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Zuckertüte selbst gemacht

SZ-Redakteurin Antje Steglich steckt mitten in den Vorbereitungen zum Schulanfang – und bastelt selbst.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Riesa. Dass aus diesem flachen Plastikding mal eine Zuckertüte werden soll, die meinen Sohn glücklich macht, kann ich mir nicht so recht vorstellen. Sowieso bin ich eigentlich nicht der große Bastler – und doch stehe ich Freitagmorgen kurz nach 9 Uhr im Hinterzimmer des Schreibwarengeschäftes im Riesapark. Die Mission Zuckertüte begann aber eigentlich schon viel früher mit der Frage: „Was würde unserem Kind gefallen?“ Fußball, Weltall, Dinosaurier? Mein Mann und ich waren uns nicht einig, weshalb wir unseren Sohn mal nebenbei beim Abendbrot fragten. Und der antwortete freudestrahlend, er wünsche sich eine Minecraft-Zuckertüte.

Ladeninhaber Axel Müller einige fertige Kreationen.
Ladeninhaber Axel Müller einige fertige Kreationen. © Sebastian Schultz

Doch zwar gehört Minecraft zu den weltweit am meisten verkauftesten Videospielen und ist seit einigen Monaten auch bei meinem Sohn extrem beliebt. Doch eine Zuckertüte mit den würfelförmigen Blöcken als Motiv, aus denen bei dem Spiel eine Welt gebaut werden kann, hatte ich noch nie gesehen. Deshalb landete ich bei Schreibwaren Müller – eine der wenigen Adressen in der Region, wo man unter Anleitung seine Wunsch-Zuckertüte basteln kann. Die Möglichkeiten scheinen dabei unendlich.

„Im Osten ist das Standardmaß 85 Zentimeter“, weiß Firmeninhaber Axel Müller, möglich sei aber Prinzip alles zwischen 35 Zentimeter und einem Meter. Dafür gibt es Papprohlinge in verschiedenen Farben von der Firma Roth und Plastik-Rohlinge der Firma HobbyFun. Weil Letztere individueller und einfacher bearbeitet und nach dem Schulstart auch als Lampe weiter genutzt werden können, seien die am beliebtesten. Seit zehn Jahren arbeitet man deshalb eng mit dem Unternehmen aus Oberfranken zusammen und hat Dutzende Stoffe, Bänder und Sticker zur Auswahl. In diesem Jahr sind für Mädchen Einhörner, Elfen und Prinzessinnen besonders gefragt, für Jungen Dinos, Baumaschinen, Feuerwehr und Fußball. „Aber es geht auch ganz individuell. Ein Vati hat jetzt zum Beispiel eine Dynamo-Zuckertüte gebastelt“, so Axel Müller.

„Wenn Weihnachten vorbei ist, kommen die ersten Kunden zur Anmeldung“, sagt er. Beinahe jede Woche ist das Hinterzimmer meist mit kleinen Gruppen von zwei, drei Muttis oder Vatis belegt. Nicht jeder bastelt allerdings selbst. Viele Eltern würden unter anderem aus Zeitgründen auch eine Zuckertüte nach Wunsch vom Schreibwaren-Team anfertigen lassen. Oder sie kaufen gleich eine „von der Stange“. Zum Beispiel aus der neuen Roth-Kollektion: Für etwa 25 Euro gibt es Weltall-, Polizei- oder Elfen-Zuckertüten mit Licht- und Soundeffekten. Für die Limited Edition mit viel rosa Glitzer und echten Swarovski Kristallen sind sogar 129 Euro fällig. Solche Tüten seien allerdings in Riesa nicht gefragt, weiß Axel Müller. Ganz im Gegensatz zu den Selbstgebastelten, für die man immerhin auch mit mindestens 43 Euro rechnen muss. „Dafür ist jede Tüte ein Unikat“, sagt Axel Müller. Und es können eben auch ungewöhnliche Motive umgesetzt werden. Wie Minecraft.

Und tatsächlich sieht meine Zuckertüte schon nach etwa einer halben Stunde nach etwas aus. Mitarbeiterin Carola Grunewald hilft, filigranes Vlies und grün-karierten Stoff aufzukleben, farblich abgestimmte Bänder und den Tüll zu befestigen – und schließlich kann das Plastik zur Zuckertüte gefaltet werden. Jetzt kommt allerdings erst der schwierigste Teil, warnt Carola Grunewald mich und Nicole Kummich, die neben mir an einer Einhorn-Tüte bastelt. Es gilt, die Tüten mit einer weißen Kordel zusammenzubinden, was aufgrund der Form gar nicht so einfach ist.

Doch während wir fädeln und ziehen, bis uns der Schweiß auf der Stirn steht, reden wird über unsere Kinder, über die Schule und die Bastelei. Es ist eine nette Runde, und gut gelaunt machen wir uns schließlich ans Dekorieren. Die Buchstaben für die Namen werden aufgeklebt, Sticker und Schleifen befestigt und auch eine große Minecraft-Figur mit Nadel und Nylon-Faden angenäht. Mehr als zwei Stunden brauchen wir vom Rohling bis zur fertigen Zuckertüte. „Ich bin total stolz“, sagt Nicole Kummich neben mir. „Den Ranzen haben die Kinder vielleicht doppelt. Mit der Zuckertüte kann das aber nicht passieren. Ich würde das jedem empfehlen“, sagt die junge Mama aus Riesa. Das finde ich auch – und hoffe jetzt vor allem, dass mein Sohn sich riesig über seine Zuckertüte freut. Die ist schließlich ein echtes Unikat.

www.bastelladen-mueller.de