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Abgesperrt und eingezäunt

Die Basteiaussicht ist verriegelt, Zäune sollen Steinbrocken auffangen. Ob die schwebende Plattform kommt, ist ungewiss.

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© Daniel Schäfer

Von Nancy Riegel

Kurort Rathen/ Stadt Wehlen/ Lohmen. Abenteuerlich. So lassen sich die Arbeitsbedingungen am Fuß des Basteifelsens treffend bezeichnen. In Schieflage, auf rutschigem Sandstein, immer auf der Hut, keine Bäume zu beschädigen – schließlich befinden wir uns in der Kernzone des Nationalparks –, errichten Arbeiter derzeit einen von zwei Steinschlagzäunen. Diese sollen Wanderer und Radler auf dem Elbradweg zwischen Kurort Rathen und Stadt Wehlen sowie das Café am Hirschgrund vor Felsbrocken schützen, die sich vom porösen Basteifelsen lösen könnten. Es ist Schritt 1 der Neugestaltung der berühmten Basteiaussicht.

Die Basteiaussicht bleibt so lange gesperrt, bis sie nächstes Jahr abgetragen wird.
Die Basteiaussicht bleibt so lange gesperrt, bis sie nächstes Jahr abgetragen wird. © Marko Förster

„Die Arbeiter besitzen alle eine Kletterausbildung“, berichtet Bauleiter Volker Emmrich von der Firma Jähnig aus Dorfhain. Schon mehrfach hat der Betrieb in der Sächsischen Schweiz Schutzzäune errichtet und Felsbrocken beräumt, die das Elbsandsteingebirge ausgespuckt hat. Wie das riesige Exemplar, das vor einigen Jahren auf die Kirnitzschtalstraße krachte. Fast vier Meter hoch war der Brocken.

So groß dürften die Felsstücke, die sich aus dem Basteifelsen lösen, nicht sein. „Der Zaun, der gerade errichtet wird, hält Brocken bis zu einem Ausmaß von einem mal einem Meter auf“, informiert Beate Müller vom Staatsbetrieb Immobilien- und Baumanagement (SIB). Als Referenz dienten die Teile, die sich im Jahr 2000 vom Wartturm gelöst hatten. Die helle Abbruchstelle ist noch heute gut zu sehen.

Seit dem Jahr 2016 stößt man dort auf den letzten zehn Metern auf einen mit Zacken versehenen Zaun. Betreten verboten, Einsturzgefahr, soll dieser signalisieren. Bei Bohrungen wurde festgestellt, dass das Gestein unterhalb des Plateaus porös und damit nicht mehr tragfähig ist. Auch Sicherungsmaßnahmen änderten daran nichts.

Das Jahr 2017 sollte jenes sein, das die Zukunft des Basteiblicks besiegelt, den jährlich mehr als eine Million Menschen sehen wollen. Nach einiger Geheimniskrämerei wurde im August durch das sächsische Finanzministerium verkündet: Die Aussicht kann nicht erhalten werden, jedenfalls nicht in der jetzigen Form. Im Herbst dann stellte der damalige Finanzminister Georg Unland den Plan für die Gestaltung des Aussichtspunktes vor: eine schwebende Plattform, die auf dem intakten Felsen aufliegt und die vorderen Meter nicht touchiert.

Alten Wanderweg überspannt



Ein Pionierprojekt, dessen Umsetzung in der Schwebe ist. Noch wartet das Finanzministerium auf die Zustimmung für den Steg. „Das Genehmigungsverfahren wurde bei der Landesdirektion angeschoben“, informiert Sprecher Stephan Gößl. Es könnte also sein, dass an den jetzigen Plänen noch Änderungen vorgenommen werden müssen. Deshalb hält sich das Ministerium mit Aussagen zur Errichtung des Stegs bedeckt. Frühestens 2019 sei dies möglich.

Was bereits genehmigt wurde, sind die Vorarbeiten, die derzeit laufen. Dazu gehört als erster Schritt die Installation zweier Steinschlagzäune unterhalb des porösen Felsens. Bis zu neun Meter tief haben die Arbeiter bohren müssen, um die Fundamente für den Zaun oberhalb des Cafés am Hirschgrund zu errichten. Und das unter schwierigen Bedingungen. Der Transport des Materials und der Geräte erfolgt über ein Gerüst mit Lastenaufzug, das sich vom Elbradweg den Hang hinaufschlängelt. Es liegt punktuell auf dem Boden auf. Eine Spezialkonstruktion, um die Natur im Nationalpark zu schützen.

Die Mitarbeiter der Felssicherungsfirma bewegen sich auf einem wenige Zentimeter breiten Trampelpfad. Dieser ist einigen als Haldenweg bekannt und wird künftig an mehreren Stellen von dicken Stahlseilen überspannt, die für zusätzlichen Halt des vier Meter hohen Steinschlagzauns sorgen sollen. „Die Federn und Seile leiten die Energie ab, sollte ein Felsbrocken runterkommen. So bricht der Zaun nicht so schnell“, erklärt Beate Müller vom SIB. Rücksicht auf den früheren Wanderweg mussten die Planer nicht nehmen. Seit dem Jahr 2010 ist er offiziell gesperrt – wegen der Gefahr von Steinschlägen.

Nach der Installation des zweiten Zauns oberhalb der Gasstation steht Schritt 2 des Großbauprojekts Basteiaussicht an: das Abtragen des jetzigen Plateaus. Gehwegplatten und Geländer verschwinden, dann wird die Oberfläche des porösen Felsens gegen eindringendes Wasser versiegelt. Wird die Genehmigung erteilt, kann darüber die neue Basteiaussicht gebaut werden.