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Die ersten Störche sind wieder da

Storchenbetreuer im Elbland freuen sich, dass ihre gefiederten Schützlinge zurückkehren. Doch ein bisschen treibt die Naturschützer auch die Sorge um.

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© Arvid Müller

Von Sven Görner

Radeburg/Moritzburg. Der Adebar auf dem alten Schornstein in Bärwalde posierte am Freitagmittag bereitwillig für den SZ-Fotografen. Mehr Einsatz war von unserem Kollegen da schon in Berbisdorf erforderlich. Der dortige Neuankömmling duckte sich so tief hinter den Rand des Nestes, dass er selbst vom Dach des benachbarten Hauses kaum zu entdecken war. Ob er ein weiblicher oder männlicher Vogel ist, kann der langjährige Storchenbetreuer Günter Opitz von der Nabu-Fachgruppe Ornithologie Großdittmannsdorf nicht sagen. Denn er hat das Tier noch gar nicht gesehen.

Anders verhält es sich da mit dem Bärwalder Storch. „Das ist ein männliches Tier. Es ist der gleiche Storch wie im Vorjahr.“ Das weiß der Naturfreund so genau, weil er den Vogel am Donnerstag in aller Ruhe beobachten konnte, als dieser an der Straße entlangspazierte. „So konnte ich seinen Ring mit dem Fernglas ganz genau ablesen.“ Dieser verrät dem Storchenbetreuer übrigens nicht nur, dass der Adebar vom Vorjahr zu seinem Nest zurückgekehrt ist. Sondern auch, dass er ursprünglich offenbar weiter südlich zuhause war. „Er ist in Tschechien beringt worden.“

Im vergangenen Jahr sei der Storch später in Bärwalde angekommen als diesmal, erinnert sich Günter Opitz. Trotzdem schafften das Tier und seine Partnerin zwei erfolgreiche Aufzuchten. Insgesamt verließen im Spätsommer 15 Jungstörche die Nester im Landschaftsschutzgebiet Moritzburger Kleinkuppenlandschaft. Exakt so viele wie im Jahr zuvor. Dass 2013 mit Unterstützung der Enso neu geschaffene Nest am Waldteich in Volkersdorf erwies sich dabei erneut als eine sichere Bank in Sachen Storchennachwuchs. Nach zweimal Drillingen schaffte es das Paar diesmal sogar, vier kleine Störche großzuziehen. Allerdings gab es erneut auch wieder einige Nester, so in Großdittmannsdorf und Radeburg, wo die Brut nicht erfolgreich war.

Peter Hummitzsch von der Nabu-Fachgruppe Ornithologie und Naturschutz Radebeul sieht das Vorjahresergebnis dann auch eher mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Betrachtet man die Entwicklung in Dresden Stadt und Land, haben wir 2016 mit im Durchschnitt zwei ausgeflogenen Tieren pro Nest ein Ergebnis, wie es sein sollte.“ Allerdings habe die Rechnung einen Haken. „Denn die Zahl der Brutpaare in diesem Gebiet befindet sich seit 2012 im Sinkflug.“

Wie der Radebeuler weiter sagt, habe es in diesem Jahr erstmals auch einen Überwinterer an der Elbe gegeben. „Dieser Storch hat sich die ganze Zeit zwischen Cossebaude und Wildberg aufgehalten.“ Aus dem dortigen Nest stamme er allerdings nicht. Denn diese Tiere waren nicht beringt.

In die Freude über die Rückkehr der Störche mischt sich bei den Naturschützern indes auch etwas Sorge wegen der anhaltenden Vogelgrippe. Denn auch wenn von dieser tödlichen Krankheit vor allem Wasser- und Greifvögel betroffen sind, ist sie offenbar selbst für Störche ein Risiko. So war im Dezember im Steinhorster Becken ein infizierter Storch gefunden worden. Und im Januar 2015 starben im Rostocker Zoo drei Störche an der Vogelgrippe. Die neun restlichen des Bestandes waren damals vorsorglich getötet worden.