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Was tun gegen Elch-Ausbrüche?

Nach der Flucht aus ihrer Anlage im Wildgehege scheinen sich die großen Hirsche beruhigt zu haben. Aber wie geht es jetzt weiter?

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© Sandra Kühnel

Von Sven Görner

Moritzburg. Rot-weißes Absperrband und ein paar provisorisch hingestellte Gitter markieren die Stelle, an der vor fast zwei Wochen der Elchbulle mit einem gewaltigen Sprung sein Gehege verlassen hatte. Im Wildgehege waren zu dieser Zeit schon die ersten Besucher unterwegs. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt.

Über diese Mauer hatte der Bulle die Elchanlage in der vergangenen Woche fluchtartig verlassen.
Über diese Mauer hatte der Bulle die Elchanlage in der vergangenen Woche fluchtartig verlassen. © Sven Görner
Den hohen Stabgitterzaun am Hauptweg, an den zusätzlich noch Abweiser montiert sind, um die Tiere nicht zu nahe heranzulassen, können die Elche dagegen nicht überspringen. Im Hintergrund ist die etwa 1,80 Meter hohe Bruchsteinmauer aus der anderen Richtun
Den hohen Stabgitterzaun am Hauptweg, an den zusätzlich noch Abweiser montiert sind, um die Tiere nicht zu nahe heranzulassen, können die Elche dagegen nicht überspringen. Im Hintergrund ist die etwa 1,80 Meter hohe Bruchsteinmauer aus der anderen Richtun © Sven Görner

Die historische Wildgehegemauer, die bei den Minischweinen das rund fünf Hektar große Areal der Elche begrenzt, ist dort und an weiteren Stellen nur etwa 1,80 Meter hoch. Für ein ausgewachsenes Exemplar dieser größten Hirschart stellt das kein ernsthaftes Hindernis dar. Erst recht, wenn das Tier in Panik handelt, wie es offenbar schon mehrfach der Fall war. Denn der Ausbruch in der vergangenen Woche war nicht der erste in den letzten fünf Jahren (die SZ berichtete).

Nach drei aufregenden Tagen, in denen die Elchkuh beim Rotwild Zuflucht gefunden hatte, während von ihrem gut vier Wochen altem Kälbchen jede Spur fehlte, sind alle drei Tiere seit anderthalb Wochen wieder in ihrem angestammten Gehege. Trotz des großen Stresses, dem das Muttertier durch ihre Flucht ausgesetzt war, säugt sie den kleinen Elch wieder. Ob es ein männliches oder weibliches Tier ist, weiß indes noch keiner der Wildgehege-Mitarbeiter mit Sicherheit zu sagen. Denn sowohl sie als auch der Tierarzt halten weiter Abstand zu den Tieren. Zum einen zur eigenen Sicherheit und zum anderen, um die Elche nicht erneut zu beunruhigen.

Letzteres ist auch der Grund dafür, dass der Rundweg um das Damwildgehege, der am hinteren Teil der Elchanlage vorbeiführt, für die Besucher noch immer gesperrt ist. „Wir wollen auf keinen Fall ein Risiko eingehen“, sagt der Meißner Revierförster Ronald Ennersch, der derzeit vertretungsweise das zum Forstbezirk Dresden gehörende Wildgehege leitet. Schließlich hatte die junge Elchkuh bereits vor dem Ausbruch eines ihrer Kälbchen verloren. Möglicherweise, weil ihre Milch nicht für beide reichte. Die genaue Ursache konnte nicht geklärt werden. Im Jahr 2010 hatte es im Wildgehege zum letzten Mal Nachwuchs gegeben, der überlebte. Der zweite Grund, Störungen von den Tieren fernzuhalten, ist der, dass sich die Elchkuh bei ihrem wilden Lauf durch das Wildgehege verletzte. Glücklicherweise hat sie keine offene Wunde, wie durch Beobachtungen mit einer Wildkamera festgestellt werden konnte. „Das Risiko einer gefährlichen Entzündung besteht so nicht“, sagt Ronald Ennersch. Der Tierarzt hat daher entschieden, nicht das Risiko einzugehen und die Kuh zu narkotisieren.

Wie der Forstmann sagt, hat die Kamera auch überraschende Aufnahmen geliefert. Während des Besucherverkehrs sind die Tiere derzeit kaum zu sehen. Und wenn, dann nur ganz weit entfernt. Mutter und Kind gemeinsam und weit weg davon der Bulle. Was völlig artgerecht ist, denn Elche sind Einzelgänger. „Ich habe die Kuh und das Kälbchen auch schon einige Male abends und früh an der Futterstelle am vorderen Zaun gesehen“, ergänzt Ronald Ennersch. Der kleine Elch habe dort Äpfel und Möhren geknabbert.

„Wie die Kameraaufnahmen zeigen, waren sie aber einmal auch alle drei gemeinsam in der Nacht an der Futterstelle.“ Dieses Zusammentreffen sei ruhig verlaufen. Das würde eine der Vermutungen bestätigen und zugleich entkräften, die es zu den immer wiederkehrenden Panikreaktionen der Moritzburger Elche gibt. Diese lautet, dass der Bulle dem Kalb zu nahe gekommen sei und die Kuh ihn deswegen vertrieben habe.

Bleibt die Kamera daher weiter im Elchgehege, um endlich den Ursachen für die Elchpaniken auf die Spur zu kommen? Dazu Markus Biernath, der Leiter des Forstbezirks Dresden: „Leider fehlen uns dafür die personellen Voraussetzungen. Denn das Kameramaterial müsste ja auch laufend ausgewertet werden, was sehr arbeitsintensiv ist.“

Im Forstbezirk will man daher zunächst erst einmal ausschließen, dass die Elche künftig wieder ausbrechen können. „Wir prüfen gerade, in welchen Bereichen vor der Mauer ein 2,40 Meter hoher Stabgitterzaun wie am Hauptweg aufgestellt werden müsste“, sagt der Forstbezirkschef. Alternativ dazu sei eventuell auch möglich, an einigen Stellen vor die Mauern von außen nicht sichtbare Abweiser zu montieren. Damit kämen die Tiere nicht so nahe an die Mauer heran, wodurch auch ohne einen höheren Zaun das Überspringen verhindert werden könnte. Wie Markus Biernath auf SZ-Nachfrage weiter sagte, sollen die Sicherungsmaßnahmen noch im Laufe des Jahres erfolgen.