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Mutter stirbt nach Entbindung

An einem Teich in Weinböhla hat ein Spaziergänger die Leiche einer Frau entdeckt. Mit im Auto war ein Neugeborenes.

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© Andreas Weihs

Von Nina Schirmer und Marcus Herrmann

Weinböhla. Kurz vor dem Ortseingangsschild Weinböhla an der Moritzburger Straße, die große Pferdekoppel in Sichtweite, zweigt ein schmaler Waldweg nach rechts ab. Laut eines Verkehrsschildes dürfen ihn nur Forstarbeiter nutzen. Keine 100 Meter den Weg entlang liegt ein kleiner Teich. Sonnenstrahlen spiegeln sich im Wasser. Vögel zwitschern von den Bäumen, Frösche quaken laut. Tausende Wasserläufer bevölkern die stille Oberfläche des Gewässers. Kein Mensch ist zu sehen.

Am Montagnachmittag deutet in diesem kleinen Idyll nichts mehr auf die grausige Entdeckung hin, die ein Spaziergänger laut Polizeiangaben in der vergangenen Woche hier gemacht hatte. Weder Spuren von Autoreifen noch von der alarmierten Polizei sind zu erkennen.

Am vergangenen Mittwochmorgen, kurz vor halb zehn, hatte der Mann hier eine offenbar leblose Frau in einem Auto entdeckt, teilt die Polizeidirektion Dresden am Montag mit. Der Mann alarmierte sofort den Rettungsdienst. Doch als die Einsatzkräfte eintrafen, konnten sie nur noch den Tod der Frau feststellen. Was der Mann zuvor von außen nicht sehen konnte: Im Auto lag auch ein Neugeborenes. Lebend. Der kleine Junge wurde umgehend in ein Krankenhaus gebracht.

Plötzlich von Wehen überrascht?

Die Polizei geht davon aus, dass die Frau das Baby im Auto geboren hat, sagt Sprecher Marko Laske. Ob sie bewusst für die Geburt an den Teich gefahren ist oder plötzlich von den Wehen überrascht wurde, dazu äußert er sich nicht. Der Ort ist abgelegen. Auch, ob die Angehörigen der Frau überhaupt von ihrer Schwangerschaft wussten, will die Polizei nicht sagen. Sie teilt nur mit, dass der Lebensgefährte der Toten sie als vermisst gemeldet hatte. Am Dienstagabend soll sie ihre Wohnung verlassen haben. Als sie am nächsten Morgen noch nicht zurück war, alarmierte der Lebensgefährte die Polizei.

Ermittlungen ergaben, dass es sich bei der Frau um eine 38-Jährige handelt. Ob sie aus Weinböhla oder einem umliegenden Ort stammt, ist bei der Gemeinde nicht zu erfahren. „Wir haben keine genaueren Informationen“, sagt Weinböhlas Ordnungsamtsleiter Hannes Zschippang und verweist an die Polizei. Doch die möchte sich dazu nicht äußern.

Am Freitag wurde die Leiche der Frau obduziert, um zu klären, warum sie gestorben ist. Offenbar gab es Komplikationen bei der Geburt im Auto, bei der die 38-Jährige keine Hilfe hatte. Sie starb an ihren Verletzungen.

Kein Hinweis auf Straftat

Anzeichen für eine Fremdeinwirkung konnten die Gerichtsmediziner nicht feststellen, heißt es von der Polizei. „Es liegt keine Straftat vor“, sagt Sprecher Laske. Das sei auch der Grund, warum die Polizei erst am Montag, fünf Tage nach dem Fund der Frau, die Öffentlichkeit darüber informiert. „Der Fall muss nicht zwingend veröffentlicht werden“, sagt Laske. Vor allem war es darum gegangen, zuerst die Familie über den Tod der Frau zu informieren. „Pietätsgründe stehen für uns im Vordergrund“, so der Sprecher. Dem kleinen Jungen, der von den Einsatzkräften im Auto gefunden wurde, gehe es gut.