Von Marleen Hollenbach
Die Aufregung war groß. Als Bautzens Oberbürgermeister seinen Parkplatz vor dem Rathaus mit einem Schild markierte, teilte das die Bautzener in zwei Lager. Die einen gönnten dem Oberbürgermeister seine Stellfläche. Andere fanden es unfair, beklagten sich über die ParkplatzSituation in der Innenstadt. Tatsächlich verschwinden in den kommenden Jahren Stellflächen. Die SZ hat sich vier Parkplätze im Zentrum näher angesehen.
Die Ausgangssituation: Im Zentrum der Stadt sind die Parkplätze rar
Vor allem während der Vorweihnachtszeit wissen Besucher oft nicht, wohin mit ihrem Auto. Das merkt auch Christian Polkow, der das Kornmarkt-Center und das zugehörige Parkhaus managt. „Die Weihnachtszeit ist ein Schwerpunkt. Es gibt aber auch immer wieder über das Jahr hinweg Tage, wo das Parkhaus belegt oder fast voll ist“, sagt er. Immerhin 330 Autos passen aufs Dach des Einkaufszentrums. Und doch wünscht sich Polkow ab und an mehr Parkmöglichkeiten für die Kunden. Auch die Bewohner der Innenstadt müssen lange nach freien Flächen für ihre Autos suchen. In diesem Jahr hat die Stadt im Zentrum 606 Anwohnerparkkarten ausgeteilt. Allerdings gibt es nur 264 Bewohnerparkplätze.
Fall 1: Die Parkfläche an den Schilleranlagen wurde halbiert
Sechs Monate hat die Stadt die Straße vor den zwei Bautzener Gymnasien grundhaft ausgebaut. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Autos rollen zwischen Bahnhofstraße und Seminarstraße leiser, der Schulweg der Jugendlichen ist mit dem Ausbau sicherer geworden. Nur einen Nachteil hat die Sanierung. Vorher gab es 47 Parkflächen, nun sind es 24. Weil die Flächen anders angeordnet wurden, sind mit einem Schlag 23 öffentliche Parkbuchten verschwunden. Der Bautzener Paul Fuchs gehört zu jenen, welche die Parkplatzsituation rund um den Theaterplatz kritisch bewerten. Viele Schüler des Berufsschulzentrums kommen mit dem Auto, erklärt der 24-Jährige. Für sie gebe es in der Umgebung nicht genügend Stellflächen.
Fall 2: Am Burglehn fehlen ab dem kommenden Jahr 26 Stellflächen
Im März starten die Bauarbeiten zwischen Burglehn und Mönchsgasse. Die Firma Hentschke Bau möchte die Lücke schließen und auf der Fläche ein Haus errichten, in dem vor allem ältere Menschen leben sollen. Damit entfallen jedoch 39 Stellflächen, die derzeit von den Mitarbeitern der Stadtverwaltung genutzt werden. Zwar hat die Baufirma versprochen, dass zum neuen Haus 13 Stellplätze gehören werden. Dennoch sind es dann 26 Parkplätze weniger. Kritisch sieht das Grünen-Stadtrat Claus Gruhl. Vor Jahren war das Grundstück im Gespräch, als es um den Bau eines weiteren Parkhauses ging. „Mit dem Verkauf der Fläche haben wir die Chance vergeben, mit dem Grundstück das Parkplatzproblem in der Innenstadt lösen zu können“, meint er.
Fall 3: Das Parken auf der Brache am Lauenareal könnte ein Ende haben
Auf der Brache gegenüber dem Bautzener Kornmarkt-Center haben sich einige Autobesitzer einen Platz gemietet. Mindestens 40 Fahrzeuge stehen tagsüber dort. Doch wie lange noch? Vor einem Jahr hatte das Unternehmen Säurich & Sassenscheidt eine Bauvoranfrage für jene Grundstücke auf dem Lauenareal gestellt, die dem Unternehmen gehören. Eine seniorengerechte Wohnanlage könnte auf den Flächen am Lauengraben entstehen. Noch ist unklar, ob die Investoren auf dem Areal auch neue Parkflächen schaffen werden.
Fall 4: Bei dem Parkplatz an der Krone entscheidet der neue Eigentümer
Seit November steht die Krone in Bautzen samt Parkplatz zum Verkauf. Momentan verhandelt die städtische Wohnungsbaugesellschaft mit dem Eigentümer über den Kauf der Stadthalle plus den dazugehörigen Stellflächen an der Töpferstraße. „Wenn aber ein anderer Investor kommt, sind die 220 Parkplätze weg“, befürchtet FDP-Stadtrat Mike Hauschild. Noch ist der Ausgang der Verhandlungen offen, die Zukunft der Parkflächen ungewiss.
Fazit: Es wird eng, aber es gibt Hoffnung und einen Geheimtipp
Einige Stellflächen sind verschwunden, andere folgen. Zwar bemüht sich die Stadt darum, freie Fläche als Parkplatz nutzbar zu machen. „Derzeit gibt es allerdings keine brachliegenden Flächen, die Handlungsspielraum zulassen“, erklärt Laura Ziegler von der Pressestelle. Entspannen wird sich die Lage wohl erst, wenn mit der Spreequerung auch die Parkplätze am Protschenberg entstehen. Bis dahin haben Autofahrer eine Chance. Das Parkhaus am Theater ist selten komplett belegt. Sogar für Dauerparker gibt es noch Plätze, erklärt Diana Liebsch von der Betreibergesellschaft.