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Achtung, giftig!

Kräuterführer Tom Zschaage kennt sich aus an den Dresdner Elbwiesen und zeigt Pflanzen, die gefährlich werden können.

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© Christian Juppe

Von Julia Vollmer

Sommerzeit ist Elbwiesenzeit. Tausende Dresdner strömen hinaus und an den Fluss. Spaziergänger, Radfahrer, Eltern mit Kindern und Hundebesitzer. Dort ist auch Tom Zschaage häufig unterwegs. Er hat eine Ausbildung in Kräuterheilkunde absolviert und bietet Führungen für Erwachsene, aber auch für Kindergruppen an. Zschaage möchte ihnen die Kräuter, die an den Wiesen in Tolkewitz, Pillnitz und der Altstadt wachsen, als Kochzutaten und Medizin näherbringen. Aber seine Botschaft ist auch: Nicht alles anfassen oder verzehren, es wuchern auch giftige Pflanzen.

Der Hahnenfuchs
Der Hahnenfuchs © dpa
Das Maiglöckchen
Das Maiglöckchen © dpa
Der Efeu
Der Efeu © dpa

Beispiel 1: Der Hahnenfuß

Im Volksmund wird diese Pflanze mit den gelben Blüten auch Butterblume genannt. Aber so schön wie sie aussieht, so giftig ist sie auch. Vorsicht ist deshalb nicht nur für den Menschen geboten, sondern auch beim Sammeln von Futter für Haustiere. Besonders die Blüten und Wurzeln des Hahnenfußes sind giftig. Ein Hautkontakt kann zu Hautrötungen, Juckreiz und Blasenbildung führen, so Tom Zschaage. Beim Verzehr größerer Mengen können Erbrechen, Durchfall, Schwindelgefühle, Krämpfe und Lähmungen auftrete. Wer aber nur die Blüten bewundert, muss nichts befürchten.

Beispiel 2: Das Maiglöckchen

„Achtung, nicht verwechseln mit dem Bärlauch“, warnt Tom Zschaage. Während der Bärlauch köstlich ist, ist das Maiglöckchen giftig. Um die beiden Pflanzen sicher unterscheiden zu können, gibt es mehrere Anhaltspunkte: So duften die Blätter vom Bärlauch stark nach Knoblauch und sind an der Unterseite stumpf. Die Blätter des giftigen Maiglöckchens riechen dagegen nicht und glänzen an der Unterseite.

Die in den Blumen enthaltenen Giftstoffe senken die Herzfrequenz. Aufgrund dieser Eigenschaften werden die Wirkstoffe in Medikamenten gegen Herzleiden eingesetzt, doch in niedriger Dosis. Wer zu viel davon konsumiert, muss in Extremfällen mit einem Herzstillstand rechnen. Es kann h zu Bauchbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, aber auch zu Sehstörungen und Schwindelgefühl kommen.

Beispiel 3: Der Efeu

Den Efeu findet der Kräuterführer bei seinen Touren vor allem unterhalb des Japanischen Palais und der Augustusbrücke. „Die Pflanze kennen viele aus dem Garten oder als Gewächs, das sich an Häusern und Mauern entlang rankt, aber auch hier muss man vorsichtig sein“, so Zschaage.

Efeu enthält in den Blättern, vor allem aber in den Beeren die giftigen Stoffe Hederin und Saponine. „Vor allem für Kinder und Tiere gibt es beim Verzehr Vergiftungsgefahr“, erklärt der Experte. Es sollte in jedem Fall die Klinik konsultiert werden.

Beispiel 4: Der gefleckte Schierling

Vor allem unterhalb des Landtages an der Elbe entdeckt der Kräuterführer den gefleckten Schierling. Diese seltene Pflanze gehört zu den giftigsten der einheimischen Gewächse. Das Problem: für Laien und vor allem für Kinder ist er schwer von der Schafgarbe oder dem Wiesenkerbel zu unterscheiden.

Er enthält das Gift Alkaloid Coniin und das ist bereits in geringen Mengen sogar tödlich. Bei Erwachsenen reichen 0,5 Gramm, um schwere Nervenlähmungen zu verursachen. Erste Anzeichen einer Vergiftung sind: Brennen im Mund, Schmerzen beim Schlucken. „Aber keine Panik, nur wer das isst, setzt sich einer Gefahr aus“, sagt Zschaage.

Beispiel 5: Die Zaunwinde

Zaunwinden enthalten eine Reihe von Inhaltsstoffen, die zum Teil leichte Vergiftungen auslösen können. Der Konsum ruft Durchfallerkrankungen hervor. „Finger weg davon“, so der Kräuterexperte. Auf keinen Fall in den Mund nehmen.

Müssen die Pflanzen entfernt werden?

Grundsätzlich warnen Ärzte und Stadtverwaltung vor Panikmache. „Wer sich daran hält, dass er nichts anfasst oder isst, was er nicht kennt, muss sich nicht sorgen“, so Mediziner Reinhard Berner von der Uniklinik. Kinder sollten so zeitig wie möglich lernen, an der Elbe nichts in den Mund zu stecken, rät er. Wenn das doch einmal geschieht, sollte schnell der Arzt aufgesucht werden. Vor all zu viel Panik warnt auch das Amt für Stadtgrün. Grundsätzlich trage jede Pflanze Gefahrenpotenzial in sich. „Man kann nur raten: Esst und nutzt, was ihr kennt und lasst den Rest stehen“, so Stadtsprecher Karl Schuricht. Die Stadt entfernt keine Pflanzen an der Elbe. Das einzige Gewächs, bei dem Handlungsbedarf bestehe, sei die beifußblättrige Ambrosie. Diese werde über Saatgut und Vogelfutter verbreitet und löse gesundheitliche Probleme wie Allergien aus. „Da die Art einjährig ist, hilft einfaches Abschneiden oder Rausreißen vor der Blüte zur Verhinderung des Pollenflugs und der Weitervermehrung“, sagt Schuricht. Die Pflanze komme aber sehr selten an der Elbe, sondern eher in Privatgärten und auf Wiesen vor.