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Zu spät, zu laut

Planer stellen die Ortsumgehung für Wilsdruff vor. Obwohl das Vorhaben begrüßt wird, üben Anwohner scharfe Kritik.

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© Andreas Weihs

Von Hauke Heuer

Wilsdruff. Sie kamen, um endlich Licht ins Dunkle zu bringen. Mitarbeiter des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr informierten am Mittwochabend im Wilsdruffer Kleinbahnhof über die geplante Verlegung der Staatsstraße S 36 in den Westen von Wilsdruff und die Neugestaltung der Autobahnauffahrt.

Die  Veranstaltung  stieß  auf große Resonanz, denn schon lange warten die Wilsdruffer auf eine Ortsumgehung, die ihnen bereits seit den 90er Jahren versprochen wird. Da die Stadt wegen der Baustellen auf der Autobahn derzeit täglich von Blechlawinen überrollt wird, ist das Thema so aktuell und drängend, wie es nur sein kann.

Verkehrsplaner Frank Rottscholl stellte gleich zu Beginn klar, dass sich das Wilsdruffer Verkehrsproblem nicht von alleine lösen werde: „Dazusitzen und auf den demografischen Wandel zu warten, reicht nicht aus. Der Verkehr wird bleiben“, sagte er und zeigte auf, dass auch im Jahr 2030 mit demselben Verkehrsaufkommen zu rechnen sei. Wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, quetschen sich auch in den kommenden Jahrzehnten im Schnitt 3 500 Autos und Lkws durch das Nadelöhr an der Kreuzung von Nossener Straße und Wielandstraße.

Die Lösung: Eine Umgehungsstraße, die die Meißner Straße unweit der Autobahn mit der S 36 im Wilsdruffer Westen verbindet. Die Umfahrung wird über einen Kreisverkehr an die Meißner Straße angebunden. Nach Berechnungen der Planer sinkt durch das Vorhaben die Verkehrsbelastung der Nossener Straße auf 800 Autos am Tag. Ein Ausbau der Autobahnauffahrt, die unter anderem zusätzliche Abbiegespuren erhält, soll zusätzliche Kapazitäten schaffen und Rückstaus in den Ort verhindern.

Dass diese Lösung weitgehend alternativlos ist, meinte nicht nur Rottscholl, sondern auch die Mehrzahl der Wilsdruffer Anwohner. Dennoch sah sich der Planer nach seinem Vortrag zahlreichen Vorwürfen ausgesetzt. Die geplante Umgehung verläuft ungünstigerweise einige Hundert Meter nordwestlich der Wohnhäuser am Birkenhainer Weg. Erst vor wenigen Monaten mussten sich die Anwohner trotz jahrelangen Widerstandes damit arrangieren, dass hinter ihren Häusern Bäume gefällt wurden, um Platz für ein neues Wohngebiet zu schaffen. Nun wird die gewohnte Umgebung durch ein zweites Projekt nachhaltig verändert und es gilt, abermals eine bittere Pille zu schlucken.

Für großen Unmut sorgte die Argumentation Rottscholls, dass die Lärmbelastung durch die geplante Umgehung nicht so groß sei, dass Schallschutzwände nötig werden. „Sie können gerne vorbeikommen und bei uns Messungen durchführen“; ärgerte sich Anwohner Wolfgang Walther und verwies auf den Lärm, der bereits von der Autobahn herüberschallt.

Rottscholl stellte daraufhin klar, dass die Lärmbelastung jedes Projektes isoliert betrachtet wird. Dass sich Lärm von verschiedenen Trassen addiere, spiele in der Planung keine Rolle. „Ich werde die Gesetze nicht ändern“, sagte der Planer. Bemerkenswert ist, dass Bauamtsleiter André Börner in diesem Zusammenhang erwog, südlich von der Umgehungsstraße Bäume zu pflanzen, wie es von den Anwohnern schon lange gefordert wird. So könnte die Lärmbelastung langfristig sinken.

Weitere Kritik kam von Anwohnern der Nossener Straße, die vor allem die lange Planungszeit bemängelten. „Man hätte die Katze schon vor einer Ewigkeit aus dem Sack lassen müssen. 20 Jahre lang ist nichts passiert“, ärgerte sich Lutz Kühne. Dass in den kommenden zwei Jahren die Bagger rollen, konnte Planer Rottscholl ihm nicht versprechen. „Das ist eine Aufgabe für den Anfang der 20er-Jahre“, stellte er klar und verwies auf den langwierigen Planungs- und Genehmigungsprozess.