Merken

Wlan und Rollschuhbahn für Tolkewitzer Schüler

Der alte Straßenbahnhof wird zum modernen Campus. Auch die Anwohner profitieren von dem Projekt.

Teilen
Folgen
© Christian Juppe

Von Sophie Arlet

Viel ist nicht mehr übrig von den riesigen Hallen, die einst den Straßenbahnen als Unterstand dienten. Lediglich an den Eingängen entlang der Wehlener und der Kipsdorfer Straße sind noch Spuren zu erkennen. So werden die Schüler künftig über historisches Pflaster und alte Schienen gehen, wenn sie den Vorplatz ihrer Schule betreten. Vielleicht schaut dann auch gerade der Hausmeister aus dem alten Pförtnerhäuschen heraus. An der Rückseite des Geländes geht man erst durch Bögen, die einst die Giebelwände der Hallen markierten. „Aber das sind Nachbildungen, die Originale waren zu baufällig“, sagt Barbara Dittmer. Sie und ihr Kollege Claus Brusch sind bei der städtischen Stadtentwicklungs- und -sanierungsgesellschaft Dresden (Stesad) für den Bau des neuen Schulcampus Tolkewitz zuständig.

Die Projektleiter Barbara Dittmer und Claus Brusch managen die Großbaustelle.
Die Projektleiter Barbara Dittmer und Claus Brusch managen die Großbaustelle. © Christian Juppe

Bis zu den Winterferien 2018 soll der Komplex mit Gymnasium und Oberschule fertig sein. „In manchen Teilen sind wir fast fertig, in anderen noch im Rohbau“, so Dittmer. Während in einigen der 100 Klassenzimmer schon der Fußboden verlegt ist, hakt es momentan noch an der Fassade. Die Firma hat später als vereinbart angefangen, jetzt muss die verlorene Zeit wieder aufgeholt werden. Der Ausbau der Klassenzimmer geht indes voran. Vorn befinden sich Anschlüsse für interaktive Tafeln. Oben verlaufen dicke Lüftungsschächte, die sich durchs ganze Haus bis aufs Dach schlängeln. Sie versorgen die Klassenzimmer kontinuierlich mit Frischluft und sorgen für ein gutes Raumklima. Zudem kann jeder Raum je nach Lage und Sonneneinstrahlung abgedunkelt werden. „Das wurde alles im Vorfeld berechnet“, so Projektleiter Claus Brusch.

Auf jeder Etage gibt es sogenannte Freilernbereiche, wo sich Schüler für Gruppenarbeiten oder zum gemeinsamen Lernen zurückziehen können. An diesen Punkten wird es Wlan geben, ebenso in der Mensa und der Aula. Die Flure mit ihren Betonwänden sind dem rauen Schulalltag gewachsen. Jeder Lehrer bekommt einen festen Arbeitsplatz in einem Vorbereitungsraum. Für die Pausen gibt es ein großes Zimmer, wo die Kollegen Kaffee trinken und sich treffen und unterhalten können. Die beiden Schulgebäude sind miteinander verbunden, Oberschüler und Gymnasiasten nutzen denselben Eingang, ein großer Flur zieht sich wie ein Boulevard durchs gesamte Erdgeschoss. Auch den Schulhof teilen sich alle. Die Planer hoffen, dass die Schüler hier unabhängig von der Schulart ins Gespräch kommen und Freundschaften entstehen. In den Gebäuden und auch auf dem Außengelände gibt es immer wieder Plätze und Freiflächen, die keinem bestimmten Zweck zugeordnet sind. „Wir wollen einfach viele Flächen anbieten, die dann von den Schülern und Lehrern eine Nutzung bekommen“, so Dittmer. Und die darf gerne wechseln.

Die Schule wird nach einem besonderen Konzept der Nachhaltigkeit gebaut. Dabei geht es einerseits um umweltverträgliche Baustoffe. Die Planer müssen sogar ein Konzept erarbeiten, wie die Materialien recycelt werden, wenn die Schule einmal abgerissen oder umgebaut werden sollte. Damit die Häuser aber über viele Jahre genutzt werden können, werden mögliche Umbauten von vornherein mit einkalkuliert. Sollten sich in den nächsten Jahren die Klassenstärken grundlegend ändern oder aufgrund von neuen Lernkonzepten größere oder kleinere Räume gebraucht werden, können die Zwischenwände schnell versetzt oder ausgebaut werden.

Für den Sportunterricht müssen die Schüler über die Kipsdorfer Straße auf den zweiten Teil des neuen Campus. In dem Bereich wird Tempo 20 eingerichtet. Außerdem gibt es einen Fußgängerüberweg. Auf der anderen Seite erwarten die Kinder und Jugendlichen zwei nagelneue Turnhallen mit vier und zwei Feldern. In der kleineren Halle wird Parkett verlegt, dort kann dann professionell Rollschuh gelaufen werden. Draußen gibt es für die Schüler außerdem einen Fitnessparcours, eine Kugelstoß- und eine Weitsprunganlage. „Wir haben jeden Quadratmeter ausgenutzt“, so Brusch. Nach Schulschluss können beide Hallen von Vereinen genutzt werden. Die größte von ihnen ist wettkampftauglich und hat eine Tribüne für 190 Zuschauer. Nach dem Unterricht ist einer der drei Außenplätze für alle Anwohner offen. Und auch die Aula steht den Tolkewitzern für Abendveranstaltungen zur Verfügung. Bis zur Eröffnung der Schule soll die Wehlener Straße saniert sein. Dann fahren auch wieder Straßenbahnen am alten Bahnhof vorbei.