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Null-Euro-Schein mit zwei Fehlern

Ein Druckereiproblem könnte die Souvenirs der Meißner Albrechtsburg jetzt zur Rarität werden lassen. Aber was stimmt nicht mit Porzellanerfinder Johann Friedrich Böttger?

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© Rank Höhler/SBG, Repro: Graff

Von Peter Anderson

Meißen. Irgendetwas stimmt nicht mit Porzellanerfinder Johann Friedrich Böttger. Münzsammler und Autor Reiner Graff aus Hoppegarten bei Berlin ist es auch erst auf den zweiten Blick aufgefallen. Auf dem Null-Euro-Schein, dessen Motiv nach einem Wandgemälde der Albrechtsburg Meißen gestaltet ist, fehle ein großes Stück von Böttgers Rücken, so Graff in einer Zuschrift an die Meißner SZ. Doch damit nicht genug. Auch dem Herrn rechts neben Böttger sei dessen Hut fast komplett entrissen worden. Nur ein winziger Teil bleibe davon sichtbar.

Schon das Original war eine Fälschung: Das Wandgemälde aus dem 19. Jahrhundert auf der Meißner Albrechtsburg zeigt die Porzellanerfindung mit Johann Friedrich Böttger und August dem Starken so, wie sie nie gewesen ist.
Schon das Original war eine Fälschung: Das Wandgemälde aus dem 19. Jahrhundert auf der Meißner Albrechtsburg zeigt die Porzellanerfindung mit Johann Friedrich Böttger und August dem Starken so, wie sie nie gewesen ist. © Rank Höhler/SBG, Repro: Graff

Graff vermutet, dass für diesen Fehler ein Produktionsausfall in der Wertpapier-Druckerei im französischen Oberthur verantwortlich sein könnte. Dort werden sämtliche Null-Euro-Scheine hergestellt. Die Idee zu dem mittlerweile sehr populären und in mehreren Ländern Europas präsenten Souvenirs hatte 2015 der französische Geschäftsmann Richard Faille. Die auf Sicherheitspapier gedruckten und mit für Banknoten typischen Merkmalen versehenen Scheine dienen Sehenswürdigkeiten, Museen und Freizeitparks als Werbemittel.

Seit 23. März dieses Jahres ist der Null-Euro-Schein der Albrechtsburg Meißen erhältlich. Er kostet zwei Euro. Das Motiv bildet eines der bekanntesten Wandgemälde des Schlosses. Letztlich handelt es sich bei der dargestellten Szene um Geschichtsfälschung. Der Dresdner Historienmaler Paul Kießling stellt darauf dar, wie Johann Friedrich Böttger seinem Kurfürsten die Geheimnisse der Porzellanherstellung vorführt. Indem Kießling das Ereignis mit der Jahreszahl 1710 datiert, dabei auch von einer Fabrik spricht und scheinbar einen Raum des Schlosses abbildet, verlegte er das ursprüngliche Geschehen der Porzellanerfindung auf die Albrechtsburg. Dies ist jedoch in doppelter Hinsicht unzutreffend, da sich der entscheidende Durchbruch beim Experimentieren schon am 15. Januar 1708 ereignete und weil sich zudem der Erfindungsort in der Dresdner Jungfernbastei befand. Unterhalb der heutigen Brühlschen Terrasse hatte August der Starke damals die ersten Porzellanstücke in Augenschein genommen und schließlich am 23. Januar 1710 die Gründung der Porzellanmanufaktur veranlasst. Im Juni zogen dann die ersten Mitarbeiter in das bis dahin leerstehende Meißner Schloss ein, welches wegen seiner Lage auch einen guten Schutz für die Produktionsgeheimnisse versprach.

Schlossleiter Uwe Michel hat unterdessen in der Sache bereits Kontakt mit dem Hersteller aufgenommen. Er gehe davon aus, dass die Druckerei die fehlerhaften, noch vorhandenen Scheine zurücknehme und eine neue, korrekte Auflage nach Meißen schicke. Das jetzt gedruckte Motiv entspreche nicht dem ursprünglichen Auftrag.

Genau dieses Vorgehen könnte den Wert der dann seltener werdenden Fehldrucke bei Sammlern erheblich steigern. Davon geht jedenfalls Münz-Experte Reiner Graff in Hoppegarten aus. Die sächsischen Ausgaben der populären 0-Euro-Scheine zählen zu seinen Spezialgebieten.

Nach Angaben des Internet-Portals www.0-euro-scheine.de existieren in Deutschland bislang fast 200 verschiedene Motive des Null-Euro-Scheins. Der erste Null-Euro-Schein Deutschlands wurde am 30. März 2016 vom Zoo Duisburg für jeweils drei Euro herausgegeben. Abgebildet sind auf der ersten Ausgabe mit einer Auflage von 5 000 Stück der Giraffenbulle Kiringo, Tiger Elroy und das Koalamännchen Thalera. In Sachsen dürften Schloss und Park Pillnitz 2017 die Vorreiter gewesen sein. Insgesamt werden für den Freistaat acht Motive aufgelistet. Jüngster Neuzugang in diesem Jahr ist die Frauenkirche Dresden.

Die Wertsteigerung des Souvenirs hält sich dabei bislang in Grenzen. Am höchsten ist sie derzeit noch für die französischen Erstausgaben mit ihrer ursprünglichen Gestaltung.