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Wie viele Discounter braucht Görlitz noch?

Rewe will auf das Waggonbaugelände ziehen und Diska öffnet im früheren Penny an der Goethestraße.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Matthias Klaus

Der Parkplatz am Markt an der Goethestraße ist schon voll. Allerdings warten hier keine Kundenautos, sondern viele Fahrzeuge von Handwerkern: Maler, Schlosser und, und, und. Am und im Markt wird derzeit heftig gewerkelt. Kein Wunder, die Zeit drängt. Ein großes Schild mit dem Titel „Neueröffnung“ steht an der Einfahrt. Die soll am 1. Juni sein. Die Edeka-Gruppe versucht nun mit ihrer Marke Diska ihr Glück an der Goethestraße. Penny, gehörend zur Rewe-Gruppe, hatte dort erst 2009 einen Markt eröffnet. Damals verkaufte Tengelmann seine Plus-Märkte, die Marke sollte eigentlich auch an die Goethestraße ziehen. Am Ende wurde der Markt aber als Penny eröffnet und schon 2015 wieder geschlossen. Aus „wirtschaftlichen Gründen“, wie es damals von dem Unternehmen hieß.

Kommt so ein XL-Markt der Rewe-Gruppe ins frühere Werk 1? Der hier Abgebildete steht in Niesky.Irgendwann reicht es doch
Kommt so ein XL-Markt der Rewe-Gruppe ins frühere Werk 1? Der hier Abgebildete steht in Niesky.Irgendwann reicht es doch © André Schulze

Inzwischen plant Rewe jedoch noch einen größeren Wurf in der Görlitzer Innenstadt. Die Firma will mit einem Markt auf das ehemalige Waggonbaugelände, Werk I an die Christoph-Lüders-Straße ziehen. Das bestätigt Rathaus-Sprecher Wulf Stibenz. Die Stadtverwaltung, der städtische Großvermieter Kommwohnen und Rewe seien dazu in „enger Abstimmung“. Von verwaltungstechnischer Seite ist nach den Beratungen im Ausschuss für Wirtschaft und Stadtentwicklung, dem technischen Ausschuss nun die Beschlussfassung im Stadtrat am 1. Juni geplant, so Wulf Stibenz. Das betroffene Areal ist rund zwei Hektar groß. Stimmen die Räte zu, wäre der „Aufstellungsbeschluss“ gefasst, so der Rathaussprecher.

Der Markt zielt auf die Fläche zwischen dem künftigen soziokulturellen Zentrum und der Polizeidirektion. „Neben der städtebaulichen und verkehrstechnischen Aufwertung des Gebietes würde zugleich die Nahversorgung der Einwohner in dem Gebiet verbessert“, teilt Wulf Stibenz mit. In der Nähe gibt es bereits einen Aldi-, Lidl- und Netto-Markt, beide ebenfalls an der Christoph-Lüders-Straße, Aldi hat einen Markt an der Pontestraße. Rewe möchte dazu einen Markt mit 1 900 Quadratmetern Fläche setzen. Dies erfordere ein komplexes Genehmigungsverfahren, heißt es aus dem Rathaus. Unter anderem wird die Verkehrssituation innerhalb des ehemaligen Waggonbaugeländes Werk I und im Bereich der Christoph-Lüders-Straße untersucht. Die Vorzugsvariante der ersten Planungen sehe eine Verlagerung der Busparkplätze vor. Zusätzlich zur bestehenden Einfahrt soll der Rewe-Markt eine separate bekommen. Zunächst gibt es aber eine Bürgerbeteiligung, eine öffentliche Auslegung der Pläne, und auch das Landratsamt müsste dem Vorhaben zustimmen. Die Fläche für die Nahversorgung der Görlitzer mit Lebensmitteln beträgt derzeit etwa 33 000 Quadratmeter. So steht es im Stadtentwicklungskonzept vom vergangenen Jahr. 39 Prozent davon nehmen demnach die Discounter, eben wie Rewe & Co., ein. In dem Papier wird bemängelt, dass es in Görlitz nur drei Supermärkte gibt, Marktkauf und die beiden Kaufländer. „Unausgewogen“ sei das Verhältnis, heißt es im Stadtentwicklungskonzept des vergangenen Jahres. Das könnte sich mit dem neuen Rewe ändern – wenn es ein Rewe XL wird, so wie beispielsweise in Niesky. Für Görlitz ist auf jeden Fall schon ein Backshop und ein Café im Gespräch.

Bisher sei die Nahversorgung in Görlitz „größtenteils preisorientiert und weniger qualitätsorientiert“, heißt es im Stadtentwicklungskonzept. Und: Grundsätzlich sei die Angebotsdichte im Stadtgebiet bereits als hoch einzuschätzen. Rewe habe jedenfalls Interesse an einer „zielorientierten Planung und gemeinsamen Umsetzung“ gezeigt, so Stadtsprecher Wulf Stibenz. Ein „bau- und verwaltungstechnischer Einfluss“ auf das angedachte soziokulturelle Zentrum bestehe nicht.

Am 30. Mai, 17 Uhr, findet in der Jägerkaserne, Hugo-Keller-Straße 14, Raum 350, eine öffentliche Informationsveranstaltung zum Thema Rewe im Waggonbau statt.