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Bahnstrecke Dresden-Riesa am stärksten genutzt

Im Regionalexpress in die Landeshauptstadt sitzen im Schnitt 110 Fahrgäste – obwohl der ICE ihm welche wegnimmt.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Berufspendler, Lehrlinge, Studenten, Gruppen von Wanderern: Wer in Riesa in den Zug nach Dresden oder Leipzig steigt, ist nie allein. Der Regionalexpress (RE) 50 auf dem Abschnitt Richtung Dresden wird von allen sächsischen Nahverkehrszügen am stärksten genutzt. Das geht aus aktuellen Zahlen des Wirtschaftsministeriums hervor. Demzufolge sitzen in den RE-50-Zügen von und nach Dresden im Durchschnitt 110 Fahrgäste. „Das ist ein Spitzenwert im gesamten sächsischen Schienenpersonennahverkehr“, sagt Referent Christian Adler.

Die Experten rechnen allerdings vor allem mit dem sogenannten Personenkilometer – einem Wert, der aus der Zahl der Passagiere und der von ihnen zurückgelegten Entfernung ermittelt wird. Demnach liegt der Wert für die Fahrgastnachfrage an Werktagen auf 1,61 Millionen Personenkilometer je Streckenkilometer. Dieser Wert allerdings steigt nicht weiter, sondern stagniert. „Es ist jedoch zu beachten, dass Fahrgäste mit speziellen VVO-Zeitkarten seit 2014 die Möglichkeit haben, zwischen Riesa und Dresden den schnellen Fernverkehr zu nutzen“, sagt Christian Adler. Sprich: Wer etwa eine VVO-Monatskarte hat, darf von Riesa nach Dresden auch in den ICE steigen – eine echte Besonderheit. „Ohne diese ‚gewollte Abwanderung‘ von Nahverkehrskunden zum Fernverkehr wäre die Nachfrage auch auf besagtem Abschnitt signifikant gestiegen“, so der Mann vom Wirtschaftsministerium.

Sorgenstrecke Chemnitz-Elsterwerda

Denn deutlich positiv hat sich die Nachfrage auf der RE-50-Strecke von Riesa nach Leipzig entwickelt (siehe Karte). Dort sitzen jetzt an einem Werktag im Schnitt 93 Fahrgäste im Zug – 2012 waren es noch 84. Entsprechend ist auch die Zahl der Personenkilometer je Streckenkilometer angestiegen – innerhalb von fünf Jahren um rund zehn Prozent auf zuletzt 1,32 Millionen Personenkilometer je Streckenkilometer. Allerdings ist in Riesa nicht alles eitel Sonnenschein, was den Bahnverkehr angeht: Dort hält auch eine Regionalbahnlinie, die dem Ministerium Sorgen macht: die RB 45, die von Chemnitz über Döbeln, Riesa und Gröditz nach Elsterwerda verkehrt.

In Richtung Elsterwerda war die Nachfrage 2016 nur ein Zehntel so groß wie auf der Strecke nach Dresden: Sie lag bei gerade mal 160 000 Personenkilometern je Streckenkilometer. In Richtung Döbeln sieht es noch dünner aus, da wurden lediglich 117 000 Personenkilometer je Streckenkilometer ermittelt. Das entspricht einem heftigen Minus – für das man in Dresden auch eine Erklärung hat. „Der Fahrgastrückgang in Höhe von etwa 20 Prozent gegenüber 2012 lässt sich primär mit den Fahrzeugproblemen ableiten, die nach dem Start des ‚E-Netzes Mittelsachsen‘ in der zweiten Jahreshälfte 2016 auftraten“, sagt Christian Adler.

Die markanten silberfarbenen Züge der Marke Coradia-Continental der Mitteldeutschen Regiobahn (MRB) hatten immer wieder für technischen Ärger gesorgt. Weil es Probleme mit den Rädern gab, mussten sie wiederholt in die Werkstatt – was zu Zugausfällen und Schienenersatzverkehr führte. Aber das muss nicht so bleiben, hofft man in Dresden. „Es besteht die Hoffnung, dass die Angebotsstabilisierung im Jahr 2017 auch eine Nachfragesteigerung zur Folge hat“, teilt das Wirtschaftsministerium mit. – Größer als die Probleme auf dieser RB-Strecke sind allerdings die Zugewinne auf der Hauptverbindung Dresden-Leipzig: So konnte der Bahnhof Riesa trotz der häufig kaputten „Silberpfeile“ ein positives Gesamtergebnis hinlegen: Insgesamt konnten die Ein- und Ausstiegszahlen im Schienennahverkehr in Riesa deutlich gesteigert werden – von 2012 bis 2016 um reichlich vier Prozent.

Insgesamt aber sei die Zugauslastung in Sachsen im Vergleich zu anderen Bundesländern niedrig – vor allem wegen der zu geringen Nachfrage auf Nebenstrecken. Das soll sich durch ein besseres Busnetzangebot ändern – damit potenzielle Fahrgäste überhaupt zum Bahnhof kommen.