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Wieder Einbrüche an der Stadtgrenze

Nahezu täglich meldet die Polizei Taten in Radebeul und Coswig. Wird hier gezielt ausspioniert?

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© Archiv/dapd

Von Peter Redlich

Radebeul/Coswig. Im Westen Radebeuls und im Osten Coswigs sind die Bürger beunruhigt. Beinahe im Tagesabstand wird eingebrochen – bevorzugt in Einfamilienhäuser, aber auch in Geschäfte. Ein Ehepaar in der Ludwig-Richter-Allee in Radebeul überraschte die Einbrecher und wurde mit einem Messer angegriffen. Dreist: Die Diebe stiegen am frühen Abend zwischen 17 und 19 Uhr ein. Schmuck und eine teure Kamera wurden gestohlen.

Trotz eines Hinweises auf die Alarmsicherung versuchten es in den letzten Tagen Einbrecher an einer Tür am Radebeuler Obi-Markt. Mit einem Stein schlugen sie die Scheibe ein. Inzwischen ist die Tür mit einer Holzplatte gesichert.
Trotz eines Hinweises auf die Alarmsicherung versuchten es in den letzten Tagen Einbrecher an einer Tür am Radebeuler Obi-Markt. Mit einem Stein schlugen sie die Scheibe ein. Inzwischen ist die Tür mit einer Holzplatte gesichert. © Norbert Millauer

Nur einen Tag später, ebenfalls am Nachmittag, drangen Einbrecher in ein Doppelhaus an der Siedlerstraße ein und stahlen Schmuck mitsamt der Schatulle. Wieder nur einen Tag später traf es eine Gaststätte an der Sachsenstraße. Hier wurden Lebensmittel und alkoholische Getränke mitgenommen. Am gleichen Tag wurde ein Hausfenster an der Mittleren Bergstraße eingeschlagen, Bargeld und Schmuck gestohlen, Tatzeit früher Abend bis Mitternacht.

Vor einer Woche wurde die Hintertür einer Bäckerei in der Naundorfer Straße in Coswig aufgehebelt und durch die Terrassentür eines Einfamilienhauses am Neuhofweg im Westen Radebeuls eingestiegen. Vor dem letzten Wochenende suchten Diebe ein Mehrfamilienhaus an der Kötitzer Straße auf, stahlen Bargeld und einen Laptop.

Die Einbruchszeit wird von den Geschädigten fast ausnahmslos zwischen Nachmittag und Abend angegeben. Die Orte liegen nur ein bis zwei Kilometer auseinander. Auch der Versuch zu Beginn voriger Woche im Baumarkt Obi trifft mitten in das Gebiet. An einer Seitentür hatten die Täter mit einem Stein die Scheibe zertrümmert. Als im Inneren die Alarmanlage anschlug, sind er oder sie getürmt.

Auffällig ist – hier werden gezielt Gebäude gesucht, die in kleinen Randsiedlungen stehen. Spähen die Einbrecher ihre Opfer vorher aus, um zu wissen, dass niemand zu Hause ist? Die frühen Tatzeiten und das Wochenende mit Abwesenheit der Bewohner sprechen dafür. Sind die Täter aus der Gegend oder auf der Durchreise? Das Ehepaar aus der Ludwig-Richter-Allee gab an, die Einbrecher hätten sich in einer osteuropäischen Sprache verständigt.

Jörg Kretzschmar, Kripochef im Revier Meißen, und seine Männer und Frauen müssen derzeit nahezu täglich den Kriminaltechnischen Dienst bitten, Spuren zu sichern. Kretzschmar: „Es ist nur über diese Puzzlearbeit möglich, ein Täterprofil zu erstellen und Stück für Stück den Ganoven das Handwerk zu legen.“ Den in Radebeul ansässigen Kriminalisten gelang in den letzten Monaten, nach aufwendigem Spurenabgleich und auch mithilfe von Bürgerhinweisen das Aufklären von Straftaten.

In der aktuellen Serie stecken sie allerdings noch in der kleinteiligen Anfangsermittlung. Die Kriminalisten können noch nicht erkennen, ob es sich um eine oder mehrere Täter oder Gruppen handelt. Lebensmittel- und Getränkeraub deute auf andere Täterschaft hin als gezieltes Einsteigen am frühen Abend über Terrassentüren. Selbst Zeugenbeschreibungen mit Hinweisen auf mögliche Menschen aus Osteuropa hätten sich nicht immer bewahrheitet. Es könne auch vorkommen, dass mancher nur so aussehe oder die Sprache nachahme. Auch sei noch keine Handschrift zu erkennen, die beispielsweise auf Täter hindeute, die ihre Gefängnisstrafe abgesessen hätten und wieder in der Gegend unterwegs sein könnten.

Kripochef Kretzschmar: „Wir sprechen das natürlich mit unserem Streifendienst ab, in welchen Gebieten er besonders aufmerksam sein und öfters durchfahren soll. Dennoch sind wir auch auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen.“ Die Polizei baut auf die Wachsamkeit von Anwohnern, die eventuell ein Fahrzeug sehen, welches auffällig lange im Wohngebiet steht und dort eigentlich sonst nicht ist. Überhaupt seien ungewöhnliche Beobachtungen wichtig. Kretzschmar: „Lieber etwas mehr melden als zu wenig. Täter nutzen derzeit offenbar auch die Dämmerstunden am Vorabend und spähen möglicherweise vorher ihre Ziele aus.“

Bereits im vorigen Jahr gab es in Radebeul eine Reihe von Einbrüchen und Einbruchsversuchen. Ein Teil davon wurde aufgeklärt, beispielsweise der Einbruch in Wolle Försters Gaststätte Sushi und Wein an der Meißner Straße in Radebeul-Ost. Hier waren es deutsche Ganoven aus der Gegend. Auch Graffiti-Schmierern in Radeburg sind die Kriminalisten auf die Spur gekommen.

„Wir sind mit unserer Datenbank deutschlandweit verbunden und können Spuren vergleichen“, sagt der Kripochef. Wenn es reisende Tätergruppen sind und diese etwa auch in Sachsen-Anhalt aktiv waren und Spuren gesichert wurden, dann habe auch die hiesige Polizei den Vergleich und kann sie bei Nachweis der Identität überführen.