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„Wie ein Waldbrand im Zeitlupentempo“

Förster Michael Weber merkt, wie sich der Japanische Knöterich breitmacht. Schuld sind leichtfertige Gartenbesitzer.

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© Markus van Appeldorn

Von Markus van Appeldorn

Lawalde. Die Invasion trägt ein grünes Gewand. Förster Michael Weber steht in einer wilden Plantage im Wald bei Lawalde und weist auf die gut drei Meter hohen Halme mit dem ausladenden Laubdach. „Japanischer Knöterich“, sagt er, „ein Teufelszeug im Wald. Wo der sich breitmacht, gedeiht nichts anderes mehr.“ Das dichte Laubdach des Knöterichs verschattet den Boden.

Der Förster könnte in seinem Revier rund um Löbau Dutzende Stellen benennen, an denen solche Knöterich-Plantagen Jahr für Jahr größer werden. Meistens liegen sie am Waldrand, nahe einer Straße. Und das ist kein Zufall. „Der Knöterich tritt überall dort auf, wo die Gelegenheit genutzt wird, Gartenabfälle in den Wald zu kippen“, sagt Michael Weber. Viele Menschen würden glauben, Gartenabfälle seien schließlich auch Grünzeug, das könne dem Wald nicht schaden. In Wahrheit schleppen sie einen Wald-Killer ein. Ebenfalls im Wald bei Lawalde haben Menschen in einem aufgelassenen Steinbruch jahrelang irgendwelchen Müll und Gartenabfälle verklappt. An der Stelle wächst heute auf gut einem Hektar Fläche der Japanische Knöterich in Monokultur. „Der Japanische Knöterich verhindert die natürliche Waldverjüngung. Das ist wie ein Waldbrand im Zeitlupentempo“, sagt Weber.

Denn die Pflanze gehört gar nicht hierher. Als Zierpflanze fand sie einst den Weg in die heimischen Gärten. Weil in Europa nur weibliche Pflanzen des Knöterichs existieren, kann er sich über die Blüte nicht vermehren – aber vegetativ. Und das tut sie rasend. „Schon ein kleines Teil der Pflanze, ein Stück abgeschnittener Halm reicht, dass der Knöterich keimt und wächst“, erklärt der Förster. Gelangt ein Stück in den Wald, sei die Invasion kaum noch aufzuhalten. Und der Knöterich ist gewissermaßen hoch ansteckend. „Wenn ein Stückchen im Reifen eines Fahrzeugs hängen bleibt oder im Mähwerk eines Arbeitsfahrzeuges, wird die Plage schon verschleppt“, sagt er.

Noch schlimmer sei die Verbreitung entlang von Gewässern. „Wenn jemand am Rand eines Bachs so was abkippt, trägt der Bach das weiter.“ Die Folgen seien unübersehbar: „Entlang des Löbauer Wasser oder auch der Mandau bei Zittau hat sich der Knöterich breitgemacht und zerstört die natürliche Ufervegetation.“Den Schaden, den der Knöterich anrichtet, kann Förster Weber gar nicht beziffern. „Wir sind dem mal mit einer großen Zahl von 1-Euro-Jobbern zuleibe gerückt“, erzählt Weber. Nur mechanisch könne man die Pflanze vernichten. Selbst die Erde, in der der Knöterich wurzelt müsse abgetragen werden.

Jetzt im Herbst, wenn die Blätter fallen, haben die Leute wieder Hochkonjunktur, die ihre Gartenabfälle in den Wald bringen. Denn das Laub muss weg. Eine Satzung der Stadt Löbau verpflichtet die Anwohner, auch die Gehwege von Laub zu befreien. Förster Michael Weber rät Gartenbesitzern: „Das Sinnvollste ist, das Laub auf kleine Haufen zusammenzukehren und einfach liegenzulassen.“ Was nicht in die Biotonne passe, sollten die Menschen zu Kompostieranlagen bringen. Er wünscht sich, dass Gartenbesitzer auch den Japanischen Knöterich aus ihren Gärten verbannen. „In der Schweiz ist der Handel mit der Pflanze sogar schon verboten“, sagt er.

Zusätzlich bietet die Entsorgungsgesellschaft Görlitz-Löbau-Zittau (EGLZ) Laubsäcke aus Papier an. Die gibt‘s für 3,12 Euro etwa beim Wertstoffhof Lawalde. Man kann sie neben die Biotonne stellen.