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Wohnungen im Gasthof Krone

Der Baustart ist erfolgt. Zumindest die Hülle des Treffs der Arbeiter von Radebeul kann nach dem jahrelangen Verfall erhalten werden, Kunst auch.

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Von Peter Redlich

Radebeul. Alteingesessenen Radebeulern tat es richtig weh, wie der ehemalige Gasthof Krone an der Ecke Gartenstraße, Turnerweg im Osten der Stadt von Jahr zu Jahr mehr verfiel. Hier trafen sich einst viele aus der Stadt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Arbeiter zu Versammlungen mit heißen Diskussionen um Lohn und Arbeitsbedingungen. Danach war es der Kultursaal und die Essenversorgung der Madaus-Arzneimittelwerke, zu DDR-Zeiten das Klubhaus des Arzneimittelwerkes Dresden. Der Schwof im Ballsaal war der Beginn für manche heute noch bestehende Radebeuler Ehe.

So ist der Zustand derzeit noch: Blick von der Gartenstraße mit dem Haupteingang,
So ist der Zustand derzeit noch: Blick von der Gartenstraße mit dem Haupteingang, © Ventar
Blick in den ehemaligen Ballsaal,
Blick in den ehemaligen Ballsaal, © Ventar
Der alte Schornstein auf der Hofseite soll fallen.
Der alte Schornstein auf der Hofseite soll fallen. © Ventar

Seitdem die Arzneimittelwerke von der Treuhand Anfang der 1990er-Jahre zerschlagen und einzeln verkauft worden waren, gab es keine Verwendung mehr für den Gasthof Krone. Udo Madaus, der Sohn einer der Gründer der Arzneimittelwerke, hat die Immobilie erst zurückgekauft und dann wieder verkauft. Heute ist eine auch in Dresden ansässige Firma namens Ventar Besitzer von Grundstück und Gebäude.

Jahrelang stand das Gebäude jetzt leer. Nur notdürftig wurde es gesichert. Über das undichte Dach drang Feuchtigkeit in den Ballsaal und auf die Bühne. Balken und Einrichtungen faulten. Die letzten Fotos der Firma Ventar belegen den traurigen Zustand.

Das Kulturamt der Stadt rettete zumindest das unter Denkmalschutz stehende Relief des Dresdner Maler Hermann Glöckner. Laute und Harfe und zwei Masken, die von Wein umrankt werden, zeigt das Kunstwerk, welches über dem Eingang an der Ostseite angebracht war.

Seit einigen Tagen sind Bauarbeiter auf dem Areal zugange. Teils mit Abrissarbeiten, teils mit Vorbereitungen fürs neue Aufbauen. In jedem Fall hat der Verfall jetzt ein Ende. Uwe Herrmann, Aufsichtsratsvorsitzender von Ventar, beschreibt, was in den nächsten Monaten passieren soll.

Gerade werden die alten und morschen Balkendecken herausgerissen. Herrmann: „Alles, was der Statik nicht mehr genügt, muss raus.“ Die Säulen aus dem großen Saal nicht. Die werden verkleidet und in die Wohnungen und Treppenhäuser eingebunden. In der Mitte des Daches wird ein großes Atrium Licht ins Gebäude bringen.

Insgesamt 33 Wohnungen sollen in der ehemaligen Krone entstehen. Sie werden Größen von 46 bis 109 Quadratmeter haben. In allen Wohnungen sollen Fußbodenheizungen sein. Versorgt wird das gesamte Gebäude von einem Blockheizkraftwerk im Keller. 36 Stellplätze, davon einer behindertengerecht, werden auf der Südseite des Gebäudes angelegt. Zwölf Plätze für Autos soll es in einer Tiefgarage im ehemaligen Krone-Keller geben.

Über drei Etagen werden die Wohnungen angeordnet – Erdgeschoss, 1. Obergeschoss und Dachgeschoss. Größere Wohnungen oberhalb von 80 Quadratmetern sind in allen drei Ebenen zu finden. Eine Besonderheit im Gebäude wird die neue Nutzung für den Ballsaal und den Bühnenbereich sein. Hier richtet Ventar auf mehreren Ebenen Wohnungen ein, die über den Flur unterm Atrium ihren Zugang haben werden.

Der historische Zugang zum ehemaligen Klubhaus vom Turnerweg an der Ostseite wird auch wieder der Haupteingang sein. Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein Nebenhauseingang vorgesehen. Der frühere Künstlerzugang an der Gartenstraße führt künftig separat zu einer der Wohnungen.

Das Dach bekommt zumeist Naturschiefer als Deckmaterial. Zu einigen Wohnungen wird es Terrassen und Balkone geben, teils als Dachterrassen ausgebildet.

Uwe Herrmann kündigt an, dass erhaltene Schmuckelemente, einige davon aus Sandstein, aufgearbeitet und wieder verwendet werden. Auch die ehemalige Tür zum einstigen Saal wird zum neuen Treppenhaus wieder eingebaut. Die Tür vom Haupt- und vom Künstlereingang soll nach den Vorbildern erneut hergestellt werden. Die Fassade wird eine ähnliche Farbe bekommen, wie die Lofts in den ehemaligen Madaus-Werken an der Gartenstraße gegenüber. Diese wurden ebenfalls von der Firma Ventar ausgebaut.

Die Wohnungen in der Krone wurden zu Preisen von 197 700 Euro bis 469 500 Euro plus Stellplatzpreis angeboten und seien inzwischen alle verkauft, so Herrmann.