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Wunder auf der Waldwiese

Bei Dauban haben sich auf dem früheren Truppenübungsplatz seltene Pflanzen angesiedelt. Ein wahrer Schatz.

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© Dirk Weis

Von Carmen Schumann

Dauban. Das Naturwunder kann man nur im Juni und Juli genießen. Dann nämlich blüht im Daubaner Wald die wilde Gladiole, auch Dachziegelige Siegwurz genannt. Mit der Gladiolenwiese auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Dauban beteiligte sich das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft an der Wahl zum Naturwunder Deutschlands 2017. Nachdem die Stimmen nun ausgezählt sind, steht es fest: Die Daubaner Gladiolenwiese wurde zum Sieger gekürt. Bis zum 10. September konnte online abgestimmt werden, welche Wiese oder Weide zu den schönsten Naturwundern Deutschlands gehört. 4 446 Personen hatten sich beteiligt. Fast 19 Prozent der Stimmen konnte die Daubaner Gladiolenwiese auf sich vereinen. Der Zweitplatzierte erhielt nur knapp 15 Prozent der Stimmen.

Annett Hertweck ist sehr stolz auf das Ergebnis. Die Geschäftsführerin der Naturschutzstation Östliche Oberlausitz des Fördervereins für die Natur der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft verweist darauf, dass der Bestand der seltenen Pflanzen sich von nur 30 Stück im Jahr 1995 auf mittlerweile 1 300 Stück im vergangenen Jahr vergrößert hat.

Entdeckt wurde die Wiese, auf der die Wilden Gladiolen wachsen, im Jahr 1995 durch die Studentin Eva Kampa, die für ihre Diplomarbeit eine botanische Erhebung auf dem ehemaligen Panzerschießplatz Dauban durchgeführt hatte. Das sei damals eine richtige Sensation gewesen, sagt Annett Hertweck. Die Daubaner Gladiolenwiese gilt als das westlichste und das größte Vorkommen des Dachziegeligen Siegwurzes in ganz Deutschland. Die Pflanze kommt sonst eher in Osteuropa vor.

Dass sich die Wilde Gladiole ausgerechnet hier angesiedelt hat, ist auch darauf zurückzuführen, dass die Nutzung des Daubaner Waldes als Truppenübungsplatz dazu beitrug, dass sich offene Flächen erhalten konnten, die heute tolle Biotope in Form von Feuchtwiesen, aber auch Sandmagerrasen oder Heideflächen bilden. Für die Naturschützer gilt es nun, dafür zu sorgen, dass diese freien Flächen nicht wieder zuwachsen und zu Wäldern werden.

Deshalb müssen die Flächen, so auch die preisgekrönte Gladiolenwiese, regelmäßig gemäht werden. Dabei kann aber keine schwere Technik zum Einsatz kommen, denn die würde auf der feuchten Wiese einsinken. Die meist ehrenamtlichen Helfer des Fördervereins arbeiten deshalb per Hand mit Motorsensen und Einachsmotormähern. Wichtig sei der richtige Zeitpunkt des Mähens. In diesem Jahr erfolgte die Mahd erst vor wenigen Tagen. Denn die Wildgladiolen vermehren sich durch Zwiebelbrut. Je später gemäht wird, desto besser sei das für die Fortpflanzung.

Gleichzeitig müssen die Naturschützer sich auch mit sogenannten Neophyten herumplagen. Das sind Pflanzen, die aus anderen Gebieten eingeschleppt wurden und den heimischen Gewächsen Konkurrenz machen, was bis zur Verdrängung der einheimischen Vegetation führen kann. Im Bereich der Gladiolenwiese ist das vor allem die Spinea. Dieser Spierstrauch wird durch die regelmäßige Mahd und den Abtransport des Pflanzenmaterials vor der Samenreife bekämpft. Somit soll die Vermehrung dieser Konkurrenzpflanze eingeschränkt werden.

Zusammen mit Revierförsterin Gunda Hanke und Annett Hertweck besichtigte jetzt Michael Diekamp vom Betriebsmanagement der Naturerbe-Gesellschaft bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt die Daubaner Gladiolenwiese und überzeugte sich von deren gutem Pflegezustand.