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LKA Sachsen ermittelt im Glücksspielmilieu

Mit dem Kauf von Anteilen an Kasinos an der tschechischen Grenze sollen Anleger um Millionen betrogen worden sein.

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© imago

Von Ulrich Wolf und Steffen Neumann

Dresden/Görlitz. Das sächsische Landeskriminalamt ist einem möglicherweise millionenschweren Betrugsverfahren auf der Spur. Die bereits seit fast zwei Jahren andauernden Nachforschungen im sächsisch-tschechischen Glücksspielmilieu leitet die Staatsanwaltschaft Görlitz.

Auslöser dafür waren nach SZ-Informationen Strafanzeigen von deutschen Anlegern, die sich an tschechischen Spielbanken in Liberec, Petrovice, Teplice, Zinnwald und Prag beteiligt hatten. Den Investoren waren hohe und sichere Renditen versprochen worden. Die Hintermänner der Kasinos sollen jedoch das Geld der Anleger nur teilweise in den Betrieb der Spielbanken gesteckt haben; ein Großteil des Geldes soll in die Finanzierung ihres eigenen Lebensunterhalts geflossen sein. Zudem seien die Anlagegeschäfte ohne Genehmigung der Finanzaufsicht erfolgt, heißt es in Ermittlerkreisen. Demnach stehen zehn Personen unter Betrugsverdacht. Sie sollen auch zwei Onlinekasinos ohne notwendige deutsche Lizenzen betrieben haben.

Weil die auf mehrere Länder verstreuten Firmen der Glücksspielmanager nicht genügend Geld zur Finanzierung der zugesagten Renditen abgeworfen haben sollen, hätten nach Ansicht der Ermittler immer wieder neue Beteiligungsverträge mit Investoren akquiriert werden müssen, um liquide zu bleiben. Die Staatsanwaltschaft sieht darin ein Schneeballsystem.

Zu den Beschuldigten zählt auch der in Ostsachsen bekannte Spielbankkönig Willi Hermann Hinsche. Der frühere Mitgesellschafter der Spielbank Zinnwald ließ etwa im Luxushotel Taschenbergpalais in Dresden ein Schaukasino aufbauen, in dem prominente Gäste des Semper-Opernballs 2015 Poker, Roulette und Blackjack spielten. Als Werbepartner war für ihn auch die Dresdnerin Katja Kühne tätig, die 2014 die Fernsehschau Bachelor gewonnen hatte.

Im Fokus der Ermittler steht unter anderem die inzwischen insolvente Firma Las Vegas Spielhallen GmbH in Zittau, die Hinsche teilweise gehört. Auch an diesem Unternehmen hatten sich Anleger beteiligt. Hinsches Anwalt bezeichnete die Vorwürfe als „im höchsten Maße unkonkret, pauschal und oberflächlich“.

Zu den Beschuldigten gehören außer Hinsche noch drei Kaufleute aus München, Heidelberg und Regensburg, ein Finanzvermittler in Thüringen, ein Buchhalter in Stuttgart, ein IT-Experte, ein Anwalt im tschechischen Brünn sowie zwei Personen aus Ostsachsen. Bereits Anfang November 2015 hatte es in dem Fall eine Razzia in sechs Bundesländern und Tschechien gegeben. Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt wollten sich aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht äußern.