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Wie weiter in der Wassermühle?

Um mehr Platz in der Gaststube zu schaffen, soll ein Teil der Mühlentechnik abgebaut werden. Das sorgt für Diskussionsstoff in Obergurig.

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© Uwe Soeder

Von Madeleine Siegl-Mickisch

Obergurig. Manchmal wird es eng in der Gaststube der Alten Wassermühle in Obergurig. Zu stark frequentierten Zeiten wie den Wochenenden reichen die Tische mitunter nicht aus, um allen Gästen einen Platz zu bieten. Schon im Frühjahr sind die Wirtsleute daher an die Gemeinde mit ihrem Ansinnen herangetreten: Sie möchten einen Teil der Mühlentechnik abbauen, um zusätzliche Tische aufstellen zu können. Seitdem sorgt das Thema in der Gemeinde für Zündstoff. So hat sich der Oberguriger Heimatverein vehement dagegen ausgesprochen – auch weil sich einige Mitglieder einst selbst sehr dafür eingesetzt hatten, so viel wie möglich aus der alten Mühle zu retten und wieder in das Gebäude zu integrieren. Im Gemeinderat wurden dagegen unterschiedliche Auffassungen geäußert, so gab es auch Verständnis für den Wunsch der Gastwirte.

Doch dann stand die Frage im Raum: Steht die Mühle nicht unter Denkmalschutz? Es folgten Vor-Ort-Termine mit Denkmalschützern vom Landkreis und der Landesdirektion. Infolgedessen steht nun nicht mehr nur das Gebäude an sich unter Denkmalschutz. „Auch die original erhaltene Transmission wurde mit aufgenommen“, erklärt Bürgermeister Thomas Polpitz (CDU). Damit wäre es nicht möglich, daran etwas zu verändern. Der Technische Ausschuss des Gemeinderates hat sich nun laut Polpitz dafür ausgesprochen, gegen diesen Bescheid in Widerspruch zu gehen. Denn in dem Gremium sei man der Meinung, „dass wir uns da was verbauen“.

Für den Erhalt stark gemacht

Armin Wagner, der Vorsitzende des Heimatvereins, kritisiert „die merkwürdige Herangehensweise“. Die Gemeinde sei in Widerspruch gegangen, „ohne uns davon in Kenntnis zu setzen“ – und das, obwohl der Bürgermeister selbst Mitglied im Heimatverein sei. Einige Vereinsmitglieder seien sehr verärgert und hätten schon angekündigt, sich nicht mehr für die Belange der Gemeinde einsetzen zu wollen, wenn es tatsächlich zum Abbau eines Teils der historischen Antriebstechnik kommt. Dieses imposante Ensemble aus Wellen, Rädern und Riemen gibt der vor zwölf Jahren eröffneten Gaststätte ihr besonderes Flair – und erinnert neben dem großen Wasserrad, das sich zu Schauzwecken hinter der Gaststube drehen lässt, an den einstigen Zweck des gut 200 Jahre alten Gebäudes.

Das ist auch ein Verdienst des früheren Oberguriger Bürgermeisters Harald Bayn, der sich für den Erwerb und die Sanierung der einst schon ziemlich verfallenen Mühle stark gemacht hatte. Daran erinnerte Armin Wagners Frau Sonja, die für die Linken im Gemeinderat sitzt. In der jüngsten Sitzung mahnte sie: Einerseits soll jetzt eine Straße nach dem vor fünf Jahren verstorbenen Bürgermeister benannt werden, andererseits wolle man zulassen, dass sein Vermächtnis schwindet.

Auf den Widerspruch hat die Gemeinde inzwischen Antwort. Laut Polpitz wird in dem Schreiben noch einmal begründet, warum die Mühlentechnik unter Denkmalschutz gestellt wurde. Wie die Gemeinde nun damit umgeht, soll nächsten Dienstag im Gemeinderat beraten werden.