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Zille-Hain verliert Bäume

In dem denkmalgeschützten Park wurden Eichen und Buchen gefällt. Nicht alle haben vorher schlecht ausgesehen.

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© SZ/Sven Görner

Von Sven Görner

Radeburg. In der Stadtratssitzung am Donnerstagabend gab Kerstin Fuhrmann (CDU) Fragen an die Verwaltung weiter, die der Stadträtin in den vergangenen Tagen wiederholt gestellt wurden. Anlass für diese waren die Arbeiten der in Radeburg ansässigen Firma City Forest im Zille-Hain.

Auch an der Buche hat der Pflegeschnitt Schäden sichtbar gemacht.
Auch an der Buche hat der Pflegeschnitt Schäden sichtbar gemacht. © SZ/Sven Görner
Diese jungen Eichen wurden nach dem Tornado 2010 im Zille-Hain gepflanzt.
Diese jungen Eichen wurden nach dem Tornado 2010 im Zille-Hain gepflanzt. © SZ/Sven Görner
Michaela Ritter, Bürgermeisterin von Radeburg: „Wenn der Experte sagt, der Baum sollte gefällt werden, können wir ihn nicht einfach stehenlassen.“
Michaela Ritter, Bürgermeisterin von Radeburg: „Wenn der Experte sagt, der Baum sollte gefällt werden, können wir ihn nicht einfach stehenlassen.“ © Thomas Kube

Mitarbeiter des Unternehmens hatten dort Kronen von Bäumen verschnitten, aber auch rund ein Dutzend gefällt. Keine Nadelbäume, sondern Eichen und Buchen. Kleine, die kaum 40, 50 Zentimeter im Stammdurchmesser waren, aber auch richtig alte, die es auf gut 1,50 Meter gebracht hatten. Das Holz wurde nicht gleich abgefahren und so blieb genug Zeit, um es zu begutachten. „Einige Leute haben sich gewundert, dass die Bäume gefällt wurden, weil sie fanden, dass sowohl die Stämme als auch die Baumscheiben gut aussahen. Sie wollen daher wissen, warum diese Bäume aus dem Park genommen wurden“, sagte die Stadträtin. Zudem gebe es auch Interesse an dem Holz. „Kann das gekauft werden und wenn ja, wo?“, war daher ihre nächste Frage. Und schließlich wollte Kerstin Fuhrmann noch wissen, ob Ersatzpflanzungen geplant sind.

Bürgermeisterin Michaela Ritter (parteilos) sagte, dass die Stadt seit ein paar Jahren einen Vertrag mit der Firma habe. „Ein Baumsachverständiger prüft jährlich die Bäume im Stadtgebiet, die in die Zuständigkeit der Stadt fallen. Insgesamt sind das um die 3 400.“ Dort, wo es notwendig ist, gebe der Experte Empfehlungen, was mit dem jeweiligen Baum gemacht werden sollte. Das können Hinweise für Pflegemaßnahmen sein, um den Baum möglichst noch lange zu erhalten, oder aber auch, der Rat, ihn zu Fällen, weil die Schäden zu groß sind und Gefahr von ihm ausgeht. Für den Laien müssen diese Schäden dabei nicht unbedingt sichtbar sein. „Wenn der Experte sagt, der Baum sollte gefällt werden, können wir ihn nicht einfach stehenlassen“, sagt die Rathauschefin. „Als Stadt haben wir für unsere Bäume die Verkehrssicherungspflicht und müssen alles dafür tun, dass von diesen keine Gefahr ausgeht.“

Sollte es zu einem Schaden kommen, würde sich die Versicherung auch genau ansehen, ob die Bäume regelmäßig begutachtet werden und mit welchem Ergebnis. In Radeburg ist das relativ einfach. Denn die Stadt hatte 2013 nach einer Ausschreibung bei der City Forest GmbH das Anlegen eines Baumkatasters in Auftrag gegeben. Dafür bekam jeder kommunale Baum, nicht nur im Zentrum, sondern auch in den Ortsteilen, eine kleine Metallmarke mit einer Nummer. Unter dieser sind im Computerprogramm nicht nur Standort, Baumart und Alter vermerkt, sondern auch Zustand und Pflegebedarf.

Dass Bäume trotz regelmäßiger Kontrolle und auch Pflege – laut der Bürgermeisterin wendet die Stadt dafür jährlich zwischen 50 000 bis 60 000 Euro auf – immer für Überraschungen sorgen können, hatte ein Fall gezeigt, an den Michaela Ritter erinnerte. Im heißen Sommer 2015 hatte sich zwischen den Hauptästen einer fast 100 alten Eiche auf dem Meißner Berg plötzlich ein gefährlicher Riss gebildet. Da eine Sicherung sehr aufwendig gewesen und direkt neben dem Schulhof trotzdem ein Restrisiko geblieben wäre, wurde der Baum schließlich gefällt.

Was die Ersatzpflanzungen angeht, so sei dafür in der denkmalgeschützten Anlage vorher eine Beratung und Abstimmung mit der Denkmalbehörde erforderlich, sagte die Bürgermeisterin. So war es auch nach dem Tornado 2010 geschehen. Dieser hatte rund 50 alte Bäume umgeworfen und abgebrochen. Etwa eine Handvoll musste dann noch im Zuge der Aufräumarbeiten gefällt werden, weil das Rütteln des Sturmes ihre Wurzeln beschädigt hatte. Nach einem Spendenaufruf wurden mit einem abgestimmten Pflanzplan schließlich im Heinrich-Zille- und im Carola-Hain rund 120 Bäume neu gepflanzt. Linden, Eichen, Buchen, Ahorn, einige Kastanien und wilde Apfelbäume.

Das Holz der jetzt gefällten Bäume wurde im Bauhof der Stadt eingelagert. „Dort kann nachgefragt werden“, sagte Michaela Ritter. Wenn es dafür geeignet ist, solle es allerdings auch für den eigenen Bedarf der Stadt genutzt werden. Etwa zum Ausbessern von Bänken, Aufstellen von neuen oder für andere Sachen.