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Endlich Deutsche

Am Sonnabend feiert Henrieta Durmis ihre Einbürgerung. Beruflich ist sie aber auch in ihrem Geburtsland unterwegs.

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© Ronald Bonß

Von Nadine Franke

Seit über einem Jahr ist Henrieta Durmis Deutsche. Geboren wurde sie aber in der Slowakei. Am 8. April 2016 erhielt die heute 40-Jährige ihre Einbürgerungsurkunde. Stolz streicht sie über das grüne Dokument, obwohl es sich dabei nur um eine Kopie handle, wie sie zugibt. „Das haben wir zu Hause groß gefeiert“, sagt Durmis mit einem strahlenden Lächeln. Sogleich hält sie ihr Smartphone in der Hand mit den farblich zur weißen Hose passend lackierten Fingernägeln. Sie zeigt Fotos, auf denen sie ein deutsches Fußballtrikot trägt, Streifen in Schwarz-Rot-Gold auf ihrer Wange leuchten und Familie sowie Freunde sie mit allerlei Geschenken in Deutschlandfarben überhäufen.

Das Einzige, was bisher noch fehlte, war eine offizielle Einbürgerungsfeier. Die findet an diesem Samstag im Sächsischen Landtag statt. Vor einem Jahr war ihr das sehr wichtig, gibt Durmis zu. „Jetzt hätte ich es aber ohne die Einladung fast vergessen“, erzählt sie. Doch als der Brief in dem Einfamilienhaus im sächsischen Neustadt ankam, freute sie sich. Gemeinsam mit 300 anderen im Jahr 2016 eingebürgerten Menschen wird sie offiziell als deutsche Staatsbürgerin durch den Landtagspräsidenten Matthias Rößler, den Staatssekretär des Innenministeriums Michael Wilhelm sowie dem Sächsischen Ausländerbeauftragten Geert Mackenroth willkommen geheißen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 1 453 Ausländer in Sachsen eingebürgert und erhielten damit die deutsche Staatsangehörigkeit. Davon kamen 13 Menschen aus der Slowakei. Insgesamt waren es 228 Menschen mehr als im Vorjahr.

Henrieta Durmis lebt bereits seit 14 Jahren in Sachsen. Im Jahr 2003 kam die ehemalige Journalistin mit ihrem damaligen Mann und ihrer Tochter nach Deutschland. Der slowakische Arzt hatte hier Arbeit gefunden. „Wir haben uns gemeinsam für die Erfahrung namens Auswandern entschieden.“ Ihr Sohn wurde schon in Bautzen geboren. Geblieben sind allerdings nicht alle. Seit drei Jahren lebt Durmis mit ihrem Sohn und ihrem neuen Partner in Neustadt. „Mein Partner ist ein stolzer Deutscher. In unserem Garten weht sogar eine Deutschlandflagge“, erzählt sie.

In ihr Geburtsland will sie auf Dauer nicht mehr zurück. „Heimweh hatte ich nie. Ich habe mich hier seit dem ersten Tag wohlgefühlt.“ Sie erinnert sich, dass die erste Zeit durch die vielen Behördengänge stressig war. Außerdem wollte sie sich schnell integrieren und Deutsch lernen.

Mittlerweile arbeitet sie für die in Heidenau ansässige Firma Saegeling Medizintechnik als Juristin sowie Compliance-Officer. Vor zwölf Jahren begann sie ihr Studium des Europäischen Rechts in der Slowakei. Dafür pendelte sie zwischen beiden Ländern. Das war mit Familie nicht ganz leicht für sie, gibt sie zu. Letztendlich machte sie aber sogar ihren Doktortitel, bevor sie in Heidenau die Arbeit aufnahm. Nun ist sie auch beruflich mit der Slowakei verbunden, denn sie arbeitet für ihr Unternehmen als Prokuristin einer Tochterfirma in Bratislava, der slowakischen Hauptstadt.

Doch ihr Pass ist ein deutscher. „Ich wollte die deutsche Staatsbürgerschaft. Ich bin stolze Europäerin wie auch Deutsche.“ Eine doppelte Staatsbürgerschaft hat Durmis nicht. In der Slowakei ist nur eine Staatsangehörigkeit zulässig. Henrieta Durmis hat sich dazu entschieden, Deutsche zu sein. Das wird sie am Sonnabend noch einmal richtig feiern. Nur beim Sport bleibt sie bei ihren Wurzeln. „Es ist schwer für mich. Aber wenn Deutschland gegen die Slowakei spielt, bin ich für die Slowakei.“