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Wurden auch in Löbau Flüchtlinge gejagt?

Bautzen steht derzeit im Fokus. Rund ums Löbauer Stadtfest ist aber mehr passiert, als zunächst bekannt wurde.

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© Bernd Gaertner

Von Gabriel Wandt

Die Gerüchte hatten sich gleich am Montag nach dem jüngsten Stadtfest bestätigt: Da suchte die Polizei Zeugen, nachdem sich Flüchtlinge und augenscheinlich rechtsorientierte Deutsche in der Bahnhofstraße drohend gegenüberstanden. Doch während der Stadtfestfeiern ist in Löbau noch mehr passiert, was zumindest zum Teil auch Polizeisprecher Thomas Knaup auf Nachfrage bestätigt.

So berichten Einwohner von weiteren Vorfällen, und in den sozialen Netzwerken kursiert eine Zusammenfassung des Festwochenendes, die die ersten Informationen deutlich übertrifft. Demnach sollen am Stadtfest-Freitagabend offenbar rechtsgerichtete Personen die Gesichter von Flüchtlingen abfotografiert haben, die sich unter die Stadtfestgäste gemischt hatten. Die sollen deutlich gemacht haben, dass sie das nicht wollten, erste Rangeleien seien die Folge gewesen. Nach dem Ende des Stadtfests seien in der Stadt noch rechte Gesänge zu hören gewesen. Das bestätigen Löbauer Einwohner. Die Polizei hat dazu keine Informationen, erklärt Sprecher Knaup. Er teilt aber mit, dass ein 28-jähriger Löbauer, der der Polizei als rechtsmotivierte Person bekannt ist, von einem unbekannten Asylsuchenden ins Gesicht geschlagen worden sein soll. Der Sprecher bestätigt zudem, dass es am folgenden Sonnabend, dem 10. September, auf dem Altmarkt vor der Sparkasse zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen und Einheimischen gekommen sei. Als eine Streife vor Ort eintraf, seien aber keine Personen mehr zugegen gewesen.

Am gleichen Abend haben weiterhin etwa zehn mutmaßlich rechte Personen den Jugendclub Klinik am Theaterplatz aufgesucht. Diese hätten versucht, in die Clubräume zu gelangen, bestätigt der Polizeisprecher. Dazu laufen die Ermittlungen, das Dezernat Staatsschutz führt hier die Untersuchungen. Im Internet ist in diesem Zusammenhang von Drohungen die Rede, auch ein Elektroschocker soll gezeigt worden sein. Der Polizei sind allerdings keine strafbaren Handlungen angezeigt worden, so der Sprecher auf Nachfrage.

Nicht bestätigt bleiben ebenfalls Aussagen, dass Flüchtlinge in der Nacht zum Sonntag durch Löbau gejagt worden sein sollen. So ist es in der Zusammenfassung der Nacht im Internet zu lesen, und so wird es teils auch von Löbauern erzählt. Rund 30 Personen sollen nur rund sechs Asylbewerber über den Altmarkt in Richtung Bahnhof gejagt und mit Steinen beworfen haben. Die Polizei spricht in ihrer Mitteilung von 25 jungen Männern aus dem rechten Spektrum und etwa zehn Bewohnern des Löbauer Asylheims, die sich in der Bahnhofstraße gegenüber gestanden hätten. Hierzu ermittelt ebenfalls der Staatsschutz. Auch nach den ersten Zeugenaussagen sei von Steinewürfen seitens rechter Gruppierungen aber nichts bekannt.

Gleichwohl ist inzwischen ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Landfriedensbruch eingeleitet worden. Dies sei gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Görlitz entschieden worden, so Polizeisprecher Knaup. Das Verfahren läuft derzeit gegen unbekannt. Der Polizei liegen aber offenbar erste Erkenntnisse vor, dass einige der handelnden Personen nicht in Löbau wohnen.