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Zirkus braucht nach Brand Hilfe

Bei einem Gastspiel in Neukirch verlor eine Familie Wohnwagen und Kostüme. Die Gemeinde ruft zu Spenden auf.

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© Streffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Neukirch. Jesse hat sein Zuhause verloren. Der Wohnwagen, den sich der 18-Jährige mit seinen Geschwistern teilte, brannte am vergangenen Sonnabend ab. Außer dem Wagen wurden auch persönliche Sachen, darunter die gesamte Winterkleidung der vier zur Familie gehörenden Kinder, sowie Kostüme vernichtet. Allein die Kostüme, von denen viele maßgeschneidert waren, haben einen Wert von 5 000 Euro, sagt Familienvater Samuel Endres. Den Gesamtschaden schätzt er auf 15 000 Euro.

Familie Endres, die mit ihrem Zirkus „Magic“ am vergangenen Wochenende in Neukirch gastierte, saß am Sonnabendabend in einem anderen Wagen beim Fernsehen zusammen, als das Feuer ausbrach. „Wir sahen eine Qualmwolke hinterm Zirkuszelt“, berichtet Samuel Endres. Er habe noch versucht, den Brand zu löschen. Wenig später riefen sie die Feuerwehr. Die war schnell da, sie konnte aber nicht mehr viel tun. Innerhalb von zehn, fünfzehn Minuten war alles abgebrannt. Den Auftritt am Sonntagnachmittag absolvierte die Familie in Jogginghosen und T-Shirts. Die rund 30 Besucher waren zunächst natürlich enttäuscht, denn zu einem Zirkus gehören auch glanzvolle Kostüme, sagt Samuel Endres. „Nachdem wir ihnen die Situation erklärten, hatten sie Verständnis.“

Zurzeit befindet sich der Zirkus noch auf dem Neukircher Festplatz. Eigentlich wollte er in dieser Woche nach Kirschau weiterziehen. Nun plant Familie Endres ihr Kirschau-Gastspiel für die nächste Woche. Erst möchte sie in Neukirch alles regeln. Hilfe von der Versicherung bekommen sie nicht. „Wir haben nur eine Haftpflichtversicherung“, sagt Samuel Endres.

Zum Schaden kommt der Verdienstausfall von vier Vorstellungstagen. Dem kleinen Familienzirkus tut das weh, denn die Kosten für den Zirkus sind ja da. Die Familie behilft sich, so gut es geht. Sie schläft zu sechst in einem großen Wagen, einige Kinder auf Matratzen auf dem Boden. Außerdem bemühen sie sich, bei Verwandten und Freunden einige Kostüme zu bekommen. Keine leichte Sache, da auch die anderen Zirkusse auf Tournee sind. „Wir sind Zirkusleute mit Herz und Seele in fünfter Generation“, sagt Samuel Endres. Zirkus Magic, der südlich von Berlin zu Hause ist, tourt durchs ganze Bundesgebiet. Isabell und Samuel Endres gestalten gemeinsam mit ihren vier Kindern – die jüngste ist zehn, der älteste 20 Jahre alt – ein fast zweistündiges Programm mit Artistik und Tierdressuren. Rund 20 Tiere, unter anderem Steppenkamele, Ponys, Zwergziegen und Hunde – reisen mit der Familie mit und wollen natürlich auch in dieser schwierigen Zeit versorgt sein.

Um der Familie zu helfen, ruft die Gemeinde Neukirch zu Spenden auf. Was die Gemeinde dafür tun könne, werde derzeit in der Verwaltung geprüft, erklärte Bürgermeister Jens Zeiler (CDU). Zugleich appelliert er „an alle Neukircher Bürgerinnen und Bürger, Unternehmer und Institutionen: Gehen Sie auf die Familie Endres zu, bieten Sie Ihre Hilfe an“. Am notwendigsten seien Geldspenden, um einen neuen Wohnwagen und Kostüme kaufen zu können, sagt Samuel Endres. Alternativ würde es auch helfen, wenn jemand einen gebrauchten, aber gut erhaltenen Wohnwagen zum günstigen Preis abgibt oder ihn vielleicht verschenkt. Auch Futterspenden sind willkommen. Beim Feuer handele es sich um Brandstiftung, sagt er unter Berufung auf Polizisten, die vor Ort waren. Möglicherweise zündelten Passanten aus Übermut, vermutet Samuel Endres.

Spendenkonto: IBAN DE20 7601 0085 0412 3578 55, Kontoinhaber: I. Endres, Kreditinstitut: Postbank