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Truppenübungsplatz Tännicht?

Ein Pirnaer redet von Verwüstungen nach dem Holzeinschlag. Der Sachsenforst hat jedoch eine Erklärung.

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© Daniel Schäfer

Von Mareike Huisinga

Pirna. Mit großer Aufmerksamkeit hat Martin Bahsitta aus Pirna den vor Kurzem in der SZ erschienenen Artikel „Schweinerei im Wald“ gelesen. Darin ging es um Unbekannte, die illegal ihren Müll am Waldrand bei Birkwitz entsorgt hatten.

Seine Meinung dazu: Eine solche Tat ist verantwortungslos und gehört bestraft. Jedoch fragt sich Bahsitta: „Aber wen wundert solch ein Verhalten, wenn es den Menschen von unseren selbst ernannten Eliten vorgelebt wird?“ Damit zielt er auf den Sachsenforst. Ganz konkret kritisiert er die Folgen des Holzeinschlages im Tännicht, einem Wäldchen südlich von Graupa. Er spricht von Verwüstung und wählt einen drastischen Vergleich. „Wer sich hier umschaut, meint, auf einem Truppenübungsplatz zu sein“, sagt der Pirnaer, der oft in diesem Waldgebiet joggt. Er ist vom Fach, denn er arbeitet als Gärtner.

Vom Herbst 2016 bis zum Frühjahr wurden Bäume im Auftrag des Sachsenforstes geschlagen. Bahsitta zeigt auf eine lange Schneise. „Diese wurden alle 15 bis 20 Meter in dem Wald gelegt, damit die schweren Maschinen Zugang haben. Es sieht schlimm aus“, erklärt Bahsitta. Nicht nur die Optik stört ihn. Die Holzerntemaschinen, sogenannte Harvester, hätten den Boden nachhaltig beschädigt und verdichtet. Das beeinträchtige die Wasserspeicherung und verhindere die Entwicklung des Wurzelwerks, berichtet der Experte.

Auf die Schneisen wurde das Restholz wie Äste und Zweige gelegt. Aus Bahsittas Sicht eine ideale Brutstätte für Borkenkäfer und andere Schädlinge. Außerdem böten diese Schneisen Stürmen große Angriffsflächen. Die Folge: Es komme vermehrt zu Windbruch, warnt der Pirnaer.

Auch zwischen den Schneisen liegen zahlreiche Restholzhaufen. „Es sieht doch hier einfach nur liederlich aus“, sagt Bahsitta. Besonders unschön ist der Blick von einer Sitzbank. Anstatt in den Wald zu schauen, gucken die Nutzer dieser Bank auf einen großen Haufen Schnittabfall.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Sachsenforst, beziehungsweise dessen beauftragte Lohnunternehmer, nach einem Holzeinschlag in der Kritik steht. Anwohner der Viehleite bei Pirna hatten sich Anfang 2016 über zerfahrene Wege und beschädigte Bäume beklagt. Demzufolge kennt der zuständige Forstbezirk Neustadt vom Sachsenforst das Thema und hat Antworten parat. Die Restholzhaufen seien nicht problematisch, sagt Pressesprecherin Anke Findeisen. Das im Wald verbleibende Material habe einen so geringen Durchmesser, dass der Buchdrucker dort nicht brüten könne. Er benötigt stärkere Durchmesser, um erfolgreich Bruten anlegen zu können, so die Fachfrau. Andere Insekten und Kleinsäuger besiedeln die Äste, jedoch mit dem Ziel, das Material zu zersetzen und dem Stoffkreislauf wieder zuzuführen.

Die Schneisen würden alle 20 bis 40 Meter angelegt. Um den nicht zu verhindernden Bodendruck durch die Erntemaschinen zu vermindern, werden die Bäume so entastet, dass die Äste vor der Maschine abgelegt werden und somit ein Polster entsteht, führt Findeisen aus. „Das sieht unmittelbar nach Abschluss der Arbeiten nicht besonders schön aus, aber auch hier kann man in ein, zwei Jahren beobachten, dass die Nährstoffanreicherung und das einfallende Licht für eine üppige Bodenflora sorgen“, erläutert Anke Findeisen.

In diesem Zusammenhang gibt sie zu, dass entlang der Schneisen vermehrt Windbruch auftritt. Da die Bäume sich aber an die neuen Bedingungen anpassen, werden sie in den Jahren immer stabiler, betont Anke Findeisen. Martin Bahsitta fordert vom Sachsenforst dennoch ein Umdenken. „Der Wald muss bewirtschaftet werden. Die Frage ist nur, wie. Meiner Meinung nach sollte sich der Sachsenforst nicht nur dem ökonomischen Druck der Holzkonzerne beugen, sondern für eine nachhaltige und umweltverträgliche Bewirtschaftung der Wälder eintreten. “