Von Thomas Drendel

Radeberg. Vorn und hinten Feld und in der Mitte ein silberglänzendes Gerüst. Darauf sind im Halbrund Abdeckplatten gelegt. Jeder, der hier das erste Mal vorbeikommt, vermutet hier den Bau einer Fabrikhalle, vielleicht eines Flugzeughangars. Eingeweihte wissen natürlich, die Bauwerke an der Straße zwischen Radeberg und Leppersdorf sind für die Schnellstraße. Derzeit sind in Höhe der Sandgrube zwei Brücken dran. Über sie werden künftig die Fledermäuse fliegen können. Sie werden so vor Zusammenstößen mit Autos bewahrt. Nach Angaben von Isabel Siebert vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) handelt es sich um die sogenannten Bauwerke 8 und 9 des Schnellstraßenabschnittes. „Am Bauwerk 9 wird derzeit das Traggerüst für den Überbau hergestellt.“ Die teils schon montierten gelben Platten werden in den nächsten Wochen vervollständigt bis sie einen kompletten Bogen ergeben. Darauf wird dann der Beton aufgebracht. „Etwa Mitte Mai wird dann der Überbau betoniert.“ Sprich, dann ist schon die Brücke als solche erkennbar.

Kleine Tunnel

Am benachbarten Brückenbauwerk gehen die Arbeiten ebenfalls voran. „Hier sind derzeit Arbeiten an den Fundamenten für die beiden Widerlager im Gange“, sagt die Lasuv-Mitarbeiterin. Bewusst wird an beiden Brücken zeitversetzt gearbeitet, um beispielsweise Beton nicht für beide zeitgleich anliefern zu müssen. Erstaunlich ist die Länge der beiden Brücken. Mit jeweils geschätzten 30 Metern sind das schon kleine Tunnel, in denen dann die Autofahrer entlangrollen. Auch liegt die Fahrbahn deutlich tiefer als die der Straße zwischen Radeberg und Leppersdorf. Die Baukosten für die beiden Brücken betragen rund 2,7 Millionen Euro. Über die Fledermausbrücken werden die Tiere mittels speziellen Sträuchern geleitet. An ihnen können sie sich orientieren. Fledermäuse hatten vor vier Jahren den gesamten Planungsprozess der Schnellstraße durcheinandergebracht. Bei Untersuchungen entlang der Trasse waren zwölf Fledermausarten entdeckt worden. Ihre Flugschneisen mussten in die Pläne aufgenommen werden. Überhaupt beginnen in den nächsten Tagen Arbeiten gleich an mehreren Stellen. So starten nach Angaben von Isabel Siebert die Bauleute in der ersten Mai-Hälfte an zwei der vier Regenrückhaltebecken. Insgesamt entstehen entlang der neuen Trasse vier dieser Becken: eins am Ende der Straße bei Radeberg, zwei an der Querung der Kleinen Röder am Westzipfel von Leppersdorf und ein weiteres in der Nähe der neuen Autobahnanschlussstelle Pulsnitz/Leppersdorf. „Ebenfalls sind die Aufträge für die beiden Brücken für einen Wirtschaftsweg über die neue Staatsstraße und über die Kleine Röder vergeben. Bei beiden Bauwerken finden vorbereitende Tätigkeiten statt. Ein Beginn wird hier in der zweiten Maihälfte erwartet“, sagt sie. Am Deponieteich gleich neben den Fledermausbrücken wurde eine Stahlspundwand errichtet. Sie dient bereits dem Bau der Brücke über den Teich.

Auf drei Spuren um Leppersdorf

Mit dem Neubau eines weiteren 5,3 Kilometer langen Teilstückes zwischen Radeberg und der A 4 erhält Leppersdorf die lang ersehnte Ortsumgehung. Die Schnellstraße wird drei Fahrspuren haben, zwei davon werden wechselseitig geführt. Insgesamt wird es zwölf Bauwerke entlang der Trasse geben. Außerdem wird eine neue Autobahn-Anschlussstelle errichtet. Gleichzeitig wird die vorhandene Anschlussstelle Pulsnitz zurückgebaut. Weiter nördlich erfolgt die Anbindung an die vorhandene S 95 auf einer Länge von 1,4 Kilometern. Die Gesamtkosten für diesen Abschnitt belaufen sich auf rund 50 Millionen Euro. Die Finanzierung erfolgt aus dem Landeshaushalt des Freistaates Sachsen. Die Gemeinde Wachau trägt einen Eigenanteil von rund 1,6 Millionen Euro. Die neue Staatsstraße verbindet die Bundesautobahn A 17 bei Pirna mit der A 4 bei Pulsnitz und wird eine Gesamtlänge von rund 33 Kilometern haben. 17,5 Kilometer sind bereits befahrbar.

So führt die S 177 von Radeberg zur Autobahn künftlg um Leppersdorf herum.