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Sachsens jüngster Bürgermeister

Unabhängig, unbelastet, unverbraucht: Achim Wünsche verspricht Veränderungen, auf die viele in seiner Gemeinde Schmölln-Putzkau warten.

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© Regina Berger

Von Ingolf Reinsch

Die Volleyballschuhe hat Achim Wünsche erst mal an den Nagel gehängt. Im Wahlkampf verstieg sich der 26-Jährige, der die Sportart in Bischofswerda aktiv betreibt, mehr aufs Joggen. „Man ist flexibler, nicht an Trainingszeiten gebunden“, sagt er. Gut möglich, dass der athletische 1,90-Meter-Mann auch künftig den Schwerpunkt seiner Freizeitaktivitäten aufs Laufen legen wird. Denn als Bürgermeister von Schmölln-Putzkau dürfte sein Zeitfonds ab dem 1. August noch knapper sein.

Achim Wünsche ist 26 Jahre. Er hat kein Problem, in diesem Alter Verantwortung für eine gut 3 000 Einwohner zählende Gemeinde zu übernehmen. Und die Mehrheit der Einwohner Schmölln-Putzkaus auch nicht. Am Sonntag stimmten über drei Viertel der Bürger, die wählen waren, für ihn. Der 26-Jährige wird damit Sachsens jüngster Bürgermeister im Amt. Der Zusatz deshalb, weil seit 1990 nur einer noch früher als er Bürgermeister geworden ist. Carsten Guhr war 22, als er im Jahr 2002 Gemeindechef von Oberlichtenau bei Pulsnitz wurde.

Achim Wünsche, diplomierter Verwaltungswirt, ist wie sein Vorgänger parteipolitisch unabhängig. Im Unterschied zu ihm ist er aber auch unbelastet und unbeschädigt vom kommunalpolitischen Kleinkrieg im Gemeinderat vergangener Jahre, der 2011 in einem gescheiterten Abwahlverfahren gegenüber dem jetzigen Bürgermeister gipfelte. Achim Wünsche hat viele Ideen. Er ging im Wahlkampf auf die Menschen zu, hörte sich ihre Sorgen an, und will es weiter so tun. Ein offener Typ, sagen die Leute, der nicht nur Zaungast ist und der seine Gemeinde aus dem Effeff kennt.

Vor 20 Jahren zog der damals Sechsjährige mit seinen Eltern von Bischofswerda nach Putzkau. Er ging im Ort zur Schule, sang im Kirchenchor. Am Sonnabend, beim Kirchgemeindefest, war er am Nachmittag dabei. Am Abend stand er dann beim Nachtbeachvolleyballturnier im Schmöllner Freibad mit auf dem Spielfeld. Die Nachricht von seiner Wahl erreichte ihn Sonntagabend während der Premiere von „Old Shatterhand“ auf den Zuschauerrängen der Bischofswerdaer Waldbühne. Die Schwester seiner Freundin spielt im Stück mit. Per SMS, Mail oder auf Facebook bekam Achim Wünsche noch während der Vorstellung die ersten Glückwünsche aufs Smartphone.

Mit seiner Wahl verbinden viele in Schmölln-Putzkau die Hoffnung auf Veränderungen. Eine seiner ersten Amtshandlungen wird es sein, die Neuen Medien aktiv zu nutzen und beispielsweise Sitzungstermine des Gemeinderates online zu stellen. „Als Erstes deshalb, weil sich das sofort, auch ohne Gemeinderatsbeschluss, umsetzen lässt“, sagt der designierte Gemeindechef, der natürlich auch auf eine gute Zusammenarbeit mit den Abgeordneten setzt. Er möchte mithelfen, dass junge Leute wie er in der Region bleiben. Er will sich dafür starkmachen, dass Kindertagesstätte und Schule erhalten bleiben, will Vereine unterstützen, die Infrastruktur verbessern, unter anderem den Zustand gemeindeeigener Straßen. Er setze auf eine effektive, bürgerfreundliche Arbeitsweise, wolle aber nicht alles von Grund auf umkrempeln. „Ich will mit den Mitarbeitern sprechen und mit ihnen sehen, was man künftig besser machen kann.“