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Liebe Annett Hofmann!

Erklären, was Krautnudeln sind und gleichzeitig toll aussehen – das kann Sachsens neue First Lady. Nicht nur deshalb ist SZ-Redakteurin Johanna Lemke ein großer Fan von ihr.

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© Robert Michael

Guter Vorsatz fürs neue Jahr: Ich will Menschen öfter direkt sagen, wenn ich sie toll finde. Los geht‘s: Ich bin ein großer Fan von Ihnen, Frau Hofmann. Beeindruckend, dass Sie als neue First Lady von Sachsen nie nervös oder gestresst wirken von dieser Aufgabe als Frau an der Seite des Ministerpräsidenten Michael Kretschmer.

Wie Sie beide neulich so lässig über den Görlitzer Weihnachtsmarkt schlenderten, das hatte wirklich Klasse. Freundlich erklärten Sie einem Passanten, was Krautnudeln sind – und sahen dabei trotzdem toll aus. Als wären Sie dafür gemacht, das Land zu repräsentieren, greifbar und elegant zugleich. Wie eine Mehrheit der sächsischen Frauen sind Sie berufstätig, Sie haben zwei Kinder mit Ihrem Lebensgefährten, allerdings auch zwei aus einer vorherigen Beziehung, und Sie sind auch nicht miteinander verheiratet. Herrlich normal!

Man könnte denken, Sie leben den Generationenwechsel, den viel beschworenen, der eigentlich von der Sachsen-CDU ausgehen sollte nach dem Rücktritt von Stanislaw Tillich. Vielleicht kommt die Wende quasi von unten, war ja schon oft so, dass letztlich die Frauen die Geschichte änderten. Cleopatra lenkte Marc Antonius, Eva Péron war für Argentinien in Wahrheit wichtiger als ihr Mann, und Ingrid Biedenkopf ... Aber lassen wir das.

Sie räumen jedenfalls erst mal ordentlich auf. Zum Beispiel haben Sie angekündigt, jetzt keine reine Charity-Lady zu werden, die von Empfang zu Empfang huscht. Obwohl Sie auf öffentlichen Veranstaltungen garantiert eine bessere Figur machen werden als all ihre Vorgängerinnen zusammen. Nichts gegen die Ballkleider von Veronika Tillich, aber allein dieses eine Foto von Ihnen, als Sie Ihrem Mann bei seinem Amtsantritt am Anzug rumzuppeln, das ist Eleganz! Helle Pumps zum königsblauen Etuikleid, die dunklen Haare locker im Nacken gebunden – zum Niederknien.

Ich plaudere jetzt mal aus dem Nähkästchen: Es gab in den letzten Wochen weder ein Journalisten- noch ein Journalistinnengespräch, in dem nicht betont wurde, wie toll Sie aussehen. Ich will dem gar nicht widersprechen, aber wie ist das eigentlich, wenn die eigene Karriere auf einmal nicht mehr so von Interesse ist wie das Aussehen oder die Familie? Der Kollege in der SZ fragte Sie im Interview ja auch, wie Sie das mit dem neuen Job vom Papa den Kindern verklickern würden. Klar, der Mann geht arbeiten und die Frau fängt die Sorgen der Kleinen ab, so stellen viele sich das auch im Jahr 2017 noch vor.

Aber Sie, Frau Hofmann, antworteten freundlich und betonten: „Ich bin eine eigenständige Frau.“ Einer anderen Zeitung sagten Sie gar: „Nur zu Hause bleiben, das bin ich nicht.“ Vielleicht muss Ihnen diese Frage dann irgendwann auch nicht mehr gestellt werden – und es kann endlich um die wirklich wichtigen Dinge gehen. Wann fangen Sie eigentlich wieder an zu arbeiten, Frau Hofmann? Ich bin schon gespannt!

Ihre

Johanna Lemke

Der „Offene Brief“ ist eine regelmäßig erscheinende Rubrik aus dem Wochenend-Magazin der Sächsischen Zeitung.