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Erste Bäume haben Burnout

Sachsens Wälder werden ihr Gesicht verändern. Das zeigt der neue Jahresbericht des Umweltamtes.

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© dpa

Von Ronja Münch

Dresden. In diesem Jahr gibt es endlich mal wieder einen richtigen Winter! Im Gegensatz zum letzten Jahr. „Extrem zu warm“ sei der Winter 2015/16 gewesen, urteilt das sächsische Umweltamt in seinem diesjährigen Jahresrückblick „Wetter trifft auf Klima“. 3,6 Grad über dem Durchschnitt. Das vergangene Jahr sei beispielhaft für den voranschreitenden Klimawandel in Sachsen. Im Mittel lag die Temperatur 1,4 Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990.

Überdurchschnittlich heiß wird es durch Aufheizungseffekte in den Städten, hier gibt es auch besonders viele Sonnentage. Die Höchsttemperatur wurde am 28. August jedoch in Klitzschen bei Torgau gemessen: 35,6 Grad Celsius. Von großen Unwettern wurde Sachsen weitgehend verschont, die gab es eher im Südwesten Deutschlands. Im Jahresmittel gab es weder zu viel noch zu wenig Niederschlag. Dennoch sind nach Einschätzung des Umweltamtes die Auswirkungen des sich ändernden Klimas sichtbar. Denn wenn es zu Unwettern kommt, dauern diese länger an – und das kann zu Hochwasser führen.

Es gibt beim Wetter außerdem starke regionale Unterschiede, macht Falk Böttcher vom Deutschen Wetterdienst deutlich. Nur in manchen Gegenden konnte der Niederschlag im Laufe des Jahres die Trockenheit am Jahresanfang ausgleichen. Für Pflanzen ist entscheidend, wie feucht der Boden bleibt. Besonders in den Wäldern hat Trockenheit daher oft erst verspätete Folgen, so Sven Martens von Sachsenforst. Der Buche macht in diesem Jahr der trockene Sommer 2015 zu schaffen, sie leide regelrecht unter „Burnout“. In regenarmen Zeiten zehrt sie ihre Reserven auf, die Folge sind Dürreerscheinungen wie trockene Blätter im folgenden Jahr.

„In 30 Jahren wird der Wald ein völlig anderer sein“, prophezeit Martens. Fichten beispielsweise sind anfällig für Trockenheit und in Folge für Schädlinge wie Borkenkäfer. Sie werden nicht nur durch gezielten Waldumbau, sondern auch durch natürliche Anpassungsprozesse weniger werden, ebenso wie die Buchen. Eichen hingegen kommen laut Martens besser mit den sich verändernden Bedingungen zurecht. Der trockene Sommer 2015 war ihnen im darauffolgenden Jahr nicht mehr anzusehen.

Die Landwirtschaft profitiert in weiten Teilen von steigenden Temperaturen, bei der Weinernte konnten Rekorderträge erzielt werden. Für sichere Erträge sei jedoch eine Bewässerung nötig, so eine Referentin. Auf die Luftqualität haben die milden Winter der letzten Jahre ebenfalls eine positive Auswirkung, der EU-Feinstaubgrenzwert wurde im vergangenen Jahr nicht überschritten. Die Ozonwerte waren im September jedoch so hoch wie seit 13 Jahren nicht mehr.