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„Ich hab mir mein Leben ruiniert“

Im Sommer war die Pulsnitzer Schülerin Linda W. von der irakischen Armee festgenommen worden. Nun spricht sie erstmals über ihre Zeit bei der IS-Terrormiliz.

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© ndr/ARD

Von Tobias Wolf

Der Fall der mutmaßlichen IS-Terroristin Linda W. hat das beschauliche Pulsnitz gespalten. Nun steht die Kleinstadt wieder im Fokus. Die inzwischen 17-jährige Schülerin spricht erstmals öffentlich über ihre Zeit bei der Terrormiliz „Islamischer Staat“. Reportern von NDR, SWR und Süddeutscher Zeitung ist es gelungen, Linda W. zu einem Interview zu treffen, bei dem auch ihre Mutter und Schwester dabei waren.

Linda W. sagt demnach, dass sie die Entscheidung bereue, sich dem IS angeschlossen zu haben. „Ich weiß nicht, wie ich auf so eine dumme Idee kommen konnte, weil ich hab mir mein Leben damit ruiniert“, sagte sie den Reportern. Gut eine Stunde ging das Gespräch, das am Donnerstagabend auszugsweise in der Sendung „Weltspiegel extra“ gezeigt wurde. Darin beteuert Linda W. auch, vom IS nie im Umgang mit Waffen geschult worden zu sein oder Kampferfahrung gesammelt zu haben. Sie wisse nicht, wie eine Waffe funktioniere, sagte Linda W. im Interview, „ich war nur in Häusern, also ich hab nie mit Waffen so richtig was zu tun gehabt, gar nicht.“ Die Aussagen, sind nur schwer zu überprüfen. Sie habe viele Leichen gesehen. „Wenn du irgendwo eine Bombe hörst und da Splitter aufs Dach fliegen, da kriegt man schon psychische Probleme“, sagt Linda in dem TV-Interview.

Folgt der Bundesgerichtshof dem Vorschlag des Generalbundesanwalts, könnte es zu einer Anklage wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung führen. Laut Generalbundesanwalt Peter Frank stelle sich die Frage: „Sind auch diese Frauen als Mitglieder einer ausländischen terroristischen Organisation zu verfolgen?“ Diese Frage lasse sich mit Ja beantworten, weil die Frauen die Ideologie des IS weiterverbreiten und die Terrororganisation von innen heraus stärken würden.

Die heute 17-Jährige soll 2016 über Istanbul nach Syrien gereist und dem IS beigetreten sein. Die Schülerin war Mitte Juli zusammen mit weiteren mutmaßlichen IS-Kämpferinnen in Mossul festgenommen worden. Die Stadt stand rund drei Jahre lang unter der Kontrolle des IS und war im Sommer von der irakischen Armee befreit worden. Derzeit sitzt Linda W. in einem Jugendgefängnis bei Bagdad.

Bemühungen der Bundesregierung, das Mädchen nach Deutschland zu holen, sind bislang erfolglos. Im Irak droht ihr die Todesstrafe.