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Wut auf Müllermilch in Niedersachsen

Zum zweiten Mal droht der Lebensmittelkonzern damit, Arbeit nach Sachsen zu verlagern. Das heizt Ärger über Ost-West-Unterschiede an.

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© Archivbild: dpa

Von Georg Moeritz

Dresden. Protest vor der Feinkost-Fabrik: Mit einer zusätzlichen Demonstration am Tag der Arbeit will die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) gegen Werksverlagerungen von Niedersachsen nach Sachsen demonstrieren. Die Müller-Milch-Gruppe hat angekündigt, vier Betriebe ihres Salat- und Soßenproduzenten Homann mit 1 500 Arbeitsplätzen zu schließen. Dafür soll ein Neubau entstehen, der bis zu 1 000 Stellen neben der Sachsenmilch-Molkerei des Konzerns in Wachau-Leppersdorf schaffen könnte.

Der niedersächsische NGG-Gewerkschafter Uwe Hildebrand sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung, zwischen Sachsen und Niedersachsen bestehe Wettbewerbsverzerrung. Einerseits seien in Sachsen die Löhne niedriger, anderseits zahle der Freistaat angeblich auch noch 25 Millionen Euro für die Investition in Sachsen. Das Wirtschaftsministerium in Dresden bestätigte, dass über die Ansiedlung verhandelt wird. Nach Angaben des Müller-Milch-Sprechers ist Leppersdorf der bevorzugte Standort für eine neue Fabrik, aber die endgültige Entscheidung sei noch nicht gefallen.

Im Jahr 2004 hatte Molkereibesitzer Theo Müller bereits die Käserei Loose mit 130 Arbeitsplätzen in Vienenburg in Niedersachsen geschlossen und die Produktion nach Leppersdorf verlagert. Dort beschäftigt der Konzern jetzt 2 500 Menschen. Die Verlagerung damals hatte auch schon Wut in Niedersachsen ausgelöst. Diesmal fordern Leser auf der Internetseite der Osnabrücker Zeitung die Abschaffung des Solidaritätszuschlags. Ein Schreiber hat den Eindruck, mittlerweile seien die Strukturen im Osten besser als im Westen. Laut Gewerkschafter Hildebrand sieht der Tarifvertrag im Osten 400 bis 600 Euro geringere Löhne vor. Nach Angaben seines Kollegen Volkmar Heinrich in Dresden ist der Leppersdorfer Betrieb nicht an den Tarif gebunden, richtet sich aber teilweise danach.

Müller begründet die Schließung der vier alten Fabriken mit Investitionsstau und Logistik-Problemen. Die Schließung des Werkes in Bad Essen-Lintorf mit gut 200 Beschäftigten im Jahr 2020 war der Belegschaft schon bekannt. In Dissen mit mehr als 1 000 Beschäftigten dagegen wurde nach Verhandlungen mit der Stadt ein Neubau auf einem Standort von 20 Hektar Größe an der Autobahn erwartet.