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Ärger im Königsteiner Malerwinkel

Udo Kühn darf Stadtrundgänge nicht mehr in der Bienermühle beenden. Bedeutet das das Aus für den Stadtschleicher?

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© Daniel Schäfer

Von Yvonne Popp

Königstein. Seit gut drei Jahren ist Udo Kühn als Stadtschleicher in Königstein unterwegs. In dieser Eigenschaft führte der Hobbyhistoriker Touristen und Einheimische durch die Festungsstadt. Ausklang der Führungen war bisher immer die Einkehr in der Bienermühle, vielen auch als Malerwinkel bekannt. Doch damit ist es nun vorbei, denn zwischen dem Malerwinkelverein und dem Stadtschleicher hat es gekracht.

Doch was ist passiert? Lange hatte sich Udo Kühn allein bemüht, den maroden Gebäudekomplex an der Mühlgasse zu erhalten. Das war aber nicht zu schaffen. Nach dem im Juli 2017 im Malerwinkel das erste Sandsteinfest stattfand, gründete sich schließlich ein Verein. Dessen Ziel war es, die Gebäude zu erhalten und sie für Veranstaltungen nutzbar zu machen. Seitdem sei aber nichts passiert, sagt Udo Kühn, der selbst Mitglied im Malerwinkelverein ist. Weder habe die alte Vogtei einen Sanitärtrakt bekommen, noch seien alte Bausubstanzen gesichert worden.

Erste Unstimmigkeiten hatte es laut Kühn über den Einbau von unbehandeltem Holz im Keller der Vogtei gegeben. „Weil das moderte, habe ich um Rückbau des Fußbodens gebeten“, erzählt er. Um Leihgaben vor der Feuchtigkeit zu schützen, hatte er sie aus den Räumen entfernt und mitgenommen, darunter eine Fahne, eine Landkarte und ein Relief der Künstlerin Sunny Tietze. Das stieß auf Kritik im Verein. Dass er dann auch noch eine Offenlegung der Vereinsfinanzen gefordert hatte, habe zusätzlich Öl ins Feuer gegossen, sag Udo Kühn.

Die Konsequenz: Der Verein ließ die Schlösser tauschen, sodass der Stadtschleicher nun keinen Zutritt mehr hat. Eine Maßnahme, die beide Seiten nicht unbedingt glücklich macht. „Herr Kühn spricht nicht mit den anderen Vereinsmitgliedern“, bedauert Andrea Hoppe vom Vereinsvorstand. „Er räumte Dinge aus der Vogtei, ohne etwas zu sagen.“ Darunter seien auch Gegenstände gewesen, die nicht Kühn, sondern ausdrücklich dem Verein als Leihgabe überlassen worden sind, erklärt sie weiter. Das größte Ärgernis für den Verein ist aber, dass Udo Kühn neben seinen Rundgängen auch noch Veranstaltungen auf eigene Faust im Malerwinkel abhält, ohne diese vorher mit dem Verein abzustimmen, oder gar bei der Stadt anzumelden.

Eine Aussprache beider Parteien brachte kein Ergebnis. Udo Kühn sei, was die nicht genehmigten Veranstaltungen betrifft, uneinsichtig gewesen, sagt Andrea Hoppe. Deshalb bleibe es beim Status quo. Udo Kühn erhält keine Schlüssel mehr für den Malerwinkel. Auch soll er die Sachen, die er im Meisterhaus eingelagert hat, räumen. Trotzdem, so betont Andrea Hoppe, schätze der Verein die Ideen, mit denen sich Udo Kühn in der Vergangenheit eingebracht hat sehr.

So ganz loslassen kann auch der Stadtschleicher nicht. Er will nach wie vor Mitglied im Malerwinkelverein bleiben. Seine Stadtführungen beendet er momentan in der Plappermühle. Ob er aber im nächsten Jahr noch Führungen anbieten wird, weiß er noch nicht.