wesentlichen an den Grenzen der Altkreise orientieren. Die meisten neuen Hausärzte könnten sich danach in Freital und Umgebung niederlassen. In dieser Region praktizieren 44 Mediziner, 11,5 Stellen könnten noch laut der Kassenärztlichen Vereinigung dazu kommen. In Pirna und Umgebung beträgt das Verhältnis 59 zu 7. Doch den Planern ist auch klar, dass die ländlichen Regionen gezielte Hilfe brauchen, um den Stand der Versorgung mindestens zu halten. Die Kassenärztliche Vereinigung verweist auf diverse Förderprogramme, die diesem Zweck dienen sollen. So bekommen Medizinstudenten Zuschüsse, wenn sie sich in diese Richtung orientieren. Zusätzliches Geld gibt es auch für Weiterbildungen, das gezahlt wird, wenn der Antragsteller aus einem Planungsbereich mit „festgestellter oder drohender“ Unterversorgung kommt. Allerdings: In diese Kategorie fällt keiner der vier Planungsbereiche im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

Laut einer Statistik der Vereinigung sieht es bei den Fachärzten noch entspannter aus: Ob Augenärzte, Chirurgen, Hautärzte, HNO-Ärzte oder andere, der Versorgungsgrad beträgt jeweils mehr als 100 Prozent. Dennoch sagten bei der Umfrage zwei von drei Teilnehmern, lange auf einen Facharzttermin warten zu müssen. Offen bleibt, warum – aus der Sicht der Ärztevereinigung – ausreichend Mediziner den Patientenstrom dann doch nicht so optimal bewältigen können. Bei der Umfrage im Landkreis Meißen gab jeder Dritte lange Wartezeiten bei Fachärzten an.

Hilfe am Service-Telefon

Katharina Bachmann-Bux von der Ärztevereinigung empfiehlt vom Warten geplagten Patienten das Servicetelefon der Organisation: „Wir bieten eine Vermittlung von dringlichen Facharztterminen mit Überweisung sowie psychotherapeutische Sprechstunden und Akutbehandlungen“, sagt sie. Besetzt ist der Anschluss 0341 23493711 Montag bis Freitag 08.30 bis 12.30 Uhr und mittwochs zusätzlich von 14 bis 17 Uhr. Wenn Patienten beim Haus- oder Facharzt lange Wartezeiten in der Praxis befürchten, begeben sie sich mitunter in die Notfallaufnahme im nächstgelegenen Krankenhaus. Mancher kritisiert das als Missbrauch der Notfallversorgung. Bei der SZ-Umfrage gaben aber nur ganz wenige an, diese Möglichkeit zu nutzen. Gerade mal vier Prozent bejahten eine entsprechende Frage. Zum Vergleich: Im benachbarten Landkreis Meißen betrug dieser Wert immerhin 21 Prozent.