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Die Lachspolizei auf Patrouille

Die ersten Lachse sind zurück in der Elbe und sollen nicht gleich wieder herausgeholt werden. Auf fette Beute folgt fette Strafe.

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© Vaclav Sojka

Von Katarina Gust

Sie sind wieder da. Anfang November kehrten die ersten Lachse der Saison zum Laichen in die heimischen Gewässer zurück. Im Lachsbach bei Bad Schandau ist der erste Fisch in ein Kontrollnetz gegangen – ein etwa 80 Zentimeter großes Weibchen, knapp vier Kilogramm schwer. Vor etwa drei Jahren war es in der Sächsischen Schweiz ausgesetzt worden und ist damit Teil des sächsischen Programms zur Wiederansiedlung des Lachses. Seit 1994 werden jedes Jahr Tausende Junglachse in die Nebenflüsse der Elbe ausgesetzt. Der Lachs hat danach eine lange Reise vor sich. Er wandert die Elbe hinab in die Nordsee und von dort in den Atlantik. Nach rund drei Jahren kehrt er zum Laichen zurück.

Der Atlantische Lachs, der gut 100 Jahre lang in der Elbe als ausgestorben galt, wird nun langsam wieder heimisch. Was Naturschützer freut, dürfte auch manchen Angler auf den Plan rufen. Die Aussicht auf einen fetten Fang ist verlockend. Doch gleichzeitig absolut illegal. Denn der Lachs ist in Deutschland eine geschützte Art. Wer so einen Fisch an der Angel oder im Netz hat, macht sich strafbar. Im schlimmsten Fall droht eine Geldstrafe im fünfstelligen Bereich. Lachsangler sollte es in Sachsen deshalb nicht geben, sagt René Häse, Leiter der Geschäftsstelle vom Anglerverband Elbflorenz in Dresden. Illegale Lachsfischerei zu kontrollieren sei aber schwer. Denn die Fanggeräte sind die gleichen, mit denen auch andere, nicht geschützte Fischarten aus dem Wasser geholt werden.

Kontrolliert wird dennoch. Entlang der Elbe ist beispielsweise die Wasserschutzpolizei im Einsatz. „Zudem gibt es staatliche Fischereiaufseher, die die Nebenflüsse und die Elbe selbst regelmäßig abgehen“, erklärt Häse. Im Auftrag der Landesdirektion Dresden seien etwa 600 solcher Aufseher unterwegs. Der Großteil konzentriert sich auf die Elbe. Wer illegale Lachsangler beobachtet, könne das bei der Polizei anzeigen. „Je nach Fall kann es sich um eine Ordnungswidrigkeit oder eine Straftat handeln“, sagt René Häse. Es drohen Geldstrafen in vier- oder sogar fünfstelliger Höhe.

Der Anglerverband Elbflorenz in Dresden unterstützt die Wiederansiedlung der Lachse in Sachsen. „Das Programm muss langfristig weiter laufen. So lange, bis die Population stabil ist“, sagt René Häse. Noch sei dieses Ziel aber nicht erreicht. Obwohl jedes Jahr Tausende neue Lachse ausgesetzt werden, würde seit einigen Jahren die Zahl der Rückkehrer stagnieren. „Dabei sollten eigentlich mehr Fische registriert werden“, ist der Fachmann ratlos.

Der erste Rückkehrer wurde 1998, vier Jahre nach dem Start des Wiederansiedlungsprogrammes, entdeckt. 2000 fanden 113 Lachse den Weg zurück. Ein Rekordergebnis, das seitdem nie übertroffen wurde. Zuletzt pendelten sich die Zahlen zwischen 20 und 40 Tieren ein. Von einigen der gefangenen weiblichen Lachse werden die Eier abgestreift. Sie sind die Grundlage für die neue Generation, die wieder in die Elbe ausgesetzt wird. Vor allem an den Zuflüssen im oberen Elbtal wie dem Lachsbach, der Müglitz, der Kirnitzsch und der Wesenitz starten die Jungfische ihre lange Reise.

Warum die Zahl der Rückkehrer dennoch nicht weiter wächst, weiß René Häse nicht. Er kann nur mutmaßen. Vielleicht sind es Umwelteinflüsse, die den Lachsen den Weg in die Heimat schwermachen, oder zu viele Fressfeinde, die ihnen unterwegs auflauern. Der Leiter der Verbandsgeschäftsstelle könnte sich auch vorstellen, dass zu viele Tiere weggefangen werden. Jedoch nicht hier, sondern im Atlantik.