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Der Schock nach dem Einbruch

Für eine Zeithainerin ist ihr Garten ihr Ein und Alles. Jetzt sind dort Diebe eingestiegen. Die Täter nahmen sogar ihre Medikamente mit.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Zeithain. Eigentlich geht sie sonst immer in den Garten. Auch am Freitag war Kristine Greip am Überlegen, ob sie auf dem Rückweg von der Massage nach Hause noch mal vorbeischaut. Es hätte am Weg gelegen. „Aber ich dachte, bei dem Regen kriech’ ich da nicht rum.“ Ob es den Einbruch in die Gartenlaube verhindert hätte?

Irgendwann zwischen Donnerstag und Sonnabend sind die Diebe eingestiegen. Knackten die Laubentür auf, rissen Schränke und Schieber auf, um sie zu durchsuchen. Es müssen mehrere Kriminelle gewesen sein, meint Kristine Greip. Das Tor, das im hinteren Bereich des Gartens zum Weg am benachbarten Bahndamm führt, blieb verschlossen. Das Diebesgut dürfte indes hastig über die Torlatten hinübergereicht worden sein, darauf deuten Beschädigungen hin. Den neuen Fernseher, einen Akkuschrauber, eine Axt, Handyladekabel, Leergut – die Einbrecher reichten so einiges über den Zaun, was dann in einem Auto verschwunden sein dürfte. Vor allem Dinge, die sich zu Geld machen lassen.

Gestohlenes Andenken

Manche Beute dürfte jedoch schwierig abzusetzen sein. Was die Diebe mit ihrer großen Stechpalme wollen, versteht Kristine Greip nicht. Auch Spezial-Medikamente der Zeithainerin sind weg. Besonders nah geht ihr aber der Verlust einer kleinen Truhe. „Das war ein Abschiedsgeschenk meiner Lehrmeisterin in der Ausbildung.“ Unscheinbar, aber hübsch, mit rotem Bezug innen sei das Kästchen gewesen, sagt Kristine Greip, die eigentlich anders heißt und lieber anonym bleiben möchte.

Der Einbruch in ihren Garten hat die Zeithainerin aber aufgewühlt. Denn der Garten nimmt in ihrem Leben einen besonderen Platz ein. Schon als junge Frau hat die Angestellte viel Zeit in das ererbte Stück Land gesteckt. „Damals zu DDR-Zeiten hab’ ich ihn bewirtschaftet.“ Mit Erdbeeren, Stachelbeeren, Äpfeln und Kirschen aus eigenem Anbau verdiente sie sich was dazu. In den letzten Jahren hat sie mit ihrem jetzigen Lebensgefährten dann vor allem Geld in den Garten reingesteckt. Seit sie das Stück Land vor mehr als 15 Jahren von ihrem Ex-Mann abgekauft hatte, sei der Garten zwischen Thälmannstraße und Bahnstrecke zu ihrer Oase geworden. Vor allem ihr Partner habe viel Handarbeit in den Garten gesteckt. Die große Laube habe er extra um die große Kiefer, die einst zur Einschulung von Kristine Greips erster Tochter gepflanzt wurde, herumgebaut. Daneben Wege gepflastert, Beete angelegt, eine Mauer mit alten Gartenutensilien geschmückt, einen Pavillon gebaut. „Wir haben jede freie Minute für den Garten geopfert“, erzählt Kristine Greip.

Der Einbruch in ihre Idylle hat die Zeithainerin erschüttert. „Wir wissen ja auch nicht, kommen die noch mal?“ Immerhin, sagt sie, sei der Garten von den Tätern zum Glück nicht verwüstet worden. – Einbrüche in Gärten kommen immer wieder vor, laut Dresdner Polizei in Zeithain voriges Jahr viermal, dieses Jahr bisher zweimal. Erfahrungsgemäß schlagen die Täter bevorzugt außerhalb der sommerlichen Gartensaison zu, so eine Polizeisprecherin. Um Einbrüchen vorzubeugen, rät die Polizei Gärtnern unter anderem, nach außen hin Besitz und Vermögen nicht unnötig zu demonstrieren. „Bargeld und Wertgegenstände sollten nicht in ihrem Bungalow bzw. ihrer Gartenlaube belassen werden.“

Ohne Anzeige keine Aufnahme

Komme es doch zum Einbruch, solle man sofort die Polizei verständigen. Das hatte Kristine Greips Partner zunächst nicht für nötig gehalten – die Täter würden doch eh nicht ermittelt. Bei der Polizei hält man dieses Pauschalurteil für verkehrt. Ohne Anzeige könne die Sache nicht aufgenommen werden und in die Statistik eingehen. Und selbst wenn von der Staatsanwaltschaft der Brief komme, dass die Sache eingestellt sei, müsse das nicht das Ende sein. Mitunter schnappe die Polizei Täter, denen dann auch frühere Einbrüche nachgewiesen werden können. Die könne man dann wegen der Schäden belangen.

Die Polizei rät außerdem, bei Einbrüchen die Finger vom Tatort zu lassen, damit Beamte noch Spuren sichern können. Auch hier war im Falle von Kristine Greip die Familie etwas voreilig und hatte schon mit Aufräumarbeiten und Reparaturen in der verwüsteten Laube begonnen.

Immerhin sieht es ganz gut aus, dass die Hausratversicherung einen Teil des Schadens reguliert, sagt Kristine Greip. In ihrer Verzweiflung hat die Zeithainerin bereits in Sicherheitstechnik investiert. Ihre Gartenidylle will sie sich von den Einbrechern nicht vermiesen lassen.