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Mann in Obdachlosigkeit getrieben?

Die Caritas erhebt schwere Vorwürfe gegen das Freitaler Rathaus. Von dort kommt ein scharfes Dementi.

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© c by Matthias Rietschel

Von Tobias Winzer

Freital. Die Stadt Freital sieht sich schweren Vorwürfen des Sozialverbandes Caritas ausgesetzt. Der Verein, der im Auftrag des Landkreises für die Flüchtlingssozialarbeit zuständig ist, wirft dem Rathaus vor, durch Nichtstun einen Mann in die Obdachlosigkeit getrieben zu haben. Laut Caritas handelt es sich bei dem Mann um einen Flüchtling mit anerkanntem Asylstatus. Ende November endete der Vertrag für seine Asylunterkunft in einer Freitaler Wohnung. Weil er anerkannt ist, musste er sich selbst eine neue Wohnung suchen, die die zulässigen Wohnkosten für Hartz-IV-Empfänger nicht übersteigt. Das gelang nicht. Nach Ansicht der Caritas hätte ihm die Stadt für den Übergang eine Notunterkunft zur Verfügung stellen müssen, habe das aber zunächst verweigert.

Mehrfach habe die Caritas das Sozialamt in der vergangenen Woche auf die akute Notlage des Mannes hingewiesen, heißt es. Erst nach Intervention der Polizei habe das Sozialamt dem Flüchtling eine Notunterkunft in einem Pflegeheim zur Verfügung gestellt. Eine Verantwortung für den Mann streite die Stadt aber trotz der nachgewiesenen Obdachlosigkeit weiterhin ab, so die Caritas. Mittlerweile konnte dem Flüchtling eine Wohnung angeboten werden, die er bereits bezogen hat. „Es gehört es zur kommunalen Pflichtaufgabe, jedem Menschen unabhängig von seiner Herkunft nicht der Obdachlosigkeit zu überlassen“, sagt Silke Maresch, Leiterin der Caritas-Beratungsdienste in Pirna. „Mit dem Landkreis sind wir der Auffassung, dass die Stadt Freital ihrer Pflicht hier nicht nachgekommen ist.“

Die Stadt weist die Vorwürfe entschieden zurück. „Entgegen der Darstellung der Caritas hat die Stadt Freital sich sehr wohl um den Fall des angeblich obdachlosen anerkannten Asylbewerbers gekümmert“, teilt der Erste Bürgermeister Peter Pfitzenreiter mit. Er verweist auf die nun bereitgestellte Wohnung und die Notunterkunft.

„Es bleibt leider festzustellen, dass es der Caritas in den neun vorangegangenen Monaten nicht gelungen ist, dem Mann bei der Suche einer Wohnung in Sachsen erfolgreich zu helfen, obwohl sie für derlei Aufgaben vom Landkreis den Auftrag hat und mit Steuergeldern bezahlt wird“, so Pfitzenreiter. Eine frühzeitige Information an die Stadtverwaltung über eine womöglich drohende Wohnungslosigkeit des Mannes sei ausgeblieben, obwohl der Fall der Caritas seit einem Dreivierteljahr bekannt gewesen sei. „Darüber hinaus war es der Caritas auf Anfrage der Stadt nicht möglich, konkrete Aktivitäten zur Wohnungssuche nachzuweisen.“

Die Stadt sieht sich weiterhin als nicht zuständig, da eine akute und unverschuldete Notlage zu keinem Zeitpunkt bestanden habe. „Wie geschildert, haben wir uns dennoch gekümmert, um den Mann ja gerade nicht auf der Straße stehenzulassen. Umso unverständlicher ist es nun, dass die Stadt öffentlich an den Pranger gestellt wird, während andere Beteiligte es sich einfach machen und den Fall von sich wegschieben, obwohl sie eigentlich zuständig sind“, so Pfitzenreiter weiter. Seiner Aussage nach sei eine weitere Unterbringung in der Asylunterkunft wegen des Verhaltens des Mannes abgelehnt worden.