Merken

Zschoner Mühle reagiert auf Gästeschwund

Die Einnahmen der Gaststube waren unter der Woche schon lange Zeit mies. Nun versucht der Müller einen neuen Weg.

Teilen
Folgen
© André Wirsig

Von Jana Mundus

Die Wanderpause hatte sich Günther Tausch am vergangenen Donnerstag eigentlich etwas anders vorgestellt. Mit seiner Frau Renate war er aus Richtung Pennrich durch den Zschonergrund unterwegs. „Eigentlich wollten wir in der Gaststätte der Zschoner Mühle zu Mittag essen“, erzählt er. Doch diesen Plan mussten sie ändern. Seit Anfang Juli hat das Restaurant nur noch von Freitag bis Sonntag geöffnet. Unter der Woche bleiben die Herdplatten in der Küche kalt. Müller Thomas Winkler hat sich diesen Schritt lange überlegt. Doch letztlich war er unvermeidbar. Das hatte vor allem auch finanzielle Gründe.

Das neue Kassensystem war gnadenlos ehrlich. Seit der Installation konnten die Mühlenmitarbeiter dort genau erkennen, welche Tage finanziell auskömmlich waren und welche nicht. „Montag bis Donnerstag waren Tage mit Verlusten, Freitag bis Sonntag machten wir Gewinn“, erklärt Winkler. Eigentlich sei das schon jahrelang so gewesen. Fast 94 Prozent des Umsatzes kam an Sonn- und Feiertagen in die Kasse. Doch mit dem Schritt, die Gaststätte nur noch am Wochenende zu öffnen, habe man sich schwergetan.

Zugespitzt hätte sich die Lage noch durch die Einführung des Mindestlohns. „Wenn an manchen Tagen nur aller zwei Stunden zwei Essen bestellt werden, musste ich trotzdem Küchen- und Bedienpersonal da haben“, fügt der Mühlenchef hinzu. Auf lange Sicht ein Verlustgeschäft. Von dem Gedanken, eine Gaststätte alle Tage offen zu haben, hätte er sich deshalb verabschiedet. Auch wegen gestiegener Betriebskosten. „Das ist zwar schade, aber angesichts der Lage die einzige Lösung.“

Mit den neuen Öffnungszeiten, freitags ab 15 Uhr und wochenends ab 11 Uhr, sind weitere Änderungen in die Mühle eingekehrt. Die Karte wurde überarbeitet. Künftig soll es verstärkt kreative Angebote für Vegetarier geben. Auch veganes Essen ist geplant. „Der Fleischkonsum sollte maßvoll sein“, nennt Winkler eine Philosophie, der er im eigenen Leben schon seit einiger Zeit folgt. Deshalb ist es ihm wichtig, dass künftig auch Biofleisch auf der Karte steht. Das hat seinen Preis. Dass er damit auch Kritik ernten könnte, ist ihm bewusst. „Einige traditionelle Gerichte bleiben aber natürlich auf der Karte.“

Angst, die Mühle müsse in nächster Zeit dicht machen, müssten die Leute nicht haben. „Wir sind breit aufgestellt“, so der Müller. Nur ein Drittel der Einnahmen wird mit der Gastronomie gemacht. Die Führungen zur Mühlenkunde oder die Vorführungen in der Schaubäckerei bringen zusätzlich Geld. Außerdem beherbergt das Haus das größte private Marionetten- und Puppentheater Sachsens. Zurzeit läuft auch das Sommerkino des Klubs Passage in der Scheune. Dort ist auch der Imbiss untergebracht. Da die Gaststätte nun unter der Woche dicht ist, wurde das Angebot erweitert. Mittwoch bis Freitag ist von 10 bis 18 Uhr geöffnet, am Wochenende von 10 bis 16 Uhr. „Eine ehemalige Mitarbeiterin von mir hat dafür eine Firma gegründet und managt das nun im Alleingang“, freut sich Winkler. Für den kommenden Sommer plant er noch mehr. So soll der kleine Pavillon im Biergarten zum Eisstand werden. Dafür laufen bereits Gespräche mit einem Eishersteller aus der Region. „Wir haben noch viele Idee“, sagt Thomas Winkler. Aufhören wolle er noch lange nicht.

Verabschieden musste er sich allerdings von einem langjährigen Weggefährten. Sein Geschäftspartner Matthias Hubald verließ die Mühle. Vielen ist er durch seine Tätigkeit als Bedienung gut bekannt. „Er hat oft bis zur Selbstausbeutung in der Gaststube gestanden“, erklärt Winkler. Groll hege er wegen des Rückzugs nicht. „Ich wünsche ihm alles Gute.“