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Duschverbot in der Gartensiedlung

In einem Neusörnewitzer Wohnhaus wurden drastische Legionellenwerte gemessen. Es gibt noch mehr Fälle im Kreis.

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© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

Eigentlich wollte der junge Mann, nach einem anstrengenden Arbeitstag, gerade unter die Dusche springen. Dann fand er am Mittwochabend diesen Brief: „Die Nutzung der Duschen/Brausen ist ab sofort untersagt!“

24 Mieter in der Neusörnewitzer Gartensiedlung hatten diese Woche solche Briefe von der Wohn- und Verwaltungs-GmbH Coswig (WBV) im Briefkasten. Der Grund steht auch im Brief: Ende August wurden in den Häusern Nummer 4 bis 7 die Trinkwasserleitungen auf Legionellen untersucht. In einer der Wohnungen in der Gartensiedlung 7 wurde dabei ein Wert von 20 000 KBE je 100 Milliliter Wasser gemessen, sagt WBV-Wohnungsverwalter Carsten Jäger.

Beim Nachweis einer extrem hohen Konzentration von Legionellen – ab 10 000 koloniebildenden Einheiten (KBE) je 100ml – ordnet das Gesundheitsamt zur direkten Gefahrenabwehr eine Nutzungsbeschränkung an, heißt es aus dem Landratsamt von Sprecherin Kerstin Thöns. Wird dieser Messwert überschritten, müsse das sofort ans Gesundheitsamt gemeldet werden.

Legionellen sind stäbchenförmige Bakterien, die sich vor allem in warmen, sich wenig bewegendem Wasser zwischen 25 und 50 Grad vermehren. „Für den Menschen werden Legionellen zur Gefahr, wenn sie in großen Mengen über fein versprühtes Wasser (Aerosole), z.B. beim Duschen bzw. bei Verwendung von Whirlpools, Inhalationsgeräten und Mundduschen, sowie insbesondere beim Einsatz von Klimaanlagen in die Lunge gelangen“, heißt es im für die Mieter beigefügten Hinweisblatt der WBV. Krankheitsbilder, die Legionellen verursachen können, sind grippeartige Beschwerden bis zu schweren Lungenentzündungen. Die unsichtbaren Stäbchen sind weltweit verbreitete Umweltkeime, die in geringer Anzahl natürlicher Bestandteil von Oberflächengewässern und Grundwasser sind.

WBV-Geschäftsführerin Pia Engel hat nach dem drastischen Messergebnis sofort reagiert. Eine Fachfirma wurde beauftragt, die Mischbatterien und Duschköpfe zu wechseln, sagt sie. Die extremen Werte, so Wohnungsverwalter Jäger traten eigenartigerweise nur in einer Wohnung auf. Gemessen werde zumeist am höchsten Austritt, also in einer oberen Wohnung. Jäger: „Wir haben auch an der Hausstation, dem Wasserverteiler, für die vier Häuser getestet. Dort gab es keine Überschreitung der zulässigen Werte.“ Vorsorglich seien aber alle Mieter der Häuser, die an dieser Anlage hängen, informiert und zum Duschverbot aufgefordert worden.

Vom Gesundheitsamt in Meißen heißt es, dass der Gesetzgeber vorgeschrieben hat, in öffentlichen Bereichen – etwa in Schwimmbädern – und seitens der Vermieter, aller drei Jahre Kontrollen auf Legionellen vorzunehmen. Immerhin: Im Kreis Meißen, so Kerstin Thöns, sind allein für dieses Jahr bisher 41 Fälle von Überschreitungen angezeigt worden.

Im den Briefen beigelegten Info-Blatt der WBV erläutert der Vermieter, dass Legionellen bei Temperaturen über 60 Grad Celsius absterben. Deshalb auch werden die Temperaturen jetzt in der Gartensiedlung hochgetrieben. Anschließend, so schreibt es das Gesundheitsamt vor, muss erneut gemessen werden. Bis die Werte wieder in den nicht gefährlichen Bereichen liegen.

Wohnungsverwalter Jäger nach einer möglichen Ursache für das starke Auftreten von Legionellen in nur einer Wohnung in der Neusörnewitzer Gartensiedlung gefragt, sagt: Eine Möglichkeit sei, dass die Bewohner länger kein Wasser aufgedreht haben. Das Wasser also bei mäßig warmen Temperaturen gestanden habe.

Wie lange die heiße Spülung, das Wechseln von Duschköpfen und die erneuten Tests dauern werden, kann WBV-Chefin Pia Engel noch nicht sagen: „Wir machen es in jedem Falle gründlich und melden erst dann ans Gesundheitsamt, wenn die Gefahr vorüber ist.“ Die Mieter würden dann freilich ebenfalls sofort informiert.