Merken

Haftstrafe für Unister-Betrüger

Weil der Angeklagte aber nicht der Haupttäter war, fast 70 Jahre alt ist und das Opfer töricht handelte, fällt die Strafe relativ milde aus.

Teilen
Folgen
© dpa

Ulrich Wolf

Leipzig. Der Mann, der mitgeholfen hat, Unister-Gründer Thomas Wagner zu betrügen, muss für drei Jahre und zehn Monate ins Gefängnis. Nach nur sechs Verhandlungstagen sah es das Landgericht Leipzig am Dienstag als erwiesen an, dass der 69-jährige Wilfried Schwätter aus Unna mindestens zwei betrügerische Kreditgeschäfte mit einem angeblich israelischen Diamantenhändler namens Levy Vass vermittelt hat. Statt versprochener Millionenkredite erhielten die Opfer, darunter der Gründer des Leipziger Internetunternehmens Unister, Thomas Wagner, von Vass aber nur Falschgeld. Ihre hingegen als Kreditsicherheit mitgebrachten echten Bargeldsummen nahm Vass mit. Im Falle Wagners waren es 1,5 Millionen Euro.

Richter Norbert Röger wertete das als besonders schweren Betrug. In seinem Urteil sprach er von „einem Stoff aus dem die Krimis sind“. Schwätter habe dabei eine Hauptrolle gespielt. Er sei für den Haupttäter Levy Vass „ein unehrlicher Menschenfischer und dessen rechte Hand in Deutschland“ gewesen und habe dafür zumindest 6.800 Euro kassiert. Spätestens seit August 2015 habe Schwätter gewusst, dass der vermeintliche Israeli mit Falschgeld betrüge. „Dennoch haben Sie weitergemacht, als Mittäter. Dreister geht es kaum“, sagte Röger. Man habe Wagner in Venedig eindeutig „durch gemeinsames Wollen übers Ohr gehauen“.

Als strafmildernd wertete der Richter das Alter des Angeklagten, sein leeres Vorstrafenregister und ein Teilgeständnis. Vor allem aber hätten die „Leichtfertigkeit und selbstverschuldete Torheit der Opfer“ Schwätters Verhalten begünstigt. Röger folgte damit nicht der Argumentation der Generalstaatsanwaltschaft Dresden, die Schwätter vowarf, er habe die Notlagen und das Vertrauen der Opfer skrupellos ausgenutzt. Die Anklagebehörde hatte auf fünf Jahre und sechs Monate Gefängnis plädiert.

Verteidiger Martin Habig aus Dortmund will sich für eine Umwandlung der Haftstrafe in einen offenen Vollzug und eine Verlegung Schwätters in dessen Heimat nach Nordrhein-Westfalen einsetzen. Das sagte er der SZ nach dem Urteilsspruch. Sein Mandant sitzt seit acht Monaten in Dresden in U-Haft. Der Anwalt sieht in Schwätter „ein Opfer seiner selbst“. Er habe die Anzeichen eines Betrugs ignoriert, „sich alles schön geredet und sich dumm verhalten“. Nicht sein Mandant, sondern zwei andere Vermittler und natürlich Vass seien die treibenden Kräfte gewesen.

Unister-Chef Wagner stürzte nach dem Geldgeschäft mit Vass in Italien Mitte Juli 2016 mit einem Kleinflugzeug ab und kam ums Leben. Er wurde nur 38 Jahre alt. Sein zuvor schon finanziell angeschlagenes Online-Reiseportal mit Marken wie ab-in-den-urlaub.de ging unmittelbar nach dem Unglück pleite. Es gehört inzwischen einer tschechischen Investorengruppe.