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Sensation bei Trebendorf

Forscher entdecken bei Trebendorf eine vollständige bronzezeitliche Siedlungslandschaft. Das ist einmalig in Sachsen.

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© Rolf Ullmann

Von Rolf Ullmann

Trebendorf. Wie so oft stand der Zufall Pate. Bei ihren Untersuchungen des zur Abbaggerung vorgesehenen Geländes im Vorfeld das Tagebaus Nochten stießen Mitarbeiter des Munitionsbergungsdienstes bei ihren routinemäßigen Untersuchungen auf Metallgegenstände im Boden. Bereits die ersten vorsichtigen Grabungen ließen hier auf einen größeren Fund schließen. Bald nachdem unter der Leitung der Diplom-Geologin Andrea Renno und des Diplom-Prähistorikers Peter Schöneburg die umfangreichen Grabungsarbeiten begonnen hatten, ließen die Funde die Wissenschaftler auf eine archäologische Sensation hoffen.

Blick in eines der beiden Zelte, die über den Ausgrabungsstellen im Vorfeld des Tagebaus Nochten unweit der Ortschaft Trebendorf errichtet wurden. In diesem Bereich konnten die Archäologen mehrere Urnengräber sowie Vorratslager aus der Bronzezeit im Verla
Blick in eines der beiden Zelte, die über den Ausgrabungsstellen im Vorfeld des Tagebaus Nochten unweit der Ortschaft Trebendorf errichtet wurden. In diesem Bereich konnten die Archäologen mehrere Urnengräber sowie Vorratslager aus der Bronzezeit im Verla © Rolf Ullmann

Bilder vom Ausgrabungsort

Erste Station im Informationszentrum am Schweren Berg  bei Weißwasser.
Erste Station im Informationszentrum am Schweren Berg bei Weißwasser.
Die Medienvertreter verfolgen aufmerksam die Ausführungen von Dr. Wolfgang Ender.
Die Medienvertreter verfolgen aufmerksam die Ausführungen von Dr. Wolfgang Ender.
Dieser erklärt den Medienvetretern in einem der beiden aufgebauten Zelten die Ausgrabungen im Gräberfeld.
Dieser erklärt den Medienvetretern in einem der beiden aufgebauten Zelten die Ausgrabungen im Gräberfeld.
Keramikbeigaben in einem Urnengrab.
Keramikbeigaben in einem Urnengrab.
Mit diesen Markierungen werden die Funde dokumentiert.
Mit diesen Markierungen werden die Funde dokumentiert.
Genauso wie auf mehreren Informationstafeln.
Genauso wie auf mehreren Informationstafeln.
Die Bodenschichten über einer der frei gelegten Vorratskammern.
Die Bodenschichten über einer der frei gelegten Vorratskammern.
Thomas Penk, verantwortlicher Mitarbeiter der Leag tritt vor die Kamera des MDR-Sachsenspiegel.
Thomas Penk, verantwortlicher Mitarbeiter der Leag tritt vor die Kamera des MDR-Sachsenspiegel.
Die Einschlüsse im Boden zeugen von der Besiedlung.
Die Einschlüsse im Boden zeugen von der Besiedlung.
Fundstelle mit Überresten von menschlichen sowie tierischen Knochen.
Fundstelle mit Überresten von menschlichen sowie tierischen Knochen.
Auf solchen Messtischblättern werden die Fundstücke dokumentiert.
Auf solchen Messtischblättern werden die Fundstücke dokumentiert.
Während der Ausgrabung wurden mehrere Keramiken, aber nur wenige Metallgegenstände gefunden.
Während der Ausgrabung wurden mehrere Keramiken, aber nur wenige Metallgegenstände gefunden.
Ein Teil der Arbeitsgeräte, die während der Ausgrabungen zum Einsatz kommen.
Ein Teil der Arbeitsgeräte, die während der Ausgrabungen zum Einsatz kommen.
Dr. Wolfgang Ender zeigt eine Sichel, eine der wenigen aus Metall bestehenden Fundstücke.
Dr. Wolfgang Ender zeigt eine Sichel, eine der wenigen aus Metall bestehenden Fundstücke.
Und erklärt die Besonderheiten der Buckelkeramik.
Und erklärt die Besonderheiten der Buckelkeramik.
Nun tritt er zum Interview vor die Kamera des MDR-Sachsenspiegel.
Nun tritt er zum Interview vor die Kamera des MDR-Sachsenspiegel.
Die Diplom-Geologin Andrea Enno beantwortet die Fragen der Medienvertreter.
Die Diplom-Geologin Andrea Enno beantwortet die Fragen der Medienvertreter.
Der Grabungstechniker Thomas Linsener ist von Beginn an eng verbunden mit der größten zusammenhängenden bronzezeitlichen Ausgrabungsstätte in Sachsen.
Der Grabungstechniker Thomas Linsener ist von Beginn an eng verbunden mit der größten zusammenhängenden bronzezeitlichen Ausgrabungsstätte in Sachsen.

