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Wie ein Pass zum Problem wird

Uma Zimmermann aus Görlitz hat den Jahreswechsel in ihrer alten Heimat Indien verbracht. Dann durfte sie nicht wieder ausreisen.

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© Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.c

Von Ingo Kramer

Görlitz. Fünf Jahre ist Uma Zimmermann nicht in ihrem Geburtsland Indien gewesen. Jetzt aber hat die Betreiberin des Café Oriental in der Nikolaistraße alles auf eine Karte gesetzt: In der westindischen Stadt Pune wollte sie ihre Schwestern besuchen, aber auch Weihnachten, ihren Geburtstag und Silvester verbringen. Vom 22. Dezember bis zum 2. Januar sollte die Reise dauern.

„Und dann habe ich schon bei der Ankunft erfahren, dass ich keinen gültigen Pass habe.“ Da sie nun einmal da war, wurde sie zwar reingelassen, aber die Wiedersehensfreude hielt nur die ersten zwei Tage. Dann begann die Arbeit, einen neuen Pass zu bekommen, mit dem sie wieder ausreisen darf. Das Problem: Ihr bisheriger indischer Pass ist 27 Jahre alt. Die indische Botschaft in Berlin hat ihn bis November 2018 verlängert, aber niemand hat Uma Zimmermann gesagt, dass der Pass nicht maschinenlesbar ist, aber genau das inzwischen in Indien gefordert wird.

Einen deutschen Pass hat die Görlitzerin, die seit 27 Jahren in Deutschland lebt, nicht. „Dazu hätte ich meine indische Staatsbürgerschaft aufgeben müssen, aber das wollte ich nicht“, sagt sie. Außerdem gab es bisher nie Probleme: Noch im vorigen Sommer war sie auf der Aida in einigen Mittelmeerländern unterwegs, ohne dass der alte Pass beanstandet worden wäre.

Nun aber musste schnell ein neuer her. Dafür brauchte die Görlitzerin ein indisches Konto, eine dortige Versicherungsnummer und noch vieles mehr. „Manches habe ich nicht, weil ich ja nicht dort lebe“, sagt sie. Was sie aber hat, ist ein Schwager mit guten Beziehungen: „Er kennt alle höheren Mächte, hat alle Hebel in Bewegung gesetzt.“ Das Hauptproblem für Uma Zimmermann: Sie sollte ganz ruhig bleiben, wie sich das für eine Frau in Indien gehört. Das aber kann sie nach all den Jahren in Deutschland nicht mehr: „Ich habe den Offizieren Fragen gestellt.“ Letztlich aber war ihr Schwager erfolgreich: Binnen kurzer Zeit haben die Inder ein biometrisches Foto von der Görlitzerin gemacht, ihre Fingerabdrücke genommen – und am Sonnabend kam der neue Pass mit der Eilpost, nur vier Tage nach ihrer geplanten Heimreise.

Sie buchte den erstbesten Flug am Sonntag, war Montagabend in Görlitz – und eröffnete am Dienstagabend wieder ihr geliebtes Café Oriental. „Meine Freunde und Gäste haben mir die Daumen gedrückt, dass es schnell geht“, sagt sie – und ist glücklich, wieder in Görlitz zu sein.