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Zufällig Sänger

The Cashbags haben sich für ihr Konzert am Schloss Wachau schon mal warm gespielt. In ihrem Lieblingsstudio.

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© Thorsten Eckert

Von Thomas Drendel

Wachau. Als Robert Tyson zur Gitarre greift und die ersten Strophen von „I Walk the Line“ singt, ist es für einen Moment, als ob Johnny Cash im Studio in Feldschlößchen steht: schnarrende Stimme, schwarzes Hemd, Haartolle. Alles passt. Kein Wunder, dass die Cashbags mit ihm als Frontmann als die authentischste Cash-Coverband gelten. Dann spricht er Deutsch, stellt die Gitarre beiseite und der Zauber ist vorbei.

Dann ist er der US-Amerikaner, der vor knapp 20 Jahren nach Deutschland kam und nur durch einen Zufall hier hängenblieb. „Ja, das war 1999. In diesem Jahr habe ich mit Freunden Sprachunterricht in Spanien gegeben. Als der Sommer vorbei war, suchten wir nach einer Sprachschule. In Katowice in Polen war uns eine Stelle angeboten worden.“ Die Reise von Spanien führte über Dresden. Nur eine kurze Zeit wollten Robert Tyson und seine Begleiter in der Stadt bleiben. „In der Kneipe Planwirtschaft, das weiß ich noch genau, kamen wir mit anderen Gästen ins Gespräch. Alle sagten uns: Was wollt ihr denn in Polen. Dresden ist viel besser. Ich entgegnete ihnen nur: Wir haben hier aber keinen Job.“ Ein Versuch war es jedoch wert. Die Amerikaner fragten kurzerhand in mehreren Sprachschulen in Dresden nach Arbeit an und es klappte. „Wir bekamen gleich mehrere Angebote. Durch Qimonda und die anderen Chipwerke war der Bedarf an Englisch-Unterricht groß. Viele Mitarbeiter mussten einfach die Sprache lernen.“

An die Cashbags war damals allerdings noch lange nicht zu denken. Noch einmal zehn Jahre sollten vergehen, bis die Idee zu der Band geboren wurde. 2008 saßen Robert Tyson und ein Freund vor dem Fernseher und schauten Videos auf youtube an. Als dann eins von Johnny Cash lief, sang Tyson lauthals mit. „Ich war seit Langem ein Fan seiner Songs. Die Texte seiner Hits kannte jeder.“ Der Gesang hat seinem Kumpel offenbar so sehr gefallen, dass der gleich am nächsten Tag einen alten Bekannten anrief, und fragte, wollen wir nicht eine Johnny Cash-Band gründen mit Robert Tyson als Sänger? Der gute Bekannte war Gitarrist Stephan Ckoehler. Er ist noch heute neben Robert Tyson die treibende Kraft bei den Cashbags. Proben folgten, dann erste Auftritte. „Wir hatten sehr früh Erfolg. Nach kurzer Zeit konnten wir als Vorband einer Ostrockgruppe vor großem Publikum auftreten. Das war gewissermaßen unser Durchbruch. Danach spielten wir jedes Wochenende. In den Jahren danach traf das eher noch zu. Jetzt stellt ihre Agentur ganze Tourneen durch Deutschland und die Nachbarländer zusammen. Weshalb es so gut läuft, darüber kann Stephan Ckoehler nur spekulieren. „Bei vielen war damals sicher noch der Hollywoodfilm über Johnny Cash in Erinnerung. Da wollten sie seine Musik auch mal live erleben. Uns kommt sicher zugute, dass Robert Tyson gebürtiger US-Amerikaner ist und wir deshalb schon ein Stück weit authentischer sind als andere.“ Der Erfolg brachte auch Probleme mit sich. „Jedes Wochenende auf Tour, das wollte nicht jeder in der Band mitmachen. Wir hatten deshalb etliche Wechsel.“

Gut drei Jahre nach der Gründung sollte eine CD her mit bekannten Songs von Cash, neu eingespielt von den Dresdnern. Auch hier halfen Freundschaften weiter. „Ich kannte Tobias und Johannes Baumgärtel quasi schon, als sie noch kleine Jungs waren und wusste, dass sie das Tonstudio hier haben. Hinzu kam, dass Tobias Johnny Cash-Fan war und so schon einen gewissen Zugang zu der Musik hatte“, erzählt Ckoehler. Zudem liegt Feldschlößchen nicht weit von Dresden entfernt. „Wir haben uns dann für eine Woche im Studio eingemietet und täglich von mittags bis in die Nacht die Songs eingespielt.“ Manche Lieder wurden live aufgenommen, bei anderen jedes Instrument plus Gesang einzeln mitgeschnitten und dann zusammengesetzt. 2015 folgte dann an gleicher Stelle die zweite CD. „Hier im Hip-Gun-Studio in Feldschlößchen stimmt die Mischung aus Freundschaft, Professionalität und der notwendigen Technik“, sagt Stephan Ckoehler. Während er und Robert Tyson noch im Studio sitzen und an den Gitarren zupfen, wird an anderer Stelle schon die Bühne für sie vorbereitet. Auf der Schlossinsel in Wachau werden die ersten Aufbauten angeliefert, Stromanschlüsse verlegt und später ein Imbiss aufgebaut. Am Sonnabend stehen dann auch Hunderte Stühle in Reih und Glied. „Das Wetter spielt nach heutigem Stand mit, sodass wir sicher ein tolles Konzert erleben werden“, sagt Veranstalter Johannes Baumgärtel. Auf ein Konzert im Saal des Schlosses wie vor einigen Jahren mit Sebastian Krumbiegel von den Prinzen hat er verzichtet. „Der wäre für die Cashbags einfach zu klein.“

Karten gibt es im Vorverkauf zum Preis von 15 Euro beim Ticketservice Radeberg und der Konzertkasse Dresden sowie auf den Homepages der Band und des Veranstalters zu haben. An der Abendkasse kosten die Tickets 19 Euro. Einlass ist ab 19 Uhr, Beginn 20 Uhr.

www.bb-tickets.de,www.atributetojohnnycash.com