Diese Hoffnung wurde nicht enttäuscht. Denn auf einer Fläche von mehreren Hektar wurde erstmals in Sachsen auf engstem Raum eine vollständige bronzezeitliche Siedlungslandschaft entdeckt. Unweit der Ortschaft Trebendorf hatten sich offenbar mehrere Familien über rund 300 Jahre während der Bronzezeit eine Heimat geschaffen, die über den gesamten Zeitraum auch bewohnt wurde. Anhand der aufgefundenen Gefäße, die zum Typus der Buckelkeramik zählen, sowie der nachfolgenden kubischen Keramik war es möglich, die Besiedlung auf den Zeitraum zwischen 1400 und 1000 vor Christus einzugrenzen.

Die Siedlungslandschaft bestand aus drei unterschiedlich genutzten Bezirken, aus einer Wohnsiedlung auf einer Fläche von rund zwei Hektar, einem Wirtschaftsareal mit zahlreichen Vorratsgruben und einem umfangreichen Bestattungsplatz mit sieben Gräberfeldern. Es gelang den Wissenschaftlern dabei, die Grundrisse von sieben Häusern nachzuweisen. Darunter befanden sich vier der für die Zeit typischen Wandgräbchenhäuser mit Fachwerkkonstruktion. „Mit einer Länge von 43 Metern und einer Breite von fünf bis sechs Metern haben wir hier das größte bisher bekannte bronzezeitliche Haus in Ostsachsen gefunden,“ berichtete Dr. Wolfgang Ender, Referatsleiter Nordwestsachsen beim Landesamt für Archäologie während eines Vortrags, bei dem er die Entdeckung erstmals präsentierte. Sein Dank galt dabei der Leag. Das Bergbau -und Energieunternehmen unterstützt die Ausgrabungen. In den Tagebauen Nochten und Reichwalde werden bereits seit Jahren archäologische Untersuchungen im Tagebauvorfeld durchgeführt. Vor der Übernahme der Tagebaue wurden die Arbeiten von Leag-Vorgänger Vattenfall gefördert. Die aktuelle Kampagne läuft seit 2017 im Rahmen eines Dreijahresvertrages.

An den Vortrag im Kommunikations- Naturschutzzentrum Am Schweren Berg schloss sich eine Exkursion zum Ausgrabungsfeld mit einem schweren, geländegängigen Transporter an. Der in diesem Winter ansonsten geringe Schneefall hatte ausgerechnet am Wochenende das Siedlungsareal mit einer dichten weißen Decke überzogen. Dafür wurden die Teilnehmer der Exkursion durch Einblicke in die Gräberfelder und das Wirtschaftsareal entschädigt. Über Teilen davon stehen Zelte, die die Ausgrabung auch während des Winters ermöglichen. Rund 200 eng bei einander liegende Gruben dienten hier ganz offenbar der Lagerung der Getreidevorräte. Anhand der Erdverfärbungen und von Steinkreisen konnten die Wissenschaftler mindestens sieben ehemalige Grabhügel mit einem Durchmesser von jeweils acht bis zwölf Metern rekonstruieren. Dazu fanden sie weitere 95 einfache Erdgräber auf einer Fläche von rund einem Hektar.