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„Zu den häufigsten Symptomen zählt Luftnot“

Herzschwäche ist weit verbreitet. Doch was passiert, wenn der Motor des Lebens schlappmacht?

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© Egbert Kamprath

Freital/Dippoldiswalde. Herzschwäche kommt öfter vor, als viele denken. In Deutschland sterben immer noch etwa 45 000 Menschen pro Jahr daran. Dabei gibt es ganz einfache Mittel, etwas gegen die Krankheit zu tun, erklärt Dr. Markus Schütz, Chefarzt der Medizinischen Klinik Dippoldiswalde, gegenüber der SZ.

Herr Schütz, wie viele Dippser und Freitaler leiden an Herzschwäche?

Eine Herzschwäche ist der häufigste Grund für eine Krankenhauseinweisung. Zwischen zwei und drei Millionen Patienten gibt es in ganz Deutschland und auch bei uns in den Helios-Weißeritztal-Kliniken sind es mehrere Hundert im Jahr.

Was ist eine Herzschwäche?

Die Herzschwäche ist eine komplexe Erkrankung. Das Herz ist nicht mehr in der Lage, den Körper mit ausreichend Blut und damit mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Ganz grob gesehen, gibt es zwei Arten: Bei der einen Hälfte der Patienten pumpt das Herz schlecht, weil sich der Herzmuskel schlecht zusammenzieht. Bei der anderen Hälfte wird eine Entspannungsstörung diagnostiziert. Dabei füllt sich der Herzmuskel nicht richtig mit Blut. Also beide Phasen des Herzzyklus können gestört sein.

Wie äußert sich die Krankheit?

Zu den häufigsten Symptomen zählt Luftnot, insbesondere unter Belastung. Ist die Herzschwäche leicht ausgeprägt, äußert sich das beim Schneeschippen oder Staubsaugen. Wenn die Krankheit weiter fortschreitet, fällt zum Beispiel schon das Anziehen schwer. In ganz schlimmen Fällen haben die Patienten sogar auch in Ruhephasen Atemnot. Das äußert sich auch im Leistungsmangel, die betroffenen Leute sind oft müde. Zu den klassischen Anzeichen zählen außerdem Wassereinlagerungen in den Beinen.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Wenn jemand diese Beschwerden bemerkt, sollte er das seinem Hausarzt mitteilen, der dann im Regelfall zum Kardiologen überweist. Der Spezialist macht dann einen Herzultraschall. Wird eine Herzschwäche festgestellt, beginnt die Suche nach den Ursachen.

Was sind denn häufige Ursachen für die Krankheit?

In den meisten Fällen ist es eine Mischung aus Bluthochdruck, Übergewicht und zu hohem Blutzucker. Das sind alles Erkrankungen, die zu Gefäßverengungen führen. In der Folge ist die Durchblutung des Herzens schlecht und das führt zur Herzschwäche. Deshalb ist es wichtig, die Ursachen zu bekämpfen. In den Weißeritztal-Kliniken haben wir ein Adipositaszentrum, wo wir uns den stark übergewichtigen Patienten zuwenden. Wenn die richtig abnehmen, ist es faszinierend zu sehen, wie sich die Erkrankungen normalisieren.

Wer gehört noch zur Risikogruppe?

Häufig leiden auch alte Menschen an Herzschwäche. Ein gesundes Herz pumpt täglich 15 000 Liter Blut durch den menschlichen Körper, aber vielleicht nicht 80 Jahre lang.

Wie wird die Krankheit behandelt?

Die Behandlung läuft auf zwei wichtigen Schienen: Das ist eben einerseits die Behandlung der Ursachen, andererseits die Behandlung der Beschwerden. Häufig bekommen die Patienten Medikamente wie Tabletten, die dafür sorgen, dass das überflüssige Wasser ausgeschieden wird. Das Wasser staut sich nämlich nicht nur in den Beinen, sondern in erster Linie in der Lunge. Durch die Tabletten bekommen die Patienten also wieder besser Luft. Außerdem verbessern wir Durchblutungsstörungen durch Katheter oder spezielle Schrittmacher. Im Bereich Herzleistungsschwäche wurden in der Medizin in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht.

Ist Herzschwäche heilbar?

Das hängt von der Schwere der Krankheit ab und davon, wie gut der Mensch mitarbeitet. In jedem Fall kann man den Zustand verbessern.

Was kann vorbeugend getan werden?

Wichtig ist es zu reagieren, bevor die Symptome auftreten. Das Rezept ist ganz einfach: vernünftig und gesund leben. Vor allem Bewegung ist wichtig, fünfmal in der Woche 45 Minuten. Das kann straffes Gehen sein, schwimmen, wandern, mit dem Rad fahren. Ich empfehle jedem, das als festen Bestandteil in den Tagesablauf einzubauen, dann wird es zur Gewohnheit. Außerdem sollten die Menschen gut essen. Lieber bewusst und hochwertig statt billig und viel.

Gibt es Vorsorgeuntersuchungen?

Die Vorsorgeuntersuchungen sind vor allem auf die Erkennung und Behandlung der die Herzleistungsschwäche verursachenden Erkrankungen ausgerichtet. Es wird beispielsweise nach Bluthochdruck und Durchblutungsstörung geschaut.

Auf was sollten Erkrankte achten?

Es gibt viele Medikamente, die Herzpatienten nicht einnehmen dürfen. Vor allem bestimmte Schmerzmittel sind in der Kombination gefährlich. Hingegen ist es ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Leute mit Herzschwäche keinen Sport machen dürfen und sich schonen müssen. Vielmehr sollten sich die Betroffenen kontrolliert bewegen, zum Beispiel in Herzsportgruppen, die es auch in Dippoldiswalde und Freital gibt. Dadurch wird die Belastbarkeit häufig besser.

„Das schwache Herz“ ist Thema am Mittwoch, 15. November, um 17 Uhr, in der Klinik Dippoldiswalde und im Klinikum Freital am Mittwoch, 29. November, um 17 Uhr. Der Eintritt frei, eine Voranmeldung ist nicht notwendig.

Das Gespräch führte Anja Ehrhartsmann.