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Zipfelzug bleibt noch auf Jahre Wunschtraum

Die Verbindung Liberec-Zittau-Bad Schandau steht im neuen Verkehrsplan. Doch noch ist nicht mal die Strecke klar.

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© Thomas Eichler

Von Petra Laurin und Thomas Mielke

Bad Schandau.Seifhennersdorfs Bürgermeisterin Karin Berndt (parteilos) kämpft seit Jahren dafür, dass die Züge wieder ein Stück weiter fahren – wenige Meter bis zum Bahnhof der Oberlandstadt. Seit Langem schon hält der Trilex aus Richtung Liberec (Reichenberg) und Zittau kurz zuvor an einem Behelfsbahnsteig, weil ein Bahnübergang nicht sicher genug ist. Allerdings wird auch der Behelfsbahnsteig seit inzwischen zwei Jahren nicht mehr angefahren: Weil der Streckenbesitzer eine Prüfung der Gleise nicht zahlen kann oder will, pendeln Busse zwischen Seifhennersdorf und Varnsdorf. Mit einem Zipfelzug könnte für die Seifhennersdorfer vieles besser werden. Die Stadt würde nicht mehr am Ende einer Verbindung liegen, sondern mittendrin – die derzeitigen Probleme müssten für den Start der Linie behoben werden. So wie es etwa mit dem Lückenschluss zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna (Niedereinsiedel) erfolgt ist.

Unterschriften werden gesammelt

Die vom tschechischen Bezirk Usti (Aussig) entwickelte Idee einer durchgehenden Verbindung von Liberec über Zittau, Seifhennersdorf, Rumburk (Rumburg), Schluknov (Schluckenau), Dolni Poustevna (Niedereinsiedel), Sebnitz nach Bad Schandau wird schon seit ein paar Jahren diskutiert. Nun ist das Vorhaben wieder ins Blickfeld gerückt: Der Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (Zvon), der für die Landkreise Bautzen und Görlitz die Eisenbahnverbindungen bestellt, hat den Zipfelzug in den kürzlich vorgestellten Entwurf seines überarbeiteten Nahverkehrsplanes übernommen. In dem Plan finde sich das Thema als Projektidee der tschechischen Kollegen, sagt Zvon-Sprecherin Sandra Trebesius aus Bautzen.

Projektidee heißt, dass es noch keine handfesten Planungen oder Termine und schon gar keine Finanzierung gibt. „Als nächster Schritt ist nach unserem Kenntnisstand eine Machbarkeitsstudie geplant“, so Frau Trebesius. „Die Planungen will der Bezirk Usti über das Verkehrsministerium anschieben.“ Noch nicht einmal die Trasse steht hundertprozentig fest. Die Tschechen hätten gern die kürzeste Verbindung über Seifhennersdorf und Rumburk – wohl wissend, dass zwischen den beiden Städten keine Schienen liegen und ein sechs Kilometer langer Abschnitt neu gebaut werden müsste. Auf deutscher Seite macht sich vor allem Ebersbach-Neugersdorf für die etwas längere, aber vorhandene Strecke über Ebersbach und Jirikov (Georgswalde) nach Rumburk stark. Sogar Unterschriften wurden dafür bereits gesammelt.

Touristischer Effekt

„Das Angebot wäre für die Passagiere zeitlich nicht attraktiv genug“, hält Pavel Blažek, Geschäftsführer der Gesellschaft Korid, die den öffentlichen Verkehr im Kreis Liberec koordiniert, dagegen. Die frühere Verbindung von Rumburk über Ebersbach-Neugersdorf, Eibau bis Seifhennersdorf würde viel mehr Fahrzeit bedeuten. Von Rumburk fahren seit dem Lückenschluss zwischen Dolni Poustevna und Sebnitz vor zwei Jahren wieder Züge bis Bad Schandau und Decin (Tetschen). Diese Züge würden bis Zittau und Liberec verlängert.

Die Tschechen führen mehrere Gründe für den im Volksmund nach dem Schluckenauer Zipfel benannten Zipfelzug an. Blažek erwartet, dass der Neubau des fehlenden Abschnittes zwischen Seifhennersdorf und Rumburg zu einer Renaissance und besseren Nutzung der Eisenbahn führt. Der Hauptvorteil liegt für ihn in der schnelleren Verbindung der beiden Städte Rumburk und Varnsdorf. Sie könnte vor allem von den Menschen, die täglich zur Arbeit oder Schule pendeln, genutzt werden.

Auch eine schnelle Verbindung in die Metropole Liberec gehört dazu. Touristisch ist die Bahn interessant, weil sie Jeschken-, Iser-, Zittauer Gebirge mit Böhmischer und Sächsischer Schweiz verbindet. Den touristischen Effekt sieht auch der Zvon. Zudem sind „für den Zvon aufgrund seiner Lage grenzüberschreitende Verbindungen ein wichtiges Element für das Zusammenwachsen der Region im Dreiländereck“, so Frau Trebesius. Auch Seifhennersdorf spielt bei den tschechischen Überlegungen eine Rolle: „Die existierende Verbindung Varnsdorf–Seifhennersdorf würde von dem Projekt profitieren“, so Blažek. „Dieser Abschnitt würde uns einen Zuwachs von Passagieren sichern und damit auch die langfristige Nachhaltigkeit, denn die Pendler tragen zur Gesamtwirtschaftlichkeit der Strecke bei.