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Merkel-Beleidigungen ohne Folgen

Eine Frau hat die Kanzlerin in Heidenau lautstark angepöbelt. Die Polizei hat die 20-jährige Dresdnerin jetzt identifiziert.

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© Getty Images

Von Alexander Schneider und Karin Schlottmann

Dresden. So ordinär und primitiv ist Angela Merkel wohl noch nie in aller Öffentlichkeit beleidigt worden. Vor der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Heidenau hatte eine junge Frau der Kanzlerin Worte wie „Fotze“, „Hure“, „blöde Schlampe“ und „Volksverräterin“ hinterhergerufen. Merkel hatte nach den rechten Krawallen in Heidenau die Asylbewerber Ende August in der Notunterkunft besucht und sich mit Helfern und Bürgermeister Jürgen Opitz getroffen.

Vor dem ehemaligen Baumarkt, in dem die Flüchtlinge übergangsweise leben, hatten sich am 26. August einige Gegendemonstranten eingefunden. Sie waren offenbar dem Aufruf rechter Gruppen gefolgt. Es gab ein Hupkonzert und Buhrufe. Die kreischende Frau, die nach dem Treffen verbal auf Merkel losging, war im Internet auf Videos zu hören, ihr Gesicht sah man nicht.

Es hat eine Weile gedauert, bis die Polizei sie identifizieren konnte. Mindestens ein Polizeibeamter stand zwar an dem Tag in der Nähe der Pöblerin. Dennoch nahm zur Verwunderung von Justiz und Öffentlichkeit niemand ihre Personalien auf. Nach Polizeiangaben haben mehrere Zeugen Hinweise gegeben, die zunächst auf zwei Personen passten.

Inzwischen ist der Name der Verdächtigen auch der Polizei bekannt. Sie soll jetzt von der Polizei vernommen werden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die 20-jährige Dresdnerin wegen Beleidigung. Als Verunglimpfung von Verfassungsorganen könnten die üblen Beschimpfungen nicht gewertet werden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Lorenz Haase.

Ob die Frau jemals strafrechtlich belangt werden kann, ist allerdings unwahrscheinlich. Die Beleidigung ist ein Bagatelldelikt. Ohne Strafantrag der Kanzlerin kann die Staatsanwaltschaft sie nicht anklagen. Merkel selbst antwortete auf Fragen von Journalisten in Berlin, dass sie die Sache auf sich beruhen lassen wolle. Sie könne „Widerspruch gut aushalten“ und erwarte nicht, dass ihr jeder nach dem Mund rede. Sie freue sich, in einem Land zu leben, in dem es Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit gebe. „Meine Aufgabe besteht darin, Menschen, die helfen wollen, und Menschen, die etwas Positives tun, zu ermutigen“.