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„Das Beben war schon relativ stark“

Montagnacht hat in Sachsen die Erde gebebt. Ein Stoß aus dem Erzgebirge war bis Radebeul zu spüren. Das Beben war stärker als frühere - aber auch gefährlicher?

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© Screenshot BGR - Geoviewer

Fabian Schröder

Dresden. „Es war sogar in Radebeul zu spüren“, schreibt ein Nutzer des SZ-WhatsApp-Dienstes am Montagabend an die Onlineredaktion. Dazu ein Screenshot, der einen dicken roten Kringel im Erzgebirge etwa 20 Kilometer südlich von Klingenthal zeigt. Von genau dieser Stelle aus ging gegen 23 Uhr ein Erdstoß aus. Laut Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) erreichte das Beben eine Stärke von 4,1. Das Epizentrum lag etwa 10 Kilometer unter der Erdoberfläche.

Immer wieder kommt es in der Region zu kleineren Beben. „Das von gestern Abend war aber relativ stark. Das letzte dieser Ordnung ist schon etwas her“, schätzt Christoph Pilger vom seismologischen Zentralobservatorium der BGR das nächtliche Rütteln ein. Laut dem Experten war der gestrige Stoß offensichtlich Teil eines Schwarmbebens, bei denen es innerhalb kurzer Zeit immer wieder unterschiedlich stark bebt.

Auch wenn Beben im Erzgebirge nicht ungewöhnlich sind, seit etwa einer Woche beobachten Seismologen aber immer wieder Ausschläge. „Es gab mehrere Hundert Beben, die sich zwischen Magnituden von 1 bis 3 bewegt haben“, so Pilger. Eine Prognose, ob das Beben von Montagnacht das letzte beziehungsweise stärkste in dieser Folge war, lässt sich nicht abgeben. Schon seit über 20 Jahren gebe es seismische Aktivitäten an der deutsch-tschechischen Grenze, merkt Pilger an. „Es wird vermutet, dass tief unter dem Erzgebirge vulkanähnliche Prozesse ablaufen“, beschreibt der Erdbebenforscher ein tektonisches Phänomen, das immer mal wieder Lampenschirme in Sachsens Wohnstuben kurz wackeln lässt.

Über Schäden oder Verletzte ist derzeit nichts bekannt. Die stärksten Erdbeben gab es in der Region Mitte der 1980-er Jahre. Damals erreichten sie eine Stärke von 4,6 auf der Richterskala, damals fielen sogar Schornsteine ein.

In Nordsachsen war das Beben nicht spürbar, doch es passt zu einer Warnung, die jüngst Forscher der Universität Leipzig ausgesprochen haben. Demnach seien in der Metropolregion Leipzig-Halle mit mehr als einer Million Menschen in Zukunft Erdbeben möglich, die zu ernsthaften Schäden führen könnten. Grund seien großräumige, sehr tief gelegene geologische Verwerfungssysteme, mit denen möglicherweise auch die Beben im Erzgebirge im Zusammenhang stehen.