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Elch spaziert durch Sohland

An zwei verschiedenen Stellen sind Anwohnern Schnappschüsse von dem Tier gelungen. Ein Fachmann rät zu Vorsicht.

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© Jan Zöllner

Von Katja Schäfer

Sohland. Kann das sein? Oder täuschen mich meine Sinne? Jan Zöllner ist irritiert, als er am Mittwochabend das große Tier auf einer Wiese im Sohlander Ortsteil Tännicht sieht. Der Sohlander schaut noch mal genauer hin und ist sich sicher: Da steht ein Elch. „Erst dachte ich ja, ich habe mich verguckt. Aber für ein Reh war das Tier viel zu groß“, erzählt der Sohlander, der zuvor noch nie einen Elch in echt gesehen hatte. Geistesgegenwärtig macht er mit dem Handy ein paar Aufnahmen.

Ein junger Elchbulle

Anhand dieser Fotos stellt der Elch-Fachmann Michael Striese fest: „Das ist ein junger Elchbulle, vermutlich 2016 geboren.“ Zu dieser Einschätzung kommt er, weil das Tier noch kein großes Geweih hat, sondern nur kleine Spieße. So werden Geweihansätze genannt, die nur ein Ende haben. Aber wie kommt ein Elch nach Sohland? Diplom-Biologe Striese, der seit vielen Jahren Elche in der Oberlausitz betreut, schätzt, dass das Tier über Tschechien eingewandert ist. Vermutlich komme es aber aus Polen, denn dort gibt es deutlich mehr Elche als in Tschechien. Ende September, Anfang Oktober beginnt deren Hauptwanderzeit, denn jetzt stehen sie kurz vor der Brunft, erklärt der Fachmann. Das dauere bis November. Bei ihren Touren können die Tiere weite Strecken zurücklegen. 30 Kilometer innerhalb von 24 Stunden wurden schon ermittelt.

„Anscheinend sind derzeit mehrere Exemplare in der Gegend unterwegs“, sagt Michael Striese. Denn am Montagnachmittag wurde ein Elch an der B 6 bei Nechen in der Nähe von Löbau gesehen, am Dienstag einer in Friedersdorf bei Neusalza-Spremberg. Allerdings kann es auch sein, dass es sich dabei immer um das gleiche Tier handelt, das am Mittwoch dann in der Gemeinde Sohland unterwegs war. Dort hat es nicht nur Jan Zöllner entdeckt. Gert Schmidt, der im Sohlander Rathaus arbeitet, fotografierte den Elch am Mittag in Wehrsdorf, nachdem das Tier in schnellem Trab die B 98 überquert hatte.

Michael Striese empfiehlt, den Tieren mit Respekt zu begegnen. Obwohl sie gemütlich aussehen, seien sie nicht ungefährlich. „Man sollte Elche auf keinen Fall in die Enge treiben, nicht näher als 30 Meter an sie ran gehen. Wenn sie das Gefühl haben, dass man ihnen den Fluchtweg versperrt, treten sie schnell mal mit den Vorderhufen aus“, warnt der Fachmann. Zugleich bittet er darum, ihm Elchsichtungen zu melden und möglichst auch Fotos zu schicken.

Kontakt: Michael Striese, Telefon 0173 8222984, [email protected]