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Absturz-Straße fast fertig

Die Sanierung der Gabelsbergerstraße in Großenhain war problematisch. Die Mauer eines Denkmalhauses stürzte ein.

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© Kristin Richter

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Als Marvin Grahnert an jenem Sonntagmorgen zum Kohlenholen in den Keller kam, war er geschockt: Da fand der Großenhainer die Giebelmauer seines Hauses Gabelsbergerstraße 5 – da wo die Fahrschule Hadwiger eingemietet ist – unter der Erde eingestürzt. Als es passierte, am Freitag, hatte das niemand bemerkt. Auslöser des Einsturzes war der Kanal- und Fußwegbau vor dem Haus. „Durch die Erschütterungen beim Verdichten ist die gesetzte Bruchsteinmauer eingefallen“, sagt Vorarbeiter Christian Schätzen vom Straßenbaubetrieb Karl Riemer, Inhaber Jan Hausdorf.

Bernd Sauer schaufelt Masse zum Aufmauern hinunter in den Keller.
Bernd Sauer schaufelt Masse zum Aufmauern hinunter in den Keller. © Kristin Richter

An anderen Häusern hätte das wahrscheinlich kaum jemanden interessiert. Doch die Gabelsberger Straße 5 ist eines der ältesten Gebäude der Stadt hinter der Marienkirche. Der Denkmalschutz datiert das Wohnhaus mit Renaissance-Sitznischenportal auf Ende 16. Jahrhundert – also über 300 Jahre. Plötzlich bekamen Marvin Grahnert und seine Familie ganz viel Besuch: Stadtverwaltung, Denkmalbehörde, Archäologen und sogar Geologen. Doch ein Baustopp kam nicht infrage, die Sanierung der Gabelsbergerstraße hatte ja gerade erst begonnen. So wurde der Großenhainer Stadt- und Landbau Sauer mit dem Absteifen der Giebelwand und dem neu Aufmauern des abgerutschten Materials in drei Metern Tiefe beauftragt. Die erheblichen Mehrkosten muss die Stadt tragen. Noch immer ist die Firma dabei. „Das war eine ganz schöne Arbeit, die runtergestürzten Massen in Bottichen aus dem Kohlenkeller zu holen und wegzuschaffen“, hatte Christian Schätzen beobachtet. Seine Leute bekamen hingegen die Order, sechs Meter links und rechts der Unglücksstelle keine Erschütterungen mehr zu verursachen. So wurde dort für den neuen Fußweg Magerbeton als Tragschicht eingebaut. Überall sonst ist unter dem schmucken neuen Fußweg normaler Schotter. „Das ging nicht anders, sonst hätten wir den Fußweg erst jetzt setzen können“, erklärt Vorarbeiter Schätzen.

Zwar freut sich Hausbewohner Marvin Grahnert, dass niemand im Kohlenkeller zu Schaden gekommen ist. Doch die ursprüngliche Straßenübergabe Ende Oktober war nicht zu halten. Immerhin hatten die Straßenbauer die Gabelsberger 70 Zentimeter tief aufgebuddelt. Erst jetzt kann der Baubetrieb die letzten Pflastersteine der 80 Meter langen Sanierungsstrecke setzen. Nach dem Verlegen aller neuen Medien mussten 460 Quadratmeter Straßenfläche per Hand neu gepflastert werden. Das dauert eben seine Zeit. Doch Ende der Woche werden die Straßenbauer fertig.

Danach gibt es aber noch die zehntägige Pflasterruhe. Das haben Christian Schätzen und seine Mannen bei der Stadt durchgesetzt. „Es ist unsere Erfahrung, dass dann keine Verschiebungen im Pflaster mehr passieren“, so der Vorarbeiter. Der neue Abwasserkanal konnte auch nicht im Inlinerverfahren verlegt werden, wie es auf der Berliner Straße noch passieren wird. Dazu lag er zu flach im Erdreich, es war zu wenig Deckung darüber, so Christian Schätzen.

Die Bauleute erlebten auf der Gabelsberger allerdings nicht nur negative Überraschungen. Gestern Morgen fanden sie unter ihrer Plane vier Schokoladen-Nikolause. „Die Anlieger brachten uns auch mal Kaffee und Plätzchen“, lobt Schätzen.