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Hausbau mit Hürden

Nahe der B 170 in Bannewitz entsteht ein neues Wohngebiet. Doch der Bauverzug bringt Familien an ihre Grenzen.

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© Andreas Weihs

Von Verena Schulenburg

Bannewitz. Endlich Baustart. Lange hat das junge Paar darauf gewartet, dass der Bagger anrollt. In den kommenden Tagen wird nun damit begonnen, die Wiese auszuheben. Mit dem Winterausklang startet der Hausbau für die beiden Dresdner, die sich auf dem großen Areal nahe der B 170 in Bannewitz bald Zuhause fühlen wollen. Genauso, wie viele andere Familien, die hier ihr Einfamilienhaus bauen. Doch für die jungen Leute lief der Traum von den eigenen vier Wänden bisher nicht ganz nach Plan. Sie wollen ihre Namen lieber nicht in der Zeitung lesen. Die kleine Studentenbude in Dresden-Plauen hatte das Paar satt. Etwas Größeres sollte her. „Bei den derzeitigen Mietpreisen haben wir uns dann gedacht, dass ein Eigenheim auch nicht schlecht wäre“, erzählt die 25-Jährige. Als sich die beiden bereits 2015 nach geeigneten Bauflächen umschauten, wurden sie auf das Areal in Bannewitz aufmerksam, das die Dresdner Cortez Projektentwicklungsgesellschaft gekauft hat und von der Firma Eureka Grundbesitz aus Dresden vermarktet wird.

Das junge Paar war schließlich von Bannewitz überzeugt. Hier stimme die Anbindung zu ihrer Arbeit nach Dresden. Einkaufsmöglichkeiten gebe es in der Nähe. „Und schnelles Internet liegt an“, zählt der junge Dresdner die Vorzüge des neuen Wohngebietes auf, das zu den größten der Region gehört. Gut 200 Euro pro Quadratmeter ist dem Paar allein das Grundstück wert. Für das neue Eigenheim sollte eigentlich im Spätsommer 2016 Baustart sein. „Weihnachten 2017 wollten wir in unserem Haus feiern“, erzählt die junge Frau. Doch so schnell wie sie sich gern im neuen Zuhause gesehen hätten, ging es nicht voran. Es war nicht nur der Frost des Winters, der den Einzug ins Eigenheim ausbremste.

Die notwendige Erschließung der sechs Hektar großen Fläche, die von der Großenhainer Straßenbaufirma Karl Riemer durchgeführt wurde, verzögerte sich, Monat für Monat. Erst im Herbst 2017, mehr als ein Jahr später, waren Straßen, Gehwege, Beleuchtung und Kanäle verlegt und damit alle Grundstücke angeschlossen. Eine Situation, die den Häuslebauern seitdem nicht nur viel Nerven abverlangt, sondern auch viel Geld kostet. Das Problem: Seit Ende 2015 haben die jungen Leute den Kaufvertrag für ihr knapp 700 Quadratmeter großes Grundstück in der Tasche, die Verbindlichkeiten mit dem Bauträger geklärt und auch die dafür notwendigen Kreditverträge bei der Bank unterzeichnet. Doch weil ihr Grundstück bisher unberührt blieb, können die offenen Summen für den Hausbau nicht bezahlt werden. Der Kredit steht also quasi seit der Vertragsunterzeichnung bereit, wird aber nicht abgerufen.

„Zum Glück haben wir uns eine einjährige bereitstellungsfreie Zeit bei der Bank eingeräumt“, sagt der 30-Jährige. Erst nach dieser Frist werden Gebühren von der Bank dafür erhoben, dass der Kredit zu den vereinbarten Konditionen gewährt, aber vorerst nicht abgerufen wird. Diese Frist lief aber im Dezember 2016 ab. Seitdem zahlt das junge Paar nun Bereitstellungszinsen beim Kreditgeber. Es sind etwa 600 Euro jeden Monat. „Wir haben gut bezahlte Jobs“, sagt der 30-Jährige. Da sei die zusätzliche finanzielle Belastung ärgerlich, aber zu stemmen. Und die Studentenbude, in der sie noch zur Miete wohnen, sei günstig. Bei anderen Bauherren sehe es anders aus. „Manche haben finanziell zu kämpfen“, weiß der Dresdner. Eine Familie, die sie kennenlernten, habe sich zwischenzeitlich von ihrem Eigenheimtraum in Bannewitz verabschiedet. Es sei zu teuer geworden.

Dass bei der Erschließung des neuen Wohngebietes in Bannewitz nicht alles optimal lief, räumt Steffen Hallmann ein. Es komme bei solchen Projekten zwar immer mal zu Verzögerungen. „In Bannewitz war es aber länger als üblich“, sagt der Chef der Firma Eureka Grundbesitz, die unter anderem auch größere Baugebiete in Dresden-Langebrück und Ullersdorf erschlossen hat. Mehrere Umstände hätten in Bannewitz dazu geführt, dass sich die Arbeiten an den Straßen und Kanälen hinzogen. „Wir hatten im Winter 2016 eine lange Regenphase“, erklärt er. Das habe den lehmigen Boden instabil gemacht und die Erschließung erschwert. Aber auch Hürden in der Planung mit allen Baubeteiligten, also Gemeinde, Ingenieurbüro und Baufirmen, hätten den Verzug verursacht. So mussten beispielsweise die neuen Ortsstraßen breiter angelegt werden als zunächst gedacht, um später dem Winterdienst im Wohngebiet ausreichend Platz einzuräumen.

Aus Einzelgesprächen mit Familien habe man durchaus gewusst, dass es bei einigen aufgrund des Bauverzuges finanziell eng werde. Vor allem, wenn neben der Miete für die Wohnung bereits Kredite bedient werden müssen oder Ummeldungen für Kitas und Schulen bevorstehen. Das stellt Familien vor organisatorische Probleme. „Dafür habe ich Verständnis“, sagt Hallmann. Deshalb habe man auch versucht, regelmäßig über den aktuellen Baustand zu informieren. Auf mögliche Verzögerungen in der Bauphase sei aber schon beim Abschluss der Kaufverträge hingewiesen worden. Bauwilligen, wie dem jungen Paar aus Dresden, nützt das heute wenig. Sie haben draufgezahlt und tun es weiterhin.

Immerhin: Mittlerweile geht es voran in Bannewitz. Insgesamt 67 Einfamilienhäuser wachsen in dem neuen Wohngebiet in die Höhe. Bis Ende dieses Jahres sollen auch vier Mehrfamilienhäuser an der Boderitzer Straße fertig werden. Die Rohbauten stehen bereits. Hier wird die Freitaler Wohnungsgenossenschaft (Gewo) ab 2019 insgesamt 32 Mietwohnungen anbieten. Die ersten Eigenheimbesitzer könnten dagegen schon in den nächsten Monaten einziehen. „Ich gehe davon aus, dass in etwa einem Jahr alle Häuser stehen“, sagt Eureka-Chef Steffen Hallmann. Nach den Verzögerungen in der Erschließung des Areals hat das junge Paar aus Dresden nun die Hoffnung, dass ihr Hausbau etwas schneller geht. „Vielleicht schaffen wir es dieses Jahr, Weihnachten in Bannewitz zu feiern“, sagt er.