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Heimgekehrt

Zwei Menschen, die ihre Heimat verließen, aber jetzt in die Oberlausitz zurückgekehrt sind, sprechen über ihre ganz persönlichen Beweggründe.

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© Matthias Weber

Zittau. Tausende Oberlausitzer haben in den vergangenen Jahren ihre Heimat verlassen. Oft wegen eines Arbeitsplatzes oder wegen des besseren Verdienstes andernorts. So mancher kommt inzwischen wieder nach Hause. Die Zukunftsaussichten in der Region sind besser geworden. Zwei Heimkehrer sprechen über ihre ganz persönlichen Beweggründe. Auch der Rückkehrertag hat eine Rolle gespielt.

Falko Strehler hat im Norden und Süden gearbeitet, jetzt ist er zurück.
Falko Strehler hat im Norden und Süden gearbeitet, jetzt ist er zurück. © tompic
Thomas Kuhne ist froh, wieder zu Hause zu sein.
Thomas Kuhne ist froh, wieder zu Hause zu sein. © Matthias Weber

Vor sieben Jahren hat Falko Strehler seine Heimat verlassen. Damals wollte er einfach nur weg. „Mit 22 willst Du viel Geld verdienen und ein dickes Auto fahren“, erinnert sich der Zittauer. Inzwischen ist er 29, wirkt entspannt und es scheint, als hätten sich die Prioritäten etwas verschoben.

Falko Strehler begann nach dem Besuch der Burgteichschule eine Ausbildung zum CNC-Fräser in der Havlat Präzisionstechnik GmbH in Großschönau und arbeitete später nach dem Umzug des Unternehmens im neuen Zittauer Werk an der Gerhart-Hauptmann-Straße, bis ihn das Fernweh packte. Er zog zu Freunden zunächst in eine Wohngemeinschaft an den Rand von Hamburg, nach Wedel. Die Kleinstadt und die naheliegende Hansestadt boten alles, was junge Leute so suchen: Events, Partys, Diskos, Abwechslung und vor allem andere junge Leute. Die Kehrseite der Medaille: Trotz gutem Einkommen war das Großstadtleben sehr kostspielig. Nach einem Besuch bei seiner Schwester in Baden-Württemberg bewarb er sich bei einem Werkzeughersteller in Ettlingen und wurde prompt eingestellt. Wirklich heimisch wurde er auch bei den Badenern nicht. Die sozialen Kontakte beschränkten sich im Wesentlichen auf die Arbeitskollegen. Nach den regelmäßigen Besuchen der Eltern in Zittau reiste er schweren Herzens immer wieder in den Westteil der Republik. An den Wochenenden besuchte er Freunde, reiste viel durchs ganze Land.

Im Sommer 2017 reifte der Entschluss, wieder in die Heimat zu gehen. „Ich habe immer Kontakt zu ehemaligen Kollegen gehalten und erfahren, dass sich im Betrieb viel verändert hat“, erzählt er. Seit einem halben Jahr wohnt er direkt am Olbersdorfer See. Ein dickes Auto hat er immer noch nicht, dafür aber ein Stück weit Zufriedenheit. „Ich bin angekommen“, sagt er. Die Probezeit bei Havlat ist überstanden, es gibt vier Tage Urlaub mehr als früher und das Klima im inzwischen stark gewachsenen Unternehmen ist sehr familiär.

Thomas Kuhne ist im Februar mit seiner Frau und den zwei Kindern von Garmisch-Partenkirchen nach Zittau gezogen. Der Zerspanungsmechaniker ist in Zittau geboren, in Olbersdorf aufgewachsen und 2006 wegen der Arbeit und besseren Verdienstmöglichkeiten in die Schweiz gegangen. 2010, während des Weihnachtsurlaubs in der Heimat, lernte er seine Frau Sandra kennen. Auch sie stammt aus Zittau und arbeitete in Garmisch-Partenkirchen als Kinderkrankenschwester. Sie gründeten eine Familie. Kuhne zog von der Schweiz nach Bayern, die Kinder wurden geboren.

Über die Frage, warum er wieder heimkehrt, braucht der 37-Jährige nicht lange nachzudenken. Die negativen Erfahrungen bei der Wohnungssuche in Bayern reichen ihm. Familien mit zwei Kindern haben dort keine Chance, bezahlbaren Wohnraum zu finden, erzählt er. Viele Vermieter möchten keine Kinder im Haus haben. „Die Katze ist kein Problem, aber die Kinder“, solche Sätze bekam Thomas Kuhne zu hören. Fast hätte seine Familie auch noch einen fest zugesagten Kita-Platz verloren, weil eine andere Familie bevorzugt werden sollte.

Diese Erfahrungen und die Angst, die Wohnung im Alter zu verlieren, trugen dazu bei, dass der Wunsch zurückzukommen sich schnell entwickelte. Der Zerspaner fand einen Job bei Havlat Präzisionstechnik in Zittau, bei seiner Frau gestaltete sich die Suche zunächst schwieriger. Bis zum Rückkehrertag nach Weihnachten im Gerhart-Hauptmann-Theater. Dort lernte sie den Chef der städtischen Kita-Gesellschaft „Gernegroß“ kennen und bewarb sich nach dem Gespräch. Dann ging alles ganz schnell. „Der Rückkehrertag ist eine tolle Sache, weil man gleich mit den richtigen Leuten sprechen kann“, lobt Kuhne das Angebot.

Noch wohnt seine Familie im Mehrfamilienhaus der Eltern. Er ist optimistisch, bald ein eigenes Häuschen zu finden. Arbeit und Klima im Betrieb gefallen ihm gut und auch mit der Bezahlung ist er zufrieden.