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Zwischen Mittelalter und Moderne

Konrad Ibisch aus Bautzen liebt es, mit Holz zu arbeiten. Dabei ist er sehr innovativ – und hat jetzt sogar einen Preis geholt.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Wer kennt das nicht: Man zieht um und plötzlich passen die alten Möbel nicht mehr in die neuen Räume. Mit Konrad Ibischs Schreibtisch kann das nicht passieren. Den kann man mit wenigen Handgriffen auseinandernehmen und den neuen Gegebenheiten entsprechend wieder zusammenbauen. Das Möbel, das Konrad Ibisch als sein Gesellenstück angefertigt hat, gefiel auch den Juroren vom Technologie- und Gründerzentrum, die im Rahmen des Unternehmerempfangs die innovativsten Lehrlinge auszeichnen. Wie der 22-jährige Bautzener sagt, hatte er seinen Schreibtisch bei einem Kreativkurs in Pirna angefertigt, zu dem er im vergangenen Sommer von der Handwerkskammer delegiert worden war. Schon das war eine Auszeichnung für besonders gute Leistungen in der Ausbildung.

Eigentlich wollte Konrad Ibisch bereits nach der zehnten Klasse einen handwerklichen Beruf ergreifen. Doch dann entschloss er sich doch, an seiner Schule, dem Sorbischen Schul- und Begegnungszentrum bis zum Abitur weiterzumachen. „Das eröffnet mir jetzt immer noch die Möglichkeit, nach dem Sammeln von praktischen Erfahrungen ein Studium aufzunehmen“, sagt er. Dass er einmal etwas mit Holz machen würde, war für Konrad Ibisch schon sehr früh klar. Schon als kleiner Junge hat er mit diesem Material gebastelt und geschnitzt. Bei der Firma Treppenbau Jatzke, bei der er seine dreijährige Ausbildung mittlerweile abgeschlossen hat, hatte er zuvor bereits ein Schülerpraktikum absolviert. Besonders begeistert ihn, dass hier noch mit Vollholz gearbeitet wird.

Fasziniert von der alten Technik

Für einen kurzen Moment hatte sich Konrad Ibisch mit dem Gedanken getragen, auf Walz zu gehen. Doch so eine dreijährige Wanderschaft als Handwerksgeselle hätte seiner frisch geknüpften Liebesbeziehung wohl nicht gut getan. Deshalb entschied sich Konrad Ibisch, in seinem Ausbildungsbetrieb weiterzumachen.

Zum Glück hat seine Liebste viel Verständnis für sein doch etwas ausgefallenes Hobby. Auf Neudeutsch heißt es „Living History“ und bedeutet, dass sich Konrad Ibisch ganz praktisch auf die Spuren des frühen Mittelalters begibt. Er versucht nachzuvollziehen, wie sich die einfachen Menschen damals gekleidet und mit welchen Werkzeugen sie hantiert haben. Hauptsächlich über das Internet macht er sich dazu schlau. Aber er besucht auch Vorträge in Museen. Unter anderem hat er sich die Technik des Brettchen-Webens angeeignet, mit der Borten hergestellt werden, die damals die Kleidung auch von Männern verzierten. Außerdem fasziniert ihn, was für tollen Schmuck man bereits in der Zeit um 700 anfertigte, obwohl man bei Weitem nicht die technischen Möglichkeiten von heute hatte.

Viel Spaß macht es Konrad Ibisch auch, Truhen anzufertigen, wie man sie im Mittelalter herstellte. Obwohl das Kämpfen eher nicht sein Ding ist, hat sich der Mittelalter-Fan auch Pfeil und Bogen sowie ein Schwert zugelegt. Eine passende Gemeinschaft von Gleichgesinnten, in die er sich einbringen könnte, hat Konrad Ibisch bis jetzt allerdings noch nicht gefunden.

Sein Interesse für historische Zusammenhänge sei ihm wohl schon in die Wiege gelegt worden, vermutet Konrad Ibisch. Denn seine Eltern nahmen ihn schon als Kleinkind mit zu den Treffen des Indianistik-Clubs, dem sie angehörten. „Das hatte für mich etwas Magisches“, sagt er